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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Experte gibt Einschätzung Dieser Politiker könnte Trump Paroli bieten
Die chaotische US-Politik unter Donald Trump bringt Europa in eine schwierige Lage. Doch wer könnte Trump wirklich entgegentreten? Ein Experte gibt Antworten.
"Die Europäer können nicht darauf warten, dass sich vielleicht was ändert im Weißen Haus." Politologe Stephan Bierling findet klare Worte: Europa müsse dringend selbst handlungsfähig werden.
Bierling sieht für Europas Umgang mit Trump nur eine Figur, die Trump wirklich Paroli bieten könnte. Wer diese Person ist und wie Bierling zu seiner Einschätzung kommt, erklärt er im Interview.
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Der Eklat im Weißen Haus zwischen dem amerikanischen Präsidenten Trump, seinem Vize J. D. Vance und dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj sorgte international für Aufsehen.
Vor laufenden Kameras warfen die beiden US-Politiker dem ukrainischen Staatschef vor, nicht dankbar genug für die Unterstütung der USA zu sein.
Kurz darauf strichen sie alle Militär- und Geheimdiensthilfen für das Land, das sich seit mehr als drei Jahren gegen den russischen Angriffskrieg wehrt.
Stephan Bierling ist Politologe. Für ihn war das Treffen:
“Ein Tiefpunkt in der Geschichte westlicher Demokratien. Ein Tiefpunkt selbst in der Trump-Herrschaftsperiode.”
“Unterwürfigkeit ist sein großes Prinzip. Und deshalb hat er ja auch Selenskyj so gedemütigt.”
Nach den Gesprächen zwischen den USA und der Ukraine in Saudi-Arabien haben die Amerikaner nun die sofortige Wiederaufnahme der Militärhilfen angekündigt.
Doch Bierling sieht in dem Hin und Her des US-amerikanischen Präsidenten keine Strategie.
“Strategie ist etwas Langfristiges. Es steckt zumindest keine Strategie der politischen Inhalte dahinter. Das heißt, man will nicht irgendetwas bewegen oder erreichen, indem man unterschiedliche Positionen einsetzt und einnimmt. Es ist ganz typisch für Trump.”
“Er will einfach nicht festgenagelt werden können. Deshalb ist er auf allen Seiten gleichzeitig.
Doch wie kann Europa mit der chaotischen Politik des US-Präsidenten umgehen?
“Es würde nur durch Stärke gehen. Und diese Stärke haben wir Europäer in den letzten zehn Jahren systematisch ruiniert.“
“Die Europäer können nicht darauf warten, dass sich vielleicht was ändert im Weißen Haus.”
“Das heißt, wir müssen so schnell wie möglich alles wettmachen, was wir in den letzten zehn, 20 Jahren versäumt haben. Das ist ein Höllenfahrtskommando.”
Auch der sehr wahrscheinliche neue deutsche Kanzler Friedrich Merz stellt für Bierling keine große Hoffnung dar.
“Ich bemitleide Merz. Ich bemitleide jeden westlichen europäischen Politiker, der bei Trump im Oval Office aufschlägt, weil er nichts hat, was er Trump bieten kann, was Trump haben will, und Trump mit nichts drohen kann, weil wir keinerlei Mittel der Bedrohung in den Händen haben. Und damit haben sie in der Trump-Welt katastrophal schlechte Karten.”
Doch gibt es jemanden in Europa, der Trump entgegentreten könnte? Der Politologe nennt eine mögliche Schlüsselfigur.
“Das könnte Keir Starmer aus Großbritannien sein. Der ist gerade gewählt. Fünf Jahre ohne Koalition hat er vor sich. Er hat sich bei dem Londoner Gipfel vor einer Woche wirklich sehr gut geschlagen.”
Der britische Premierminister Keir Starmer hatte während des Ukraine-Gipfels in London eine “Koalition der Willigen” angekündigt.
Starmer und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatten angesichts der Annäherung zwischen den USA und Russland eine Entsendung von Truppen in die Ukraine ins Spiel gebracht.
Was Europa jetzt beweisen muss, sehen Sie hier oder oben im Video.

Zur Person
Stephan Bierling ist Professor mit Schwerpunkt Internationale Politik und transatlantische Beziehungen an der Universität Regensburg. In seinem Buch "Die Unvereinigten Staaten: Das politische System der USA und die Zukunft der Demokratie" erklärt er, wie gespalten die USA wirklich sind.
- Eigenes Interview
- Nachrichtenagentur dpa
- Nachrichtenagentur Reuters
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