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Fällt die Ernte aus? Risiko für knappe Lebensmittel steigt


Was wäre wenn?
Knappheit, Konflikte, Unterernährung: Risiko für gleichzeitige Ernteausfälle steigt

  • Dorothea Meadows
Von Dorothea Meadows

Aktualisiert am 31.07.2023Lesedauer: 2 Min.
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Erntereifer Weizen leuchtet auf einem Getreidefeld (Archivbild): In den USA haben sich Forscher jetzt mit dem systematischen Risiko von Ernteausfällen beschäftigt. (Quelle: Arne Dedert/dpa/Archivbild/dpa-bilder)

Dass mal eine Ernte ausfällt, ist normal. Aber was, wenn in vielen Regionen der Welt gleichzeitig die Ernte vernichtet wird?

Dass wegen schlechten Wetters Ernten ausfallen, ist ein Problem, das so alt ist, wie die Menschheit selbst. Lokal gesehen, haben Ernteausfälle im Laufe der Geschichte Hungersnöte nach sich gezogen. Dabei gibt es viele Faktoren, die eine Ernte negativ beeinflussen oder gar vernichten können. Dazu gehören Dürre, Kälte, Hochwasser oder Schädlingsbefall.

Was, wenn weltweit Ernten ausfallen?

Mit dem Klimawandel steigt in der Zukunft allerdings die Wahrscheinlichkeit, dass es zeitgleich in mehreren Regionen zu Ernteausfällen kommt und die Ernährungssicherheit in vielen Ländern damit ernsthaft bedroht wäre. Davor warnt jetzt ein Forschungsteam der Columbia University in den USA im Fachmagazin "Nature Communications".

Die Wissenschaftler um den Analytiker Kai Kornhuber untersuchten, mit welchen Ernteeinbußen gleichzeitige Extremwetterereignisse in der Vergangenheit verbunden waren und welche Änderungen im Zuge des Klimawandels zu erwarten sind. Sie konzentrierten sich in ihrem Bericht auf die Feldfrüchte Weizen und Mais, die hauptsächlich in Nordamerika, Westeuropa, Osteuropa, Indien und Ostasien produziert werden.

Hungersnöte und Kriege drohen

Die Forscher malen ein düsteres Bild. "Gleichzeitige Ernteausfälle in wichtigen Anbauregionen stellen ein systemisches Risiko dar, da die damit verbundenen steigenden Nahrungsmittelpreise zu Konflikten und Unterernährung in Ländern führen können, die auf Importe angewiesen sind", schreiben die Studienautoren in der Fachzeitschrift.

Das Team um Kornhuber suchte in historischen Daten (1960 bis 2014) nach Ereignissen, bei denen mehr als eine Kornkammer niedrige Erträge erzielte und die mit Rossby-Wellen zusammenhingen. Es ermittelte anhand mehrerer Modelle, dass bei Rossby-Wellen mit sieben Wellenbergen die Weizen- und Maisernte in Ostasien um bis zu sieben Prozent niedriger lag, in Nordamerika um sechs Prozent und in Osteuropa um drei Prozent. Bei Rossby-Wellen mit fünf Bergen waren es 3,7 Prozent weniger in Osteuropa und zwei Prozent weniger in Nordamerika.

Was sind Rossby-Wellen?

Rossby-Wellen sind großräumige Wellenbewegungen in der Atmosphäre. Sie werden vom Jetstream ausgelöst und können Tief- oder Hochdruckgebiete über einen langen Zeitraum in einer Region festhalten und so für extremen Niederschlag oder extreme Trockenheit sorgen.

Die Forscher schauten auch in die Zukunft und simulierten die künftige Entwicklung für die Jahre 2045 bis 2099. Hier steigt ihren Angaben nach, bei sehr stark steigendem Kohlendioxidausstoß, das Risiko von hohen Ernteverlusten besonders, wenn bei Sieben-Berge-Rossby-Wellen Nordamerika und Ostasien betroffen sind.

Bei Fünf-Berge-Rossby-Wellen erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für hohe Ernteverluste demnach, wenn einerseits Nordamerika und Osteuropa sowie andererseits Indien und Westeuropa betroffen sind. Heißt: Der Klimawandel erhöht das Risiko von gleichzeitigen regionalen Ernteausfällen.

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Deutschland kann eigenen Bedarf an Weizen noch decken

Deutschland kann nach Angaben des Statistischen Bundesamtes seinen Weizenbedarf durch den eigenen Anbau decken. Lediglich beim Mais als Futtermittel ist die Bundesrepublik auf Importe angewiesen. Im Jahr 2022 wurden rund 3,2 Millionen Tonnen Mais auf den deutschen Markt eingeführt.

Bei anderen Lebensmitteln ist Deutschland aber abhängig von der Produktion in anderen Ländern der Welt, zum Beispiel bei Tomaten. Ein aktuelles Beispiel: In Berliner DM-Drogeriemärkten fehlen zurzeit Tomatenkonserven der Bio-Eigenmarke im Verkaufsregal. Ein Schild verweist darauf, dass es im Herkunftsland wegen Trockenheit zu Ernteausfällen kam und das Produkt deshalb nicht verfügbar sei. Wir als Verbraucher können ganz einfach auf ein anderes Produkt umsteigen, müssen vielleicht tiefer in die Tasche greifen. Aber was wäre, wenn die Tomatenernte überall auf der Welt leidet ...

Verwendete Quellen
  • Nature Communications: "Risks of synchronized low yields are underestimated in climate and crop model projections" (englisch)
  • Material der Nachrichtenagentur dpa
  • eigene Recherche
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