Ist teurer immer besser? Nein. Denn hinter vielen No-Name-Produkten und Eigenmarken der Supermarktketten und Discounter stecken Hersteller bekannter Marken. Auf den ersten Blick ist jedoch nicht erkennbar, wer zu wem gehört.
Markenprodukte sind besser in der Qualität und somit auch im Geschmack und die No-Name-Varianten sind eher geschmacklos und ungesünder – so lautet die Meinung vieler. Aber stimmt das wirklich?
Welcher Hersteller steckt hinter dem Markenprodukt?
Edeka ("Gut & Günstig"), Real ("TiP"), Rewe ("ja!") und Kaufland ("K-Classic") sind die bekanntesten Eigenmarken der großen Supermärkte. Diese No-Name-Produkte stehen häufig direkt neben den teuren Originalprodukten – sind allerdings um bis zu 30 Prozent günstiger. Doch häufig ist der Preis der größte Unterschied – denn Zutaten und Qualität sind oft ähnlich oder sogar gleich. Kein Wunder, denn viele große Hersteller produzieren sowohl für ihre eigenen, bekannten Marken, als auch für das Eigensortiment der Supermärkte.
Bauer Milch stellt beispielsweise Molkereiprodukte für Kaufland, Netto und Rewe her. Campina produziert teilweise für Lidl und von Hansano kommen unter anderem Produkte für Netto, Penny und Kaufland – allerdings mit den Labels der Eigenmarken. Frosta produziert Tiefkühlware für nahezu alle Handelsketten.
Sind Handelsmarke und Original immer identisch?
Oft, aber nicht immer, ist die Handelsmarke identisch mit dem Original. Einige Produkte stammen zwar aus demselben Haus, haben aber leicht abweichende Rezepturen, beziehungsweise werden mit günstigeren Zutaten hergestellt.
Bei Molkereiprodukten zeigen sich die größten Unterschiede: Beispielsweise wird ein Markenmilchreis mit Vollmilch zubereitet, wohingegen das Gegenstück – vom gleichen Hersteller – mit Magermilch und Sahne produziert wird. Teilweise wird auch nur Magermilchpulver statt Mager- oder Vollmilch verwendet. Auch der Anteil an Früchten im Fruchtjoghurt, an Fett in der Frischmilch oder an Fleischware in Feinkostsalaten ist beim Markenprodukt häufig höher als beim No-Name-Gegenstück. Durch all diese Maßnahmen können die No-Name-Produkte wesentlich günstiger als die Markenware produziert werden.
So können Sie die Hersteller enttarnen
Bei Milch- und Molkereiprodukten können Sie mit einem Trick schnell erkennen, welches große Unternehmen hinter der Eigenmarke der Supermärkte und Discounter steckt: die staatliche Veterinärkontrollnummer. Sie steht auf der Verpackung jedes Milch- und Molkereiproduktes. Um herauszufinden, von welchem Hersteller das Produkt ist, müssen Verbraucher diese Nummer lediglich in das Formular des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit eingeben. Doch nicht nur auf Milchprodukten ist die staatliche Veterinärkontrollnummer vorhanden. Es gibt auch weitere tierische Produkte, auf denen sie vermerkt ist.
Kennzeichnung: Auf der Buttermilch von Müller und von Lidl befindet sich dieselbe Veterinärkontrollnummer. (Quelle: t-online)
Einen weiteren Hinweis liefert die Herstelleradresse. Beispielsweise stehen bei der frischen Pasta aus dem Kühlregal sowohl bei dem Markenprodukt von Steinhaus als auch bei der Rewe-Eigenmarke dieselbe Herstelleradresse auf der Rückseite. Auch ein Blick auf das Impressum des Unternehmens lohnt sich. So ist zum Beispiel bei dem Snack-Hersteller Top Snack GmbH (unter anderem Produzent der Teddy-Hit Kartoffelsnacks) vermerkt, dass diese durch die Intersnack Knabber-Gebäck Verwaltungs-GmbH (unter anderem Produzent der Pom-Bären) vertreten wird.
Einige Unternehmen gehen auch offen damit um, dass sie unter zwei Namen produzieren, beispielsweise die Frosta AG. Auf der Internetseite des Tiefkühlkostherstellers findet sich sowohl die Frosta Tiefkühlkost GmbH als auch die Copack Tiefkühlkost Produktionsgesellschaft mbH. Das Subunternehmen des bekannten Herstellers beliefert unter anderem Aldi, Edeka und Rewe mit Tiefkühlprodukten – gekennzeichnet als Eigenmarke der Supermärkte. Hierfür verwendet der Hersteller laut eigener Angaben jedoch andere Rezepturen – teilweise auch Zusatzstoffe.
Werden das Markenprodukt als auch die preiswerte Kopie im gleichen Werk hergestellt, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass sie auch denselben Inhalt haben. Einen weiteren Hinweis liefert daher auch die Zutatenliste.
