"Die zweite Phase des Krieges hat begonnen"
Die Entwicklung wurde von den Ukrainern bereits erwartet, nun scheint die groΓe Offensive der russischen Armee in der Ostukraine begonnen zu haben. Dies bestΓ€tigte PrΓ€sident Selenskyj am Abend.
Die seit Wochen erwartete russische GroΓoffensive im Osten der Ukraine hat begonnen: Der ukrainische PrΓ€sident Wolodymyr Selenskyj sagte am Montagabend, die Regierung in Kiew kΓΆnne "nun bestΓ€tigen, dass die russischen Truppen den Kampf um den Donbass begonnen haben, auf den sie sich seit Langem vorbereiten". "Ein sehr groΓer Teil der ganzen russischen Armee wird fΓΌr diese Offensive verwendet", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache.
Zuvor hatte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, im Online-Dienst Facebook erklΓ€rt, die seit Wochen erwartete Offensive habe begonnen. "Es ist die HΓΆlle. Die Offensive, von der wir seit Wochen sprechen, hat begonnen". Es gebe KΓ€mpfe in Rubischne und Popasna und "unaufhΓΆrlich KΓ€mpfe in anderen friedlichen StΓ€dten", fΓΌgte der Gouverneur hinzu.
In den meisten Regionen des Landes wurde in der Nacht Luftalarm ausgelΓΆst, berichtete die ukrainische Nachrichtenwebseite Ukraine Now.
Kontrolle ΓΌber Donbass Ziel der Offensive
Das Kommando der ukrainischen StreitkrΓ€fte erklΓ€rte, Russland konzentriere sich darauf, die Kontrolle ΓΌber die Regionen Donezk und Luhansk zu ΓΌbernehmen, die den als Donbass bekannten Landstrich bilden. "Die zweite Phase des Krieges hat begonnen. (...) Glaubt an unsere Armee, sie ist sehr stark", schrieb Stabschef Yermak auf Telegram.
Russland hat nach EinschΓ€tzung der US-Regierung seine Truppen im Osten und SΓΌden der Ukraine deutlich verstΓ€rkt. In den vergangenen Tagen seien mehr als zehn sogenannte taktische KampfverbΓ€nde dorthin verlegt worden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, John Kirby, am Montag in Washington. Damit seien 76 Bataillone im Donbass stationiert. Solche Einheiten seien in der Regel mit Abwehrraketen, Artillerie, Hubschraubern und Transportfahrzeugen ausgerΓΌstet. Etwa 12 KampfverbΓ€nde seien alleine in Mariupol tΓ€tig.
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PrΓ€sident Selenskyj berichtet nach wie vor von heftigen Raketenangriffen, sieht aber Probleme beim Nachschub fΓΌr Russland: "Die russische Armee verlangsamt den Einsatz von Raketen gegen die Ukraine nicht, obwohl sie hΓ€tte erkennen mΓΌssen, dass es Γ€uΓerst schwierig sein wird, ihre RaketenbestΓ€nde selbst angesichts bestehender Sanktionen wiederherzustellen", sagte Selenskyj. "Ohne Importe kΓΆnnen sie nicht einmal das tun."
Die Nachrichtenseite Nexta.tv teilte auf Twitter ein β bislang nicht unabhΓ€ngig bestΓ€tigtes β Video von Artilleriefeuer im Donbass.
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Kleinstadt durch die russische Armee eingenommen
Kurz zuvor hatte der Luhansker Gouverneur mitgeteilt, die russische Armee habe die Kleinstadt Kreminna eingenommen. In Kreminna habe es in der Nacht zum Montag einen groΓen Angriff gegeben, teilte Hajdaj in Online-Netzwerken mit. Die russische Armee sei dort "mit einer riesigen Menge an Kriegsmaterial einmarschiert", "Unsere Verteidiger haben sich auf neue Positionen zurΓΌckgezogen", fΓΌgte er hinzu.
Bei dem Versuch, in einem Auto aus Kreminna zu fliehen, wurden seinen Angaben zufolge vier Zivilisten von russischen Soldaten getΓΆtet. Ein weiterer Mensch sei verletzt worden.
20 Zivilisten in Donezk getΓΆtet
Vier weitere Zivilisten starben rund 20 Kilometer ΓΆstlich von Kreminna in der Region Donezk, wie der Regionalgouverneur Pawlo Kyrylenko auf Telegram mitteilte. FΓΌnf weitere Menschen wurden demnach verletzt.
Der SekretΓ€r des ukrainischen Sicherheitsrates, Oleksij Danilow, bestΓ€tigte die russische Offensive im Osten. "Fast an der ganzen Frontlinie im Gebiet der Regionen Donezk, Luhansk und Charkiw haben die Invasoren versucht, unsere Verteidigung zu durchbrechen", sagte er. "Zum GlΓΌck hΓ€lt unsere Armee."
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An zwei Stellen habe die russische Armee die Verteidigung durchbrochen, fΓΌgte er hinzu: "Kreminna und eine andere kleine Stadt. Aber die KΓ€mpfe dauern an. Wir geben unsere Gebiete nicht auf."
Die Kleinstadt Kreminna, die vor dem Krieg fast 20.000 Einwohner zΓ€hlte, liegt rund 50 Kilometer nordΓΆstlich der GroΓstadt Kramatorsk und ist fΓΌr die russischen Truppen von strategischer Bedeutung. Kreminna liegt zudem in der NΓ€he der heftig umkΓ€mpften Stadt Rubischne, die sich derzeit unter russischer Kontrolle befindet.
Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten am Montag von heftigen Explosionen in Rubischne, die zum Teil BrΓ€nde auslΓΆsten. Γber der Stadt stiegen riesige Rauchwolken auf. Ukrainische Soldaten beschossen russische Stellungen in Rubischne vom etwa drei Kilometer entfernten Ort Nowodruschesk aus mit Artillerie und MΓΆrsergranaten.
- Nachrichtenagentur AFP