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Ukraine: Putins Jagd auf Präsident Wolodymyr Selenskyj hat begonnen


"Enthauptung" der ukrainischen Regierung
Die Jagd auf Selenskyj

  • Johannes Bebermeier
  • Jonas Mueller-Töwe
Von J. Bebermeier, J. Mueller-Töwe, F. Reinbold

02.03.2022Lesedauer: 3 Min.
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"Sie alle haben den Befehl, unser Land auszulöschen": Der Ukraine-Präsident Selenskyj wendet sich erneut mit einer drastischen Botschaft an die internationale Gemeinschaft. (Quelle: reuters)

Wolodymyr Selenskyj dürfte für Putin gerade so etwas wie Staatsfeind Nummer eins sein. Was bedeutet das für den ukrainischen Präsidenten – und sein Land? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Es ist ein Satz, wie ihn eigentlich nur Helden in amerikanischen Blockbustern sagen. Allerdings ist der Ukraine-Krieg blutige Realität.

"Der Kampf ist hier; ich brauche Munition, keine Mitfahrgelegenheit."

Das soll der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vor einigen Tagen geantwortet haben, als Joe Biden am Telefon anbot, ihn aus der Ukraine zu holen.

Seitdem lässt Selenskyj seine Landsleute und die Welt weiter per Handyvideo Anteil haben an seinem persönlichen Widerstandskampf. Er ist damit international zu einer Ikone geworden. Was wohl auch dem Kreml nicht verborgen bleibt.

Er wird jetzt gejagt. Nur wie regiert er? Und was bedeutet es für die Ukraine, wenn es zum Schlimmsten kommt?

Wer jagt Selenskyj?

Nach Einschätzung von Analysten ist die "Enthauptung" der ukrainischen Regierung eines der vordringlichsten Kriegsziele des Kremls, um der russischen Armee weitere verlustreiche Kämpfe zu ersparen. Über die Jagd auf Präsident Selenskyj ist allerdings wenig mehr bekannt, als das, was die ukrainische Regierung selbst veröffentlicht.

Er selbst sagte: "Nach unseren Informationen hat mich der Feind zum Ziel Nummer eins erklärt, meine Familie zum Ziel Nummer zwei." Frau und Kinder könne er deswegen derzeit nicht sehen. Tatsächlich meldete seine Regierung kurz darauf, dass ein auf ihn angesetztes Killerkommando tschetschenischer Angreifer "eliminiert" worden sei.

Bildmaterial, das tschetschenische Kämpfer zuvor in sozialen Medien veröffentlichten, legt zumindest nahe, dass sie für eine solche Operation eingesetzt werden sollten. Auf den Bildern sind Spielkarten nachempfundene Steckbriefe mit ranghohen Zielen zu sehen. Schon früh wurde von russischen Spezialeinheiten berichtet, die versuchen sollen, in die Hauptstadt einzusickern. Auch unter Verwendung ziviler Kleidung und ukrainischer Uniformen.

Gerüchten zufolge sollen auch die Kreml-nahen "Wagner"-Söldner involviert sein. Der Investigativjournalist Christo Grozev von "Bellingcat" zitierte allerdings Quellen, dass es sich eben nicht um "Wagner"-Söldner handele, sondern auf eine neuartige Söldnergruppierung zurückgegriffen werde. Vor diesem Hintergrund warnten Analysten Selenskyj vor den Auswirkungen seiner Videobotschaften. Sie machten es unter Umständen möglich, seinen Aufenthaltsort in der Hauptstadt präzise zu bestimmen.

Wie arbeitet die Regierung überhaupt noch?

Die ukrainische Regierung ist weiter in Kiew, arbeitet aber unter erschwerten Bedingungen. Aus Sorge vor russischen Angriffen auf Regierungsgebäude, wie sie unter anderem in Charkiw und im Umland von Kiew erfolgt sind, arbeitet ein Großteil der Beamten im Homeoffice oder in bunkerartigen Anlagen. Hackerangriffe haben zudem mehrfach die Kommunikation über dienstliche E-Mail-Adressen lahmgelegt.

Nachdem die erste Welle der russischen Angriffe überstanden war, zeigte sich Präsident Selenskyj per Selfie-Video am Regierungssitz. Auch Abgeordnete des ukrainischen Parlaments bemühen sich zu zeigen, dass die politische Arbeit weitergehe.

Doch die Tage, in denen Selenskyj sich offen im Zentrum von Kiew zeigen konnte, scheinen vorbei zu sein. Alle Aufnahmen aus den vergangenen Tagen stammen aus verschiedenen Innenräumen, offenbar ohne Fenster. Selenskyj zeigt sich dort im olivfarbenen T-Shirt. Der Präsident befindet sich offenkundig in bunkerartigen Anlagen. Von dort aus stellte er sich Fragen von Reportern und von dort aus hielt er auch seine Rede an das Europaparlament – vor einer schmucklosen weißen Wand, drapiert mit ukrainischer Flagge.

Was würde ein Sturz von Selenskyj bedeuten?

Durch seine markanten und clever inszenierten Auftritte ist Selenskyj international längst das Gesicht des Widerstands gegen die russische Invasion geworden. In der Heimat ist er ohnehin auch das Symbol für den Fortbestand der Ukraine.

"Inzwischen bin ich zuversichtlich, dass unser Präsident und die Regierung, aber auch die Ukrainer als Staatsvolk den Krieg überleben", so sagte es der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, Anfang der Woche t-online. Würde der Staatspräsident in russische Gefangenschaft geraten oder gar getötet werden, könnte der Widerstandswille in der Ukraine bröckeln.

Und sollten er und die Regierung im Angesicht vorrückender Truppen fliehen müssen, wird Putin wohl diesen Moment nutzen, um Fakten zu schaffen. Eine Flucht Selenskyjs "hätte Symbolwirkung und Putin würde seinen 'Regime-Change' umsetzen und eine Regierung der Kollaborateure einsetzen", heißt es aus diplomatischen Kreisen der Ukraine.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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