Gouda: Nur diese Sorte stammt aus derselben Molkerei. (Quelle: t-online)
Darum sind Markenprodukte teurer als Eigenmarken
Nicht immer lässt sich die Preisdifferenz anhand der unterschiedlichen Zusammensetzung der Zutaten erklären. Teilweise werden die Markenprodukte im Handel zu einem höheren Preis angeboten, um die Weiterentwicklung der Ware und das (eigene) Image des Unternehmens auch durch Werbung finanzieren zu können.
Konkurrenzkampf im Supermarktregal
Die Produktvielfalt der Eigenmarken wird immer größer. Studien zufolge liegt ihr Marktanteil mittlerweile schon bei einem Drittel. Denn nicht nur Produkte von "ja!", "Gut & Günstig" oder "TiP", sondern auch die hauseigenen Premium- und Bio-Marken zählen dazu. Viele Markenhersteller verärgert dieser Trend. Denn zum einen investieren sie viel Zeit und Geld in die Entwicklung neuer Produkte, zum anderen ist der Aufbau der eigenen Marke aufwendig. Darüber hinaus können die Supermärkte und Discounter auf die Markenhersteller großen Druck ausüben: Die No-Name-Produkte steigern den Absatz der Unternehmen – die Hersteller sind somit abhängig davon. dass Edeka, Rewe, Kaufland und Co. diese Ware auch abnehmen. Die Supermärkte und Discounter wiederum können für die Produktion ihrer Eigenmarken ein anderes Unternehmen anfragen.
Käsekuchen: Goldstein GmbH ist eine Tochterfirma von Coppenrath & WIese. (Quelle: t-online)
Überblick: Markenprodukt als No-Name-Doppelgänger
In der Tabelle sind unter anderem Hersteller von Markenprodukten aufgeführt, die öffentlich erklären, dass sie Produkte für die Eigenmarken großer Supermarktketten herstellen. Andere Produktkopien wurden wiederum mithilfe der Veterinärkontrollnummer, der Herstelleradresse oder der Informationen im Impressum gefunden.
Aldi
Eigenmarke | Markenprodukt / Markenhersteller |
---|---|
Jaffa Cake | Die Griesson - de Beukelaer GmbH & Co. KG |
Sonniger O-Saft | Hohes C (Eckes-Granini Group) |
Biscotto | Bahlsen GmbH & Co. KG |
Biscotto | Bahlsen GmbH & Co. KG |
Delmora | Henkell & Co. Sektkellerei KG |
Produkte des Herstellers Sweetland | Katjes Fassin GmbH & Co .KG |
Ursi | Müller (Molkerei Alois Müller GmbH & Co) |
Scholetta | August Storck KG |
Feurich | Lorenz Bahlsen Snack-World GmbH & Co KG |
Sontner | Müller (Molkerei Alois Müller GmbH & Co) |
Mümmelmann | Underberg-Gruppe |
Goldähren | Brandt Backwaren Vertriebs GmbH |
Delicato | Homann Feinkost GmbH |
Almare | Nadler Feinkost GmbH |
Edeka
Eigenmarke | Markenprodukt / Markenhersteller |
---|---|
Edeka Bio | Gläserne Molkerei |
Gut & Günstig | Müller (Molkerei Alois Müller GmbH & Co) |
Edeka | Lactalis Deutschland GmbH |
Rewe
Eigenmarke | Markenprodukt / Markenhersteller |
---|---|
Rewe Beste Wahl | Steinhaus GmbH |
Ja! | Ültje GmbH |
Ja! | Patros (Hochland Deutschland GmbH) |
Penny
Eigenmarke | Markenprodukt / Markenhersteller |
---|---|
Mitakos | Apostel Griechische Spezialitäten GmbH |
Elite | Hansano Upahl / Arla |
Penny | Hansano Upahl / Arla |
Lidl
Eigenmarke | Markenprodukt / Markenhersteller |
---|---|
Favorini | Josef Manner & Comp. AG |
Grafschafter | Golden Toast GmbH |
Gold Advocaat | Verpoorten GmbH & Co. KG |
Lord Nelson Tea | Teekanne GmbH & Co. KG |
Sondey | Griesson – de Beukelaer |
Dulano | Herta GmbH |
Wurzener | Griesson – de Beukelaer |
Kaufland
Eigenmarke | Markenprodukt / Markenhersteller |
---|---|
K-Classic | Frico (FrieslandCampina) |
K-Classic | Maggi GmbH (Nestlé S. A.)
|
real
Eigenmarke | Markenprodukt / Markenhersteller |
---|---|
real Quality
| Emmi AG
|
real Quality
| Mövenpick Holding AG
|
TiP
| Nadler Feinkost GmbH
|
Gutes Land | Brunch (Savencia Fromage & Dairy Deutschland GmbH ehem. Bongrain Deutschland GmbH) |
Anmerkung: Bei den aufgeführten Unternehmen kann es sich teilweise auch um Tochterunternehmen handeln. Die Rezepturen müssen daher nicht vollkommen identisch sein.
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