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Erdbeben in der Ägäis: Warum der Mittelmeerraum so häufig bebt


Erdplatten kollidieren
Im Mittelmeer rumort es


Aktualisiert am 03.06.2025Lesedauer: 3 Min.
Ein von einem Erdbeben beschädigtes Haus in der türkischen Stadt Izmir (Archivbild).Vergrößern des Bildes
Ein von einem Erdbeben beschädigtes Haus in der türkischen Stadt Izmir (Archivbild). (Quelle: IMAGO/Uygar Ozel/imago-images-bilder)
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Erneut kam es im östlichen Mittelmeer zu einem Erdbeben mit Todesfolge. Der Grund dafür ist das Zusammentreffen mehrerer Erdplatten.

Der Mittelmeerraum wird immer wieder von Erdbeben erschüttert. Besonders stark ist die Ägäis betroffen. Erst in der Nacht zu Dienstag wurde die türkische Stadt Marmaris von einem Erdbeben der Stärke 5,8 erschüttert, bei dem eine Person ums Leben kam. Auch auf der griechischen Insel Rhodos waren die Auswirkungen zu spüren.

Dass gerade in der Region zwischen Griechenland und der Türkei so oft die Erde bebt, hängt mit der Lage zusammen. Denn in der Ägäis treffen mehrere tektonische Platten aufeinander. Die Eurasische Platte im Nordwesten, die Anatolische Platte im Osten, die Afrikanische Platte im Süden und in der Mitte die Ägäische Platte. Dabei treibt die Eurasische Platte auf die Afrikanische Platte zu. Die nach Osten gerichteten Kräfte erzeugen in Mitteleuropa im Untergrund ein Spannungsfeld, welches die Nordwärtsbewegung der Afrikanischen Platte erheblich hemmt. An der Afrikanischen Platte hängt zudem ein Fortsatz, Adriatischer oder auch Apulischer Sporn genannt, der sich in die Eurasische Platte schiebt.

Zwei große Erdbebenregionen in der Türkei

Im Bereich des Apulischen Sporns, der auch als Apulische Platte bezeichnet wird, verstärken diese Kräfte den Druck auf die Erdkruste erheblich. Dies führt zu einer ständigen Bewegung und Verformung des Untergrunds in der Mittelmeerregion. Entlang der Plattengrenzen, wo die Erdkruste durch tektonische Bewegungen unter Spannung steht, kommt es infolgedessen zu Erdbeben.

Diese Driftbewegung der Erdplatten führt in der Ägäis zu häufigen Erdbeben, wie im März auf der griechischen Insel Santorini. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Anatolische Platte auf die Eurasische Platte zubewegt. Angetrieben wird diese Bewegung durch den Druck der Arabischen Platte, welche sich nach Norden bewegt. Das sorgt dafür, dass sich in der Türkei gleich zwei von Erdbeben gefährdete Regionen befinden. Zum einen im Südosten des Landes, wo die Arabische auf die Anatolische Platte trifft, und zum anderen in der Ägais, wo, wie oben beschrieben, verschiedene tektonische Platten aufeinandertreffen. Experten befürchten, dass auch auf die Millionenmetropole Istanbul ein verheerendes Erdbeben zukommen könnte. Lesen Sie hier mehr dazu.

Video | Erdbeben in Deutschland? Diese Millionenstadt ist besonders gefährdet
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Quelle: t-online

Mehrere Cluster in der Ägäis

Die Erdbeben in der Ägäis werden von der Seismologischen Station der Aristoteles-Universität Thessaloniki (AUTH) registriert und analysiert. Aus den täglich aktualisierten Daten lassen sich fünf Cluster identifizieren, in denen sich Erdbeben besonders häufen.

Der mächtigste Cluster liegt im über 1.000 Meter tiefen Becken nördlich des kretischen Inselbogens. Hier treten besonders häufig seismische Aktivitäten auf. Die zweitgrößte Erdbebenhäufigkeit weist eine Region südlich der Inseln Karos und Amorgos auf. Ein etwas schwächerer Cluster befindet sich am Rand des ägäischen Schelfbereichs, direkt südlich von Santorini. Der schwächste Cluster bildet sich im Zentrum der Santorini-Caldera und reicht bis in den nordöstlichen Bereich der Hauptinsel Thera. Dies entspricht der klassischen Lage der Santorini-Vulkane.

Nordöstlich von Santorini, im Bereich des Kolumbo-Vulkans, nimmt die seismische Aktivität wieder zu. Dieser Vulkan reicht von einer Meerestiefe von über 400 Metern bis fast an die Wasseroberfläche heran.

Erdbeben für Experten nicht überraschend

Die Erdbeben in der Region folgen deutlich einer Südwest-Nordost-Ausrichtung. Sie folgen weitgehend den Vektoren, die die Drift der anatolischen Platte anzeigen. Der klassische vulkanische Inselbogen, der sich entlang der Kontur der abtauchenden Afrikanischen Platte erstreckt, spielt somit eine geringere Rolle als lange angenommen. Stattdessen richtet sich der Vulkanismus zunehmend entlang jener Störungszonen aus, die durch die Bewegung der Anatolischen Platte entstehen. Dort steigt Magma auf und speist die Vulkane des Inselbogens.

Aufgrund dieser Faktoren kommen die Erdbeben der vergangenen Wochen und Monate für Marco Bohnhoff vom GFZ Helmholtz-Zentrum für Geoforschung nicht überraschend: "Was gerade in der Mittelmeerregion passiert, ist aus geologischer Sicht nicht unerwartet und auch in der Anzahl der Beben keine ungewöhnliche Häufung."

Bonhoff erklärt: "Der östliche Mittelmeerraum ist ein Gebiet mit einem höheren Risiko für Erdbeben als beispielsweise Nordeuropa, und es gibt dort zahlreiche aktive Vulkane." Ihm zufolge sollten sich Touristen in diesen Regionen mit den Risiken und vor allem mit den entsprechenden Verhaltensregeln vertraut machen. Bonhoff gibt für die Risikoabwägung aber auch zu bedenken, "dass es eine Reihe allgemeiner Risiken gibt, zum Beispiel die Teilnahme im Straßenverkehr, an die wir uns gewöhnt haben."

Hinweis: In einer früheren Version des Artikels wurde Rhodos fälschlicherweise als türkische Insel bezeichnet.

Verwendete Quellen

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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