Droht zu Ostern das große Chaos in den Supermärkten?

Der Lebensmittelhandel in Deutschland befürchtet trotz der Corona-Pandemie einen Ansturm der Kunden in der kommenden Woche. Wie öffnen die Supermärkte und Discounter rund um die Feiertage?
Ostern sei nach Weihnachten eines der wichtigsten Feste in Deutschland. Traditionell werde davor viel eingekauft, sagte der Sprecher des Handelsverbandes Lebensmittel (bvlh), Christian Böttcher.
Zudem kann man im Supermarkt und Discounter noch das eine oder andere Ostergeschenk kaufen – weil alle anderen Läden wegen der Kontaktsperre bereits geschlossen sind.
Supermärkte bitten Kunden eindringlich
Dennoch sieht der Handel ein großes Problem: In diesem Jahr dürften die Einkäufe wegen der überall in Deutschland geltenden Zugangs- und Abstandsregelungen in den Märkten erheblich behindert werden.
Große Handelsketten appellierten deshalb bereits an die Kunden, die Ostereinkäufe möglichst nicht nur auf den Gründonnerstag und den Karsamstag zu legen, sondern die Einkäufe besser frühzeitig zu erledigen.
Embed
Öffnungszeiten: Das sagen Aldi, Rossmann und Co.
Doch wie bereiten sich Discounter, Supermärkte und Drogerien auf den Osteransturm vor? Planen Aldi, Rossmann und Co. veränderte Öffnungszeiten ihrer Verkaufsstellen, vor allem am Gründonnerstag und Karsamstag? Werden die Geschäfte länger oder sogar am Sonntag öffnen? t-online.de hat bei den großen Lebensmittel- und Drogerieketten nachgefragt. Das sind die Antworten:
Aldi Nord
Der Discounter mit über 2.200 Filialen in Deutschland erklärt, dass man die Öffnungszeiten für die Osterfeiertage nicht ausweiten werde. Sprecher Joachim Wehner: "Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brauchen Ruhephasen, um Kräfte zu sammeln, sich zu erholen, Zeit mit ihren Partnern und Familien zu verbringen."
Aus diesem Grund plane Aldi Nord auch in der Woche vor Ostern keine verlängerten Öffnungszeiten. Ein Sonntagsverkauf stehe ebenso nicht zur Debatte. "Wir vertrauen auf das Verständnis und die Solidarität unserer Kundinnen und Kunden insbesondere mit unserem Verkaufspersonal", sagt Wehner.
Aldi Süd
Aldi Süd sorge bereits jetzt dafür, dass sich möglichst wenig Kunden zur gleichen Zeit in oder vor Filialen aufhalten, sagt Sprecher Tobias Neuhaus. Zudem gelte aufgrund der derzeitigen Ausnahmesituation: Einzelne Filialen, die sonst bis 21 oder 22 Uhr geöffnet haben, schließen eine Stunde eher, das heißt bereits um 20 beziehungsweise 21 Uhr.
Gründonnerstag und Karsamstag ab 7 Uhr geöffnet
"Damit sich an den – erfahrungsgemäß hochfrequentierten – Einkaufstagen vor Ostern möglichst keine Schlangen bilden, weiten wir die Öffnungszeiten aus: Am Gründonnerstag und am Karsamstag öffnen unsere Filialen deshalb flächendeckend bereits um 7 Uhr", ergänzt Neuhaus. An den gesetzlichen Feiertagen Karfreitag, Ostersonntag und Ostermontag bleiben die Filialen wie üblich geschlossen.
Einlassbeschränkungen und Sicherheitspersonal
Aldi Süd behalte sich laut Neuhaus vor, mancherorts Einlasskontrollen oder Einlassbeschränkungen durchzuführen. Die Begründung: Wenn der Kundenandrang sehr hoch sei und der Sicherheitsabstand von mindestens 1,5 Metern nicht mehr eingehalten werden könne, seien diese Maßnahmen notwendig. Und: "Um unsere Kollegen in der Filiale bei der Einhaltung der Vorgaben zu unterstützen, kann vereinzelt auch Sicherheitspersonal zum Einsatz kommen", sagt Neuhaus weiter.
Rewe und Penny
Der Discounter Penny und der zweitgrößte deutsche Lebensmitteleinzelhändler Rewe, die beide zur Rewe Group gehören, "haben auch weiterhin regulär geöffnet", sagt Kristina Schütz. Für die Osterwoche seien "keine Veränderungen geplant", ergänzt die Pressesprecherin der Rewe Group. "Der Schutz unserer Mitarbeiter und Kunden hat für uns oberste Priorität."
