Kanzler telefoniert mit Premierminister Merz fordert von Netanjahu mehr Hilfe für Gaza
Der deutsche Bundeskanzler hat sich mit einem Appell an den israelischen Premierminister gewandt. Derweil wird weiter um eine Waffenruhe im Gazastreifen gerungen
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat in einem Telefongespräch mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu auf eine Ausweitung der Hilfslieferungen für den Gazastreifen gedrängt. Laut Regierungssprecher Stefan Kornelius bekräftigte Merz am Sonntagabend, die Sicherheit Israels sei Teil deutscher Staatsräson. Zugleich betonte er die Dringlichkeit humanitärer Hilfe: Es sei erforderlich, "umgehend ausreichend humanitäre Hilfe in den Gazastreifen zu lassen und deren sichere Verteilung an die Zivilbevölkerung zu gewährleisten".
Merz verurteilte erneut den Terror der radikalislamischen Hamas. Die Organisation müsse alle Geiseln freilassen und die Waffen niederlegen. Er äußerte zugleich die Hoffnung auf eine baldige Einigung über einen Waffenstillstand und bekräftigte die deutsche Unterstützung für eine Zwei-Staaten-Lösung.
Zweifel an Hilfsverteilung
Israel steht zunehmend international unter Druck, angesichts der katastrophalen Lage im Gazastreifen. Laut den Vereinten Nationen ist die gesamte Bevölkerung von Hunger bedroht. Eine israelische Blockade hatte Hilfