Slowakei beklagt falsche Sputnik-Lieferung

Obwohl der russische Corona-Impfstoff in der EU nicht zugelassen ist, hat die Slowakei auf eigene Faust Sputnik V angeschafft. Doch nun musste das Land feststellen: Russland hat nicht das erwartete Vakzin geliefert.
In der Slowakei hat das staatliche Institut fΓΌr Arzneimittelkontrolle SUKL einen kritischen Bericht ΓΌber den russischen Impfstoff Sputnik V verΓΆffentlicht. Die gelieferten Impfstoffe seien nicht in allen Details identisch mit den zuvor in der renommierten Fachzeitschrift "Lancet" beschriebenen, hieΓ es in dem Bericht, der der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag vorlag. Zuvor hatten slowakische Medien darΓΌber berichtet.
Auch Informationen aus anderen LΓ€ndern, in denen Sputnik V bereits eingesetzt wurde, seien wegen mangelnder Γbereinstimmung nicht auf die an die Slowakei gelieferten Vakzine anwendbar. "Diese Vakzine haben nur den Namen gemeinsam", schrieben die slowakischen Kontrolleure wΓΆrtlich. Schon vorher hatten sie der Herstellerfirma mangelhafte Information vorgeworfen.
Impfstoff in der EU nicht zugelassen
Die Slowakei hat am 1. MΓ€rz eine erste Lieferung von 200.000 Impfdosen des in der EU nicht zugelassenen Impfstoffs aus Russland erhalten. Der inzwischen zurΓΌckgetretene Gesundheitsminister Marek Krajci erteilte zwar eine Ausnahmegenehmigung fΓΌr die Anwendung von Sputnik V. Zugleich ordnete er jedoch an, dass der tatsΓ€chliche Einsatz erst nach Vorliegen einer positiven PrΓΌfung durch SUKL beginnen dΓΌrfe. Deshalb wurde der Impfstoff bisher nicht genutzt.
Finanzminister Igor Matovic kritisierte negative Medienberichte auf Facebook als bΓΆswillige VerschwΓΆrung. Jemand versuche offenbar "aus geopolitischen GrΓΌnden" zu verhindern, dass Sputnik V in der Slowakei mithelfen kΓΆnne, Menschenleben zu retten, schrieb der konservativ-populistische Ex-MinisterprΓ€sident. Am Donnerstag brach er ΓΌberraschend nach Moskau auf, um mit dem Chef der russischen Vermarktungsagentur zu sprechen, wie er auf Facebook mitteilte.
Deutschland will GesprΓ€che mit Russland ΓΌber Sputnik V
Auch Deutschland will mit Russland ΓΌber mΓΆgliche Lieferungen von Sputnik V sprechen. Die EU-Kommission habe erklΓ€rt, dass sie ΓΌber das russische PrΓ€parat keine VertrΓ€ge wie mit anderen Herstellern schlieΓen werde, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Donnerstag im WDR5-"Morgenecho". Daraufhin habe er bei einer Videokonferenz der EU-Gesundheitsminister erklΓ€rt, "dass wir dann bilateral auch mit Russland reden werden".
Bislang hatte Deutschland Impfstoff ausschlieΓlich zusammen mit den anderen EU-Staaten angeschafft. Diesen Weg hatte die Bundesregierung auch fΓΌr Sputnik V gefordert β und eine Absage kassiert. Ein Sprecher der EU-Kommission betonte jedoch, ein Vorgehen wie das von Deutschland bedeute nicht das Ende der europΓ€ischen Impfstoff-Strategie. Vielmehr stehe es LΓ€ndern frei, bilateral Impfstoff zu beschaffen, der nicht Bestandteil des gemeinsamen Vorgehens sei.
- Nachrichtenagentur dpa