Wo der Kundenzulauf dies notwendig mache, wollen sowohl Rewe als auch Penny den Zugang zu den Märkten beschränken. "Dies kann sowohl durch Einlasskontrollen als auch durch die Beschränkung der Anzahl der Einkaufswagen beziehungsweise -körbe geschehen", sagt Schütz. Über die jeweilige Regelung informiere man die Kunden über Aushänge oder Plakate.
Kaufland
Die Supermarktkette mit Sitz in Neckarsulm öffnet ihre Filialen bundesweit bisher schon von 7 bis 22 Uhr und bietet den Kunden genügend Zeit, um ihre Einkäufe zu erledigen. "Daher planen wir keine Änderungen unserer Ladenöffnungszeiten in der Osterwoche", sagt Sprecherin Andrea Kübler. Und: "Da unsere Filialen laufend mit neuer Ware beliefert werden, ist die Warenversorgung auch weiterhin sichergestellt."
Rossmann
Die zweitgrößte deutsche Drogeriemarktkette mit 2.196 Märkten plane in der kommenden Osterwoche "keine Sonderöffnungszeiten", sagt Sprecherin Nina Kieslinger. Laut Internetseite sind die Rossmann-Filialen weiterhin zu den bisherigen Zeiten zum Einkaufen geöffnet.
Lidl
"Alle rund 3.200 Lidl-Filialen haben an Ostern zu den gewohnten Öffnungszeiten geöffnet, aktuell sind keine Änderungen geplant", sagt Diana Zvicer-Senolan, Pressestelle Lidl Deutschland.
Sogenannte "temporäre Zutrittsbeschränkungen" gibt es laut Internetauftritt bisher nur in drei Bundesländern: Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und im Saarland. Hier steuern Kundenbetreuer den Zutritt zur Filiale. Mit der Begrenzung auf einen Kunden pro zehn Quadratmeter Verkaufsfläche und der Mitgabe eines Einkaufswagens als einfache Hilfe zur Abstandseinhaltung komme Lidl hier behördlich angeordneten Maßnahmen nach, heißt es in einer Pressemitteilung.
Real
Die Real-Chefs Patrick Müller-Sarmiento und Henning Gieseke riefen laut Deutscher Presse-Agentur ihre Kunden auf, die Einkäufe nicht erst am Gründonnerstag zu erledigen. Vor dem Hintergrund der Corona-Krise und den damit verbundenen behördlichen Vorgaben seien in den Tagen vor dem Fest längere Wartezeiten, zum Beispiel vor den Märkten oder an den Kassen, nicht unwahrscheinlich, heißt es.
Netto
Der Discounter mit seinen 4.260 Filialen öffnet in der Osterwoche bereits ab 6.30 Uhr, um dem Kundenansturm gerecht zu werden. An den Osterfeiertagen bleiben die Filialen aber geschlossen, weil laut Netto bereits viele Mitarbeiter an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gekommen sind.
Um Wartezeiten vor und in den Filialen möglichst gering zu halten, empfiehlt der Discounter seinen Kunden, die Einkäufe für die Feiertage möglichst verteilt und frühzeitig in der Woche vor Ostern zu erledigen. Zudem appelliert Netto an seine Kunden, möglichst alleine einzukaufen und den Mindestabstand von 1,5 Metern sowohl zu anderen Kunden als auch zu den Filial-Teams zu wahren.
Embed
Edeka
Melanie Teichert vom Edeka-Presseteam empfiehlt den Kunden, "die Ostereinkäufe möglichst frühzeitig und verteilt innerhalb der Woche vor Ostern zu tätigen, um Wartezeiten vor und in den Märkten möglichst gering zu halten." Zudem appelliere Edeka, den Abstand von mindestens 1,5 Metern zu anderen Kunden sowie Mitarbeitern einzuhalten und – wenn möglich – allein einzukaufen.
Das Unternehmen plane generell keine Veränderung der Öffnungszeiten rund um Ostern. Auch an den Osterfeiertagen sollen die Märkte geschlossen bleiben. "Dies ist auch im Sinne unserer Kolleginnen und Kollegen im Einzelhandel, die Großartiges leisten. Schon jetzt sind viele Kolleginnen und Kollegen an den Grenzen ihrer Belastbarkeit", sagt Teichert.
- Eigene Recherchen
- Nachrichtenagentur dpa
- Lidl-Pressemitteilung: "Einheitliches Hygiene- und Schutzmaßnahmenkonzept in Coronavirus-Zeiten"