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Türkei-Wahl: Viele Deutsch-Türken wählen Erdogan – Kritik von Özdemir


Özdemir kritisiert Wahlverhalten
Fast zwei Drittel der Deutschtürken stimmen für Erdogan

Von dpa, afp
Aktualisiert am 25.06.2018Lesedauer: 3 Min.
Erdogan-Anhänger feiern auf dem Kurfürstendamm in Berlin: Der türkische Präsident bekam in Deutschland mehr Stimmen als in der Türkei selbst.Vergrößern des BildesErdogan-Anhänger feiern auf dem Kurfürstendamm in Berlin: Der türkische Präsident bekam in Deutschland mehr Stimmen als in der Türkei selbst. (Quelle: Paul Zinken/dpa-bilder)
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Erdogan ist bei den Deutschtürken

Seine Beliebtheit ist ungebrochen. Der neue und alte türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat in Deutschland ein deutlich besseres Ergebnis erzielt als in der Türkei. Nach Auszählung von fast 80 Prozent der Stimmen in Deutschland kommt er auf 65,7 Prozent – also fast auf zwei Drittel. Das ist deutlich mehr, als er mit 52,6 Prozent insgesamt erhalten hat.

Zum Vergleich: Beim Referendum über Erdogans Verfassungsreform 2017, das laut Beobachtern von vielen als Abstimmung über Erdogan als Person wahrgenommen wurde, stimmten in Deutschland 63,1 Prozent mit Ja.

Neben dem Präsidenten wurde auch das Parlament gewählt. Dort erhielt Erdogans AKP in Deutschland mit 56,3 Prozent sogar die absolute Mehrheit. Im Gesamtergebnis aller Stimmen ist ihr das mit 42,5 Prozent nicht gelungen.

Autokorsos, Knallkörper und Sprechchöre

Anhänger Erdogans feierten in der Nacht zum Montag entsprechend ausgelassen auf Straßen mehrerer deutscher Städte. In Berlin schwenkten am Breitscheidplatz mehrere Hundert Menschen Fahnen der Türkei und der AKP. Einige hielten stolz Erdogan-Porträts hoch. Die Polizei sperrte den Bereich rund um die Gedächtniskirche ab.

Durch die westliche Innenstadt Berlins rollte ein Autokorso mit rund hundert Fahrzeugen und 200 Teilnehmern, wie die Polizei mitteilte. Einige riefen: "Recep Erdogan, unser Führer". Der reguläre Verkehr musste teilweise umgeleitet werden, Zwischenfälle gab es aber nicht.

In Duisburg feierten Erdogan-Anhänger laut Polizei ebenfalls mit Autokorsos und Knallkörpern. Mehr als tausend Menschen blockierten zeitweise eine Straße. Einige bestiegen Ampelmasten und schwenkten AKP-Fahnen. Die Polizei war in Duisburg mit rund 80 Beamten im Einsatz. Von zahlreichen Teilnehmern wurden Personalien aufgenommen, es gab auch Anzeigen wegen Straf- und Ordnungswidrigkeiten.

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Özdemir kritisiert Verhalten scharf

Der frühere Grünen-Chef Cem Özdemir kritisierte das Wahlverhalten der Deutschtürken scharf. "Die feiernden deutsch-türkischen Erdogan-Anhänger jubeln nicht nur ihrem Alleinherrscher zu, sondern drücken damit zugleich ihre Ablehnung unserer liberalen Demokratie aus. Wie die AfD eben", sagte er. "Das muss uns alle beschäftigen."

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Die Türkische Gemeinde in Deutschland hofft nach der Wahl, dass die Spannungen zwischen den unterschiedlichen politischen Lagern nun abnehmen werden. "Seit Jahren dreht sich alles um Politik, die Menschen in der Türkei brauchen Ruhe und ein Ende des Ausnahmezustandes", sagte der Gemeindevorsitzende Gökay Sofuoglu. Auch viele der in Deutschland lebenden Menschen türkischer Herkunft hätten den Wunsch, nun "zum Alltag zurückzukehren".

Dass Erdogan bei den Türken in Deutschland deutlich besser abgeschnitten habe als in der Türkei, sei eine Folge der Art von Arbeitsmigration, wie sie die Bundesrepublik ab den 60er-Jahren betrieben habe, sagte Sofuoglu. Diese Arbeitsmigranten stammten vorwiegend aus einem konservativen Milieu. Menschenrechtsfragen interessierten sie weniger, "für sie ist Erdogan derjenige, der Krankenhäuser, Autobahnen und Einkaufszentren gebaut hat".

In Österreich bekam Erdogan sogar 72 Prozent

In Österreich lag die Zustimmung für Erdogan nach Auszählung von mehr als 80 Prozent der Stimmen sogar bei 72 Prozent. Hier könne die jüngste Schließung von Moscheen durch die Regierung eine Rolle gespielt haben, vermutete Sofuoglu. Es sei möglich, dass hier der Faktor "Protest" zum Tragen gekommen sei. Unter den türkischen Studierenden und Akademikern in den USA und in Kanada finden sich hingegen deutlich mehr Anhänger der oppositionellen CHP.

Bis zum 19. Juni konnten Türken in 13 Wahllokalen in Deutschland abstimmen. Mit 49,7 Prozent der 1.443.585 Wahlberechtigten war die Wahlbeteiligung bis zu diesem Datum so hoch wie nie zuvor. Danach gab es für Auslandstürken aber noch die Möglichkeit, bis zum Wahltag am Sonntag an den Grenzübergängen, Häfen und Flughäfen der Türkei abzustimmen.

Verwendete Quellen
  • dpa, AFP
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