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So lÀuft ein Flug nach Mallorca wirklich ab
Seitdem Mallorca kein Risikogebiet mehr ist, strömen Tausende Deutsche auf die Baleareninsel. Doch wie funktioniert der Urlaub in Corona-Zeiten? t-online schaut sich die Lage vor Ort an.
Das Flugzeug am Donnerstagmorgen aus Berlin ist voll. Nur hier und da ist noch ein Platz frei. Destination: Mallorca. Ausbrechen wollen aus dem deutschen Lockdown-Alltag, erklĂ€ren einige Reisende, fragt man sie nach dem Grund fĂŒr den Mallorca-Trip. Etwas anderes sehen als deutsche Tristesse.
Damit sind sie nicht alleine. BranchenschÀtzungen zufolge werden bis Ostermontag rund 40.000 Besucher aus Deutschland die Baleareninsel besuchen.
Die Vorbereitung
Doch bevor der Aufbruch auf die Insel richtig losgehen kann, heiĂt es: ab ins Corona-Zentrum in Deutschland. Um nach Mallorca einreisen zu können, benötigt jeder BĂŒrger ab sechs Jahren einen negativen PCR-Test, der maximal 72 Stunden alt sein darf. Dieser kostet rund 80 Euro.
Neben dem PCR-Test ist es zwingend, ein Schreiben von "Spain Travel Health" auszufĂŒllen, des Hygiene- und Gesundheitsprogramms der spanischen Regierung. Neben Name, Adresse oder Flugnummer will die Behörde auch wissen, in welchem Hotel man in der Zeit auf Mallorca nĂ€chtigt, auf welchem Platz man im Flugzeug sitzt â oder aus welchem Bundesland der Flieger gen SĂŒden startet.
Der Prozess wird von vielen Reisenden als nervig empfunden. Eine Rentnerin erzĂ€hlt t-online, sie habe "etwa eine Stunde an dem Formular gesessen". Am Ende des AusfĂŒllprozesses gibt es einen QR-Code per Mail, der fĂŒr den spĂ€teren Verlauf der Reise entscheidend ist.
Der Abflug von Deutschland
Es ist 6 Uhr morgens am GrĂŒndonnerstag, 01. April 2021. Ort: der neue Berliner Hauptstadtflughafen BER.
Hin und wieder stehen auf Stelen Hinweise zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes. Viel mehr sieht man von der Corona-Pandemie â oder viel mehr von den PrĂ€ventivmaĂnahmen gegen das Coronavirus â nicht. Beim Check-in lĂ€sst es sich gut ausreichend Abstand halten, denn der Airport ist kaum ausgelastet. Die meisten Check-in-Schalter sind geschlossen.
Doch spĂ€testens beim Anstehen fĂŒr den Sicherheitscheck ist das Gebot des Abstandhaltens passĂ©. Die wenigen Menschen, die vom Pannenflughafen aus starten, drĂ€ngen sich förmlich Richtung Urlaub. Jeder steht dicht an dicht, spezielle Ordnungssysteme oder Hinweisschilder am Boden gibt es nicht.
Bei der Suche nach dem Gate verteilen sich die Passagiere â nun wirkt der riesige Flughafen plötzlich wie ausgestorben. Durch lange GĂ€nge geht es Richtung Gate. Rund elf Minuten FuĂweg muss man dafĂŒr vom Sicherheitscheck aus einlegen â glaubt man den Anzeigetafeln, die die Wegstrecken am Airport in Minuten angeben.
Beim Boarding mĂŒssen Reisende neben dem standardmĂ€Ăigen Boarding-Pass auch das Ergebnis des PCR-Tests vorlegen. Eine Mitarbeiterin der Airline sagt dazu nur: "Wir haben hier eine schreckliche Zettelwirtschaft. Hoffentlich ist das bald vorbei."
Auch beim eigentlichen Boarden erinnert recht wenig an eine globale Pandemie â auĂer das Tragen der Masken. Die Menschen stehen erneut dicht an dicht gedrĂ€ngt.
Der Flug zur Baleareninsel
Alkoholisierte, grölende Partytouristen, die das deutsche Klischee vom typischen Ballermann-Urlauber erfĂŒllen, sucht man vergebens an Bord der gut besetzten Maschine einer irischen Billig-Airline. Stattdessen: junge Paare, Singles, Familien mit kleinen Kindern.
Nachdem jeder seinen Sitzplatz gefunden hat, das GepĂ€ck unter dem Vordersitz oder in den GepĂ€ckfĂ€chern verstaut ist, kann es losgehen. ZunĂ€chst lauschen die Reisenden der obligatorischen Sicherheitseinweisung, die durch die Lautsprecher dröhnt â es wird erklĂ€rt, dass etwa im Falle eines plötzlichen Druckabfalls Sauerstoffmasken aus der Decke oberhalb der Sitze fallen.
Ein Flugbegleiter fĂŒhrt anschlieĂend noch einmal aus: "Setzen Sie den Mund-Nasenschutz ab, bevor Sie die Sauerstoffmaske aufsetzen." Verhaltenes Lachen in der Kabine.
