Plötzlich entlassen Korruptionsverdacht – Ex-Vize-Außenminister von Polen festgenommen

Wurden in Polen gegen Geld Visaverfahren beschleunigt? Einer der mutmaßlichen Drahtzieher wurde jetzt festgenommen.
Ermittler in Polen haben den früheren Vize-Außenminister Piotr Wawrzyk wegen Korruptionsverdachts festgenommen. Gegen den Vertreter der mittlerweile abgewählten nationalkonservativen PiS-Regierung werde wegen "bezahlter Begünstigung im Zusammenhang mit der Beschleunigung von Visaverfahren" ermittelt, teilte die Antikorruptionsbehörde CBA am Mittwoch mit.
Wawrzyk, der seit 2019 für konsularische Angelegenheiten zuständig war, wurde im vergangenen August plötzlich aus seinem Amt im Außenministerium entlassen. Zugleich durchsuchte die Antikorruptionsbehörde seine Abteilung.
Ermittlungen gegen mehrere Personen
Nach Berichten polnischer Medien soll der Vize-Außenminister der Drahtzieher hinter einem System gewesen sein, bei dem Zwischenfirmen für hohe Geldsummen polnische Visa anboten. Häufig seien die Migranten aus Asien und Afrika auf der Basis ihres polnischen Visums im Schengenraum weitergereist – etwa nach Deutschland. Besonders begehrt waren demnach Mehrfachvisa.
Die Staatsanwaltschaft sprach später von Ermittlungen gegen sieben Personen. Untersucht wurden den damaligen Angaben zufolge Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe mehrerer Hundert Arbeitsvisa in mehreren arabischen Ländern sowie in Indien, den Philippinen, Singapur, Hongkong und Taiwan. Medienberichte und Angaben der damaligen Opposition, die nach der Parlamentswahl im Oktober die PiS an der Regierung abgelöst hat, lassen aber auf ein sehr viel größeres Ausmaß schließen.
- Nachrichtenagentur dpa