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Kara-Mursa: Kreml-Kritiker schildert die Haft-Bedingungen


"Regierung kann mit uns alles machen"
Kremlkritiker schildert seine Bedingungen in Haft

Von t-online, LMK

Aktualisiert am 04.04.2024Lesedauer: 3 Min.
Wladimir Kara-Mursa: Der russische Oppositionelle wurde zu einer Haftstrafe von 25 Jahren verurteilt.Vergrößern des BildesWladimir Kara-Mursa (Archivbild): Der russische Oppositionelle verbringt seine Zeit im Straflager in Isolationshaft. (Quelle: AP)
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Einer der wichtigsten Russland-Oppositionellen hat nun einen Brief nach Deutschland verschickt. Darin berichtet er über seine Haftbedingungen und was ihn durchhalten lässt.

In einem Brief hat der Journalist und Kremlkritiker Wladimir Kara-Mursa über seine Lage im russischen Gefängnis berichtet. Der 42-Jährige sitzt aufgrund seiner politischen Ansichten im Straflager in der Stadt Omsk ein – 2.500 Kilometer von Moskau entfernt. Zuerst berichtete die "Bild"-Zeitung.

Demnach entstammen die folgenden Informationen aus einem direkten Briefverkehr zwischen der Zeitung und dem russischen Oppositionellen Kara-Mursa. Darin schildert der Journalist das beklemmende Leben in der russischen Haft. Seine Zelle sei gerade einmal drei mal vier Meter groß. Kontakt zu anderen Häftlingen habe er nicht – er lebt in völliger Isolation.

Kara-Mursas Brief an die Öffentlichkeit

In dem Brief schreibt Kara-Mursa ganz offen über seine Haft und die herrschenden Bedingungen. Ein Wärter soll zu ihm gesagt haben: "Wir lassen dich nicht ins Lager, da steckst du die Leute mit deinen Ansichten an." Dabei sei dies dem Kremlkritiker zufolge kein ihn betreffender Einzelfall. Vielmehr gehe es "um eine allgemeine Anweisung gegenüber politischen Gefangenen, die von den Behörden als besonders gefährlich eingeschätzt werden", schreibt Kara-Mursa.

Nur anderthalb Stunden pro Tag dürfe der Kremlkritiker auf den Innenhof des Gefängnisses, dabei sei der Hof "nicht viel größer als das Zimmer, aber durch das Gitter oben kann man den Himmel sehen." Seine einzige Gesellschaft seien Katzen, die ab und zu an die Gitterstäbe kämen, und ein Radio, aus dem nahezu durchgehend russische Popmusik und stündlich auch die russischen Propagandanachrichten hallen. "Da es unmöglich ist, das Radio abzuschalten, versuche ich, es gedanklich abzuschalten wie eine Art Außengeräusch", so Kara-Mursa.

Viel machen kann der russische Oppositionelle in seiner Zelle nicht. "Den ganzen Tag laufe ich entweder in der Zelle herum oder sitze auf einer schmalen Bank am Tisch", schreibt er über seinen Alltag. Und weiter: "Die einzigen sinnvollen Tätigkeiten sind hier Briefe, die zusammen mit Schreibmaterial für eine beschränkte Zeit zur Verfügung gestellt werden, und das Lesen."

In Russland kein seltenes Schicksal

Mit seinem Schicksal ist der Kremlkritiker nicht allein. Ein enger Freund Kara-Mursas, Boris Nemzow, wurde vor neun Jahren auf einer Brücke vor dem Kreml erschossen. "Wir kennen den Preis der abweichenden Meinung im heutigen Russland", schreibt Kara-Mursa in seinem Brief. "Viele meiner Kollegen und Genossen sitzen jetzt wie ich im Gefängnis, weil sie sich Putin und seinem Krieg in der Ukraine widersetzt haben. Wir verstehen vollkommen, dass die Regierung mit uns alles machen kann, was sie will", so der Kremlkritiker weiter.

Sein Durchhaltevermögen wird durch einen Satz gestärkt, den ein sowjetischer Dissident einst zu ihm gesagt haben soll, nachdem Kara-Mursa ihn gefragt hatte, was ihm in dem Lager helfe. "Das Bewusstsein, dass ich recht habe", soll der damalige Häftling gesagt haben – und das bekräftige auch Kara-Mursa. "Ich weiß, dass die Kriminellen diejenigen sind, die den Krieg begonnen haben und nicht diejenigen, die versuchen, ihn zu stoppen", schreibt er in dem Brief.

Wladimir Kara-Mursa überlebte ebenso wie Alexej Nawalny mehrere vom Kreml angeordnete Giftanschläge. Seit seiner Inhaftierung vor zwei Jahren war es ihm nur einmal erlaubt, mit seiner Frau zu telefonieren, mit seinen Kindern durfte er zweimal sprechen. Seine Familie lebe zurzeit – aus Sicherheitsgründen – in den USA. "Rache nicht nur an politischen Gegnern, sondern auch an deren Familien zu üben, gehört ebenfalls zur sowjetischen Tradition", schreibt Kara-Mursa.

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