WĂ€hrend des Fluges hat jeder die Maske auf. Hier und da wird sie aber kurz abgenommen, um etwa genĂŒsslich ins selbst gemachte Schinkenbrot zu beiĂen. Denn Verpflegung von der Airline gibt es auf dem rund 2,5-stĂŒndigen Flug nicht.
Kurz vor der Landung wendet sich der Pilot an die Reisenden und wĂŒnscht ihnen eine "schöne, erholsame Zeit". Die aktuelle Corona-Situation erwĂ€hnt er nicht. Am Ende verabschiedet er die GĂ€ste dann doch mit einem "Bis zum nĂ€chsten Mal. Bleiben Sie gesund und bye bye!"
Die Ankunft in Palma de Mallorca
Der Flieger landet. Nun beginnt das hektische Aufstehen und Greifen seiner HandgepĂ€ckstĂŒcke. Das hat sich durch Corona ebenfalls wenig geĂ€ndert. Jeder möchte der Erste sein, der seinen FuĂ auf mallorquinischen Boden setzt.
Viele Schilder und Bodenmarkierungen weisen auf SicherheitsabstĂ€nde hin, die einzuhalten seien â und aufs Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung. AbstĂ€nde werden hier gröĂtenteils eingehalten, mindestens eine Maske hat jeder auf, manch einer trĂ€gt auch eine OP- unter der FFP2-Maske.
Doch bis zum Ausgang des Flughafens Palma de Mallorca dauert es noch. Auf der HĂ€lfte des Weges stoppt die behĂ€bige Menschenmasse plötzlich. Ein Flughafenmitarbeiter â ausgestattet mit OP-Maske und Gesichtsvisier â will jeden QR-Code sehen. Einen kurzen Blick wirft er auf Zettel oder Smartphone, das die Urlauber ihm unter die Nase halten. Dann winkt er aber jeden schnell vorbei.
Erst in der nĂ€chsten Station findet die Gesundheitskontrolle statt. Bei einer Mitarbeiterin muss man den QR-Code samt negativem Corona-Test vorlegen. AnschlieĂend wird man an einen Tisch gewunken, an dem eine Mitarbeiterin den QR-Code einscannt.
Kurze Zeit spÀter erhÀlt jeder Reisende eine SMS aufs Handy: "COVID-19 Informations-Telefonnummer Ihrer Autonomen Gemeinschaft des Bestimmungsortes, Baleares: 900100971. Gesundheitliche NotfÀlle: 112". Seine Handynummer musste jeder Urlauber beim Registrieren ebenfalls angeben und mehrfach bestÀtigen.
Die trĂ€ge Masse löst sich nun langsam auf â und eilt Richtung GepĂ€ckabholung oder direkt zum Flughafenausgang. Ab ins Hotel, an den Strand oder auf Terrasse. Jetzt kann der Mallorca-Urlaub beginnen.
Die RĂŒckreise nach Deutschland
Zum Ende des Urlaubs wird es noch einmal knifflig. Seit Dienstag mĂŒssen alle aus dem Ausland in Deutschland ankommende Flugreisende einen negativen Corona-Test vorlegen, der nicht Ă€lter als 48 Stunden sein darf.
Das fĂŒhrt auch bei deutschen Urlaubern zu Frust. Denn: Der Test muss bei Einreise in Deutschland 48 Stunden alt sein, nicht aber beim Einchecken am Flughafen in Palma de Mallorca.
Eine Familie mit einem Kleinkind bekommt den kleinen Unterschied zwischen Einreise und Einchecken zu spĂŒren. Sie will eigentlich zurĂŒck nach Berlin, hat sich extra testen lassen. Befund: negativ. Doch der Test wĂ€re bei der Ankunft in Berlin ungĂŒltig, etwa zwei Stunden zu alt. Aufgeregt versuchen Mutter und Vater mit dem Personal des Testzentrums zu verhandeln. Doch erfolglos. Es fĂŒhrt kein Weg an einem zweiten Corona-Test vorbei. Der Mann mittleren Alters ist erbost. "Ich bin sehr wĂŒtend. Das ist ein absolutes Chaos hier."
Auch eine Ă€ltere Frau ist aufgebracht. Sie und ihr Ehemann haben das gleiche Problem wie die Familie. Die Rentnerin wĂŒnscht ein sofortiges GesprĂ€ch mit dem Vorstandsvorsitzenden der Lufthansa-Tochter Eurowings. Der Airline, mit der sie an diesem Nachmittag nach Hause fliegen will. "Wir mĂŒssen mit dem Eurowings-Chef sprechen", sagt sie. "Wie schlecht die Situation hier kommuniziert wurde, ist schlicht unfassbar."
Ein anderer Urlauber ist etwas gelassener. Doch sein ResĂŒmee fĂ€llt ebenfalls nĂŒchtern aus: "Im Grunde brauchen wir durch den ganzen Stress hier gleich wieder Urlaub." Ob es aber erneut Mallorca wird, steht noch nicht fest.