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Sommerzeit: Wie es nach der EU-Umfrage zur Zeitumstellung weitergeht


Wie es nach der EU-Umfrage zur Zeitumstellung weitergeht

dpa, Michel Winde

Aktualisiert am 17.08.2018Lesedauer: 3 Min.
Uhren: Die EU-Umfrage zur Zeitumstellung ist abgeschlossen.Vergrößern des BildesUhren: Die EU-Umfrage zur Zeitumstellung ist abgeschlossen. (Quelle: Jane Barlow/PA Wire/dpa)
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Das Interesse war riesig: 4,6 Millionen Europäer haben an einer EU-weiten Onlineumfrage zur Zeitumstellung teilgenommen. In der Nacht zum Freitag ist sie zu Ende gegangen. Haben die Bürger in der Diskussion um den Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit das letzte Wort?

Die einen freuen sich über lange Sommerabende, andere klagen über den Eingriff in ihren Biorhythmus. Mindestens zweimal im Jahr kocht die Diskussion um die Zeitumstellung in der EU hoch. Die EU-Kommission hat nun die Europäer gefragt, was sie vom Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit halten. Nach rund sechs Wochen lief die Onlineumfrage in der Nacht zum Freitag aus. 4,6 Millionen Menschen haben daran teilgenommen, der bisherige Rekord solcher Umfragen lag bei 550.000. Wie könnte es jetzt weitergehen? Fragen und Antworten im Überblick:

Warum gab es diese Bürgerkonsultation überhaupt?

Die Zeitumstellung ist schon lange umstritten. Zuletzt machte das Europaparlament Druck. Die Abgeordneten forderten die EU-Kommission im Februar dazu auf, Vor- und Nachteile unter die Lupe zu nehmen – und die Regelung gegebenenfalls abzuschaffen. Aber auch mehrere EU-Länder äußerten Bedenken. Litauen, Estland und Lettland sprachen sich ebenso für eine Abschaffung aus wie Finnland.

Anfang Juli schaltete die EU-Kommission die Bürgerbefragung frei. EU-Bürger konnten angeben, ob sie künftig ohne Zeitumstellung leben möchten – und wenn ja, ob sie Winter- oder Sommerzeit bevorzugen. Auf Grundlage der Ergebnisse sowie anderer Studien und Meinungen will die Brüsseler Behörde entscheiden, ob sie einen Vorschlag zur Abschaffung der Zeitumstellung vorlegt. Sollte die Zeitumstellung in der EU abgeschafft werden, könnte jedes Land für sich entscheiden, ob es dauerhaft die Sommer- oder Winterzeit haben will.

Warum gibt es diesen Wechsel überhaupt?

Das Tageslicht soll so besser genutzt werden. In Deutschland gab es die Sommerzeit schon mehrfach. Zuletzt wurde sie 1980 wieder eingeführt. Unter dem Eindruck der Ölkrise von 1973 hatte man die Hoffnung, so Energie sparen zu können. Ein weiterer Grund war die Anpassung an die Nachbarländer, die diese Regelung schon hatten. Seit 1996 gibt es eine einheitliche EU-weite Regelung. Seitdem beginnt die Sommerzeit Ende März und hört Ende Oktober auf. In dieser Zeit ist es abends eine Stunde länger hell – ein Plus für jede Gartenparty.

Was versprechen sich Gegner der Zeitumstellung von einer Abschaffung?

Sie argumentieren, dass tatsächlich keine Energie gespart wird. So schalten die Deutschen laut Umweltbundesamt zwar im Sommer wegen der Zeitumstellung abends seltener das Licht an – im Frühjahr und Herbst wird morgens allerdings mehr geheizt. Mediziner sehen zudem Risiken für die Gesundheit. Empfindsame Menschen könnten Probleme mit dem Hin und Her haben – samt Schlafstörungen und Appetitlosigkeit. Die EU-Kommission betont indes, es lägen noch keine eindeutigen Erkenntnisse "über die Gesamtwirkung auf die Gesundheit" vor.

Kritiker führen auch wirtschaftliche Folgen, etwa für Landwirte, auf. Diese Befürchtungen dürften laut EU-Kommission dank neuer Technologien jedoch "weitgehend gegenstandslos geworden sein".

Was halten die Deutschen von der Zeitumstellung?

Nicht viel. 73 Prozent der Befragten sind einer repräsentativen Studie des Forsa-Instituts dagegen. In der Umfrage im Auftrag der DAK-Gesundheit gab rund ein Viertel der Befragten im Frühjahr an, schon einmal gesundheitliche Probleme nach dem Wechsel zwischen Winter- und Sommerzeit gehabt zu haben. Die Bundesregierung hat sich zu dem Thema bislang nicht eindeutig positioniert.

Wie spät es ist, ist in der EU nicht einheitlich – weshalb?

Unabhängig von der Sommer- und Winterzeit gibt es in der EU drei Zeitzonen. In Deutschland und 16 weiteren Staaten herrscht die gleiche Uhrzeit (MEZ, Mitteleuropäische Zeit) – unter ihnen sind die Niederlande, Belgien, Österreich, Dänemark, Frankreich, Italien, Kroatien, Polen und Spanien. Acht Länder (Bulgarien, Estland, Finnland, Griechenland, Lettland, Litauen, Rumänien und Zypern) sind eine Stunde voraus (OEZ, Osteuropäische Zeit), drei Staaten eine Stunde zurück (Irland, Portugal und Großbritannien; WEZ, Westeuropäische Zeit). Die Entscheidung über die Standardzeit ist eine nationale Angelegenheit und würde von einer Abschaffung der Zeitumstellung nicht berührt.

Wie war das Echo auf die Bürgerkonsultation?

Riesig. Allein in den ersten drei Tagen wurden mehr als 500.000 Onlinefragebögen ausgefüllt; zur Hälfte der Laufzeit gab es mehr als eine Million Antworten. Es wird damit gerechnet, dass sich die Mehrheit der Teilnehmer für eine Abschaffung der Zeitumstellung ausspricht – weil Anhänger des Status quo meist weniger motiviert sind, sich freiwillig zu beteiligen. Die EU-Kommission kündigte an, am Freitag nur die Teilnehmerzahl der Umfrage zu veröffentlichen. Das Ergebnis der Abstimmung müsse erst ausgewertet werden, bevor es präsentiert werde.

Haben die EU-Bürger in Sachen Zeitumstellung das letzte Wort?

Mitnichten. Die EU-Kommission warnt davor, der Umfrage zu viel Bedeutung beizumessen, oder sie gar als eine Art Referendum zu verstehen. Sie sei nur ein Teil der Bewertung. Sollte die Behörde unter Berücksichtigung aller Faktoren zu dem Schluss kommen, dass die Zeitumstellung abgeschafft werden sollte, könnte sie allerdings einen entsprechenden Vorschlag vorlegen. Dem müssten die EU-Staaten und das Europaparlament dann noch zustimmen.

Verwendete Quellen
  • dpa
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