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Ukraine-Krieg | Oleksandr Syrskyi: Das Hirn hinter dem ukrainischen Vormarsch


Generaloberst Syrskyi
Er setzte den Plan für den ukrainischen Vormarsch durch


Aktualisiert am 12.09.2022Lesedauer: 3 Min.
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Oleksandr Syrskyi: "Ich konnte mir vorher nicht vorstellen, dass Russland in so großem Maßstab und so dreist angreifen würde".Vergrößern des Bildes
Oleksandr Syrskyi: "Ich konnte mir vorher nicht vorstellen, dass Russland in so großem Maßstab und so dreist angreifen würde". (Quelle: Screenshot/Twitter@finkenbein1)

Die ukrainische Führung war nicht überzeugt von der Gegenoffensive bei Charkiw. Doch Oleksandr Syrskyis Plan wurde ein voller Erfolg.

Ein wenig schüchtern wirkt Oleksandr Syrskyi bei der Ansprache an seine Soldaten in Balakliya, aber an die neue Aufmerksamkeit wird sich der 57-Jährige wohl gewöhnen müssen – vor allem, wenn sich sein Versprechen bewahrheiten sollte. "Ich bin mir sicher, dass dies nicht die letzte Stadt ist, die wir befreien", erklärte der Chef ukrainischen Bodenstreitkräfte am Donnerstag vor dem zurückeroberten Rathaus von Balakliya. Die ukrainische Armee teilte ein Video der Szene mit englischen Untertiteln auf Twitter:

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Zu diesem Zeitpunkt hießen die weiteren Ziele des ukrainischen Vorstoßes noch Kupiansk und Isjum, doch inzwischen sind auch diese strategisch wichtigen Orte wieder in ukrainischer Hand. Nicht nur das Tempo der Gegenoffensive im Nordosten des Landes macht Kriegsbeobachter baff – sondern allein schon die Dreistigkeit des Angriffs. Monatelang hatte die ukrainische Führung die Offensive im Süden bei Charkiw angekündigt, um dann mit voller Härte an der schwächsten Stelle der russischen Verteidigung zuzuschlagen.

Syrskyi verteidigte schon Kiew im März

Oleksandr Syrskyi soll an den jüngsten Erfolgen der Ukrainer wesentlichen Anteil haben – und das nicht nur als Motivator für seine Truppen: "Es war Syrskyi, der die Idee für einen Überraschungsangriff auf Balakliya hatte und dafür im Generalstab zunächst kritisiert wurde", sagte der ukrainische Politikwissenschaftler Oleksii Holobutskyi dem Portal "charter97". "Doch es gelang Syrskyi, die Militärführung von seinem Plan zu überzeugen."

Auch die italienische Zeitung "Il Messagero" berichtet unter Berufung auf ukrainische Quellen, dass es Syrskyis Idee gewesen sei, auf Kupjansk vorzustürmen, um die russische Armee bei Izyum vom Nachschub abzuschneiden und so den Zusammenbruch der gesamten Front in der Region Charkiw herbeizuführen. Dabei ist der jüngste Vorstoß nicht Syrskyis erste militärische Glanzleistung: Er war auch für die Verteidigung von Kiew im März und schließlich die Vertreibung der russischen Truppen aus dem Norden der Ukraine verantwortlich.

"Ich unternahm, was nötig war"

"Ehrlich gesagt, ich konnte mir vorher nicht vorstellen, dass Russland in so großem Maßstab und so dreist angreifen würde", sagte Syrskyi kürzlich der "Washington Post" über die Anfangszeit des Krieges. "Aber wir sind das Militär, und unabhängig davon, was ich glaubte oder nicht glaubte, unternahm ich, was nötig war."

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Eine Woche vor der Invasion ließ Syrskyi Kommandoposten entlang der Hauptvorstoßrouten der russischen Armee errichten und Kampfflugzeuge und Helikopter in sichere Verstecke bringen; die Militärschulen wies er an, provisorische Kampfverbände aufzustellen und ihre Übungsgeschütze in die Hauptstadt zu bringen. Den Großraum Kiew unterteilte Syrskyi nach Darstellung der "Washington Post" in Verteidigungszonen, die er jeweils einem General zuwies und so eine klare Befehlskette schuf.

"Alles Sowjetische loswerden"

Die taktischen Entscheidungen im Gefecht überließ Syrskyi dabei den Kommandeuren vor Ort. Dieses Prinzip dürfte Syrskyi in den Jahren zuvor bei den Nato-Partnern der Ukraine gelernt haben. 2013 wurde Syrskyi Verbindungsoffizier zwischen dem ukrainischen Verteidigungsministerium und der Nato. Ziel der Zusammenarbeit war die Anpassung der ukrainischen Armee an Nato-Standards.

Nach dem russischen Überfall auf die Ostukraine 2014 nahm Syrskyi an mehreren Kampfeinsätzen teil und wurde mit einem Orden ausgezeichnet. Im August 2019 wurde Syrskyi zum Oberbefehlshaber der Bodentruppen ernannt und 2020 zum Generaloberst befördert. Für seine Leistungen in der Schlacht um Kiew ehrte Präsident Selenskjyi Syrskyi im April als Held der Ukraine.

Der 57-jährige Syrskyi trat 1990 in die Armee ein und gehört damit zur ersten Generation von ukrainischen Militärs nach dem Ende der Sowjetunion. Zu dieser Gruppe gehört auch Walerij Saluschnyj, der seit 2021 Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee ist. In einem Interview kurz vor dem russischen Überfall sagte Saluschnyj: "Für mich ist das Wichtigste, dass wir alles Sowjetische loswerden, das uns Hände und Füße fesselt, und dass wir anfangen, Nato zu denken und die Dinge europäisch zu sehen".

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