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Israel plant Rafah-Angriff: Baerbock warnt vor "humanitärer Katastrophe"


Israel plant Militäroffensive in Rafah
Baerbock sieht "humanitäre Katastrophe mit Ansage"

Von dpa, reuters, mam

Aktualisiert am 10.02.2024Lesedauer: 3 Min.
Annalena Baerbock, Bundesaußenministerin (Archivbild): Sie warnt vor einer Militäroffensive in Rafah.
Annalena Baerbock, Bundesaußenministerin (Archivbild): Sie warnt vor einer Militäroffensive in Rafah. (Quelle: Glomex)
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Die israelische Armee greift offenbar verstärkt Ziele im Süden des Gazastreifens an. Annalena Baerbock warnt vor der geplanten Militäroffensive Netanjahus.

Außenministerin Annalena Baerbock hat im Gaza-Krieg erneut eindringlich vor einer israelischen Militäroffensive im Süden des Gazastreifens gewarnt und zugleich eine weitere Reise nach Israel angekündigt. "Eine Offensive der israelischen Armee auf Rafah wäre eine humanitäre Katastrophe mit Ansage", schreibt die Grünen-Politikerin am Samstag auf X. "Die Menschen in Gaza können sich nicht in Luft auflösen." Baerbock verweist darauf, dass die Not in Rafah schon jetzt unfassbar sei und dort 1,3 Millionen Menschen auf engstem Raum Schutz vor den Kämpfen im Gazastreifen suchten.

Sie betonte, dass Israel sich gegen den Hamas-Terror verteidigen, das Leid der Zivilbevölkerung aber größtmöglich lindern müsse. Deshalb brauche es eine weitere Feuerpause, auch damit weitere Geiseln freikämen. "Den Weg dahin werde ich nächste Woche erneut in Israel besprechen", kündigte sie an.

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Augenzeugen berichten von israelischen Angriffen in Rafah

Trotz internationaler Warnungen hat die israelische Armee am Samstag offenbar Ziele in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens angegriffen. Bei Angriffen aus der Luft auf zwei Häuser sollen mehr als 20 Menschen getötet worden sein, heißt es aus medizinischen Kreisen. Auch der Bürgermeister der Stadt im Süden des Küstengebiets, Mohammed al-Sufi, bestätigt der Deutschen Presse-Agentur die Opferzahl.

Ein palästinensischer freier Journalist, der in einem Flüchtlingslager lebt, erklärte, unter den Todesopfern der jüngsten Luftangriffe seien Kinder. Sie hätten in den frühen Morgenstunden noch geschlafen, als eine Rakete in ein Haus eingeschlagen sei, schrieb Salem El-Rajjes auf Facebook. Die Opfer seien aus dem dritten Stock eines Hauses auf parkende Autos in der Straße geschleudert worden.

Israelische Soldaten bombardierten außerdem ein Fahrzeug der Hamas und töteten dabei drei Personen, darunter den Chef des Polizeigeheimdienstes der Terrororganisation sowie dessen Stellvertreter, heißt es aus Polizeikreisen und von Augenzeugen. Die Angaben ließen sich allesamt zunächst nicht unabhängig überprüfen. Israels Militär äußerte sich zunächst nicht konkret. Die Armee halte sich bei ihren Einsätzen an das Völkerrecht und treffe Vorkehrungen, um den Schaden für die Zivilbevölkerung gering zu halten, teilt sie auf Anfrage lediglich mit.

Rafahs Bürgermeister warnt vor "Blutbad"

Es waren nicht die ersten Berichte über Angriffe auf Ziele in der Stadt nahe der Grenze zu Ägypten. In der vergangenen Woche hatte das israelische Militär dort Augenzeugen zufolge häufiger Stellungen von Hamas-Terroristen attackiert. Den Angaben nach waren die Angriffe am Samstag aber die bislang intensivsten. Rafah ist der einzige Ort im gesamten Küstenstreifen, in dem die Hamas noch die Kontrolle ausübt.

Derzeit sind in der Stadt noch keine israelischen Bodentruppen im Einsatz. Rafahs Bürgermeister Al-Sufi warnt vor einem Vorstoß der Armee in den Ort. "Jeder Militäreinsatz in der Stadt, in der mehr als 1,4 Millionen Palästinenser leben, wird zu einem Massaker und einem Blutbad führen", sagt er.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte zuvor der Armee den Befehl erteilt, eine Offensive auf Rafah vorzubereiten. In der Stadt gebe es noch immer vier verbleibende Hamas-Bataillone. Demnach soll die Militärführung die "Evakuierung" der Zivilisten in dem Ort planen und ihm einen Plan vorlegen, wie man die Hamas vor Ort ausschalten könne.

Mögliche Militäroffensive gilt als hochproblematisch

Eine Militäroffensive in Rafah gilt als hochproblematisch. In dem Ort, der vor dem Krieg rund 300.000 Einwohner hatte, sollen sich inzwischen weit mehr als eine Million Palästinenser aufhalten. Die meisten von ihnen flohen vor dem Krieg aus anderen Teilen des Gazastreifens dorthin, zum Teil auf Anordnung des israelischen Militärs. Dieses versprach ihnen dort Schutz, während der israelischen Militäroffensive gegen die Hamas.

Die vom islamischen Regime im Iran unterstützte Terrororganisation Hamas hatte am 7. Oktober ein Massaker an israelischen Zivilisten verübt, mehr als 1.200 Menschen getötet und zahlreiche weitere als Geiseln verschleppt. Seitdem schießt sie regelmäßig Raketen auf Israel. Die israelische Armee geht daher mit Luftschlägen und einer Bodenoffensive im Gazastreifen vor, um die Hamas zu bekämpfen. Doch ihr Vorgehen stößt aufgrund der steigenden Todeszahlen unter der Zivilbevölkerung sowie deren katastrophalen humanitären Situation immer mehr auf internationale Kritik.

UN-Generalsekretär António Guterres hatte bereits zuvor vor einer humanitären Katastrophe und Folgen für die gesamte Region gewarnt. Die Hälfte der Bevölkerung des Gazastreifens sei in Rafah zusammengepfercht und könne nirgendwo anders hin. Auch die US-Regierung und die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hatten sich in den vergangenen Tagen deutlich gegen ein militärisches Vorgehen in Rafah ausgesprochen.

Netanjahu geht einem israelischen Medienbericht zufolge davon aus, dass Israel aufgrund des internationalen Drucks nur rund einen Monat Zeit für eine Offensive in Rafah hätte. Der Einsatz muss demnach bis zum 10. März abgeschlossen sein. An dem Tag beginnt für Muslime weltweit der Fastenmonat Ramadan.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa und Reuters
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