Täter nutzte wohl Flammenwerfer Anschlag in den USA: Holocaustüberlebende unter den Opfern
Ein Mann hat einen jüdischen Gedenkmarsch in der amerikanischen Stadt Boulder angegriffen. Es handelt sich um einen Terrorakt, sagt das FBI.
Bei einem Angriff in der Innenstadt von Boulder im US-Bundesstaat Colorado sind am Sonntagnachmittag (Ortszeit) mehrere Menschen verletzt worden. Laut Polizei ereignete sich die Tat an der Pearl Street Mall, einem belebten Einkaufsviertel. Acht Menschen erlitten zum Teil schwere Brandwunden. Ein Verdächtiger wurde festgenommen. Laut Medienberichten war eine der Verletzten eine Holocaustüberlende.
Nach Angaben der Polizei war der Bereich um das Einkaufszentrum evakuiert worden. Die Behörden sprachen von einem gefährlichen Einsatz und forderten die Bevölkerung auf, das Gebiet zu meiden. Die Ermittler sicherten am Tatort ein Fahrzeug.
Verdacht auf politisches Motiv
Laut dem US-Sender CBS News griff der mutmaßliche Täter Teilnehmer eines Gedenkmarschs der jüdischen Gemeinde mit einem Molotowcocktail an. Es sei klar, dass es sich bei dem Vorfall um einen "gezielten Gewaltakt" handele, teilte ein FBI-Vertreter auf einer Pressekonferenz am späten Abend mit. Zeugen zufolge habe ein männlicher Täter einen behelfsmäßigen Flammenwerfer bei dem Angriff benutzt, einen Brandsatz in eine Menschenmenge geworfen und während der Attacke "Free Palestine" gerufen. Er wurde später festgenommen. Die Veranstaltung erinnerte an israelische Geiseln, die weiterhin im Gazastreifen festgehalten werden. Die Organisatoren betonten, es habe sich um einen friedlichen Marsch gehandelt.
Die Bundespolizei FBI hat Ermittlungen aufgenommen. Bei einer Pressekonferenz erklärten FBI-Direktor Kash Patel und Vizedirektor Dan Bongino, es handele sich um einen möglichen Terrorakt. Der Gouverneur des Bundesstaates, der Demokrat Jared Polis, schrieb seinerseits auf der Plattform X, dass seine Gedanken bei den Menschen seien, "die bei diesem hasserfüllten Terrorakt verletzt" worden und davon betroffen seien.
Augenzeugin: Mann mit Glasflasche schrie
Der örtliche Polizeichef Steve Redfearn hielt sich hingegen zurück. "Wir sprechen zum jetzigen Zeitpunkt nicht von einem Terrorangriff", erklärte Redfearn. Seiner Darstellung nach hatte sich eine proisraelische Gruppe am Ort des Geschehens aufgehalten, die friedlich demonstrierte. Die Polizei versuche aktuell herauszufinden, ob diese Gruppe oder andere Personen angegriffen wurden.
Augenzeugin Brooke Coffman, eine 19-jährige Studentin der University of Colorado, beschrieb, wie sie einen Mann, den sie für den Angreifer hält, mit nacktem Oberkörper im Hof stehen sah. Er habe eine Glasflasche mit klarer Flüssigkeit in der Hand gehalten und geschrien. Zudem habe sie vier Frauen mit Verbrennungen an den Beinen auf dem Boden liegen oder sitzen gesehen.
Zwie Tote nach Attacke in Washington
Erst vor anderthalb Wochen hatte eine tödliche Attacke in der US-Hauptstadt Washington weltweit großes Entsetzen ausgelöst: Zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft wurden dort vor dem Jüdischen Museum erschossen. Der mutmaßliche Schütze begründete die Tat laut einem Dokument der Anklage mit Unterstützung für die Palästinenser während des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen.
Seit Beginn des Krieges vor mehr als eineinhalb Jahren wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 54.000 Palästinenser im Gazastreifen getötet. Auslöser des Krieges war der Überfall der Hamas und anderer islamistischer Terroristen auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem etwa 1.200 Menschen getötet und über 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden.
- cbsnews.com: "Colorado police respond to attack at Boulder’s Pearl Street Mall that injured multiple people" (englisch)
- dailymail.co.uk: "Boulder terror attack victim was Holocaust survivor who escaped the Nazis" (Englisch)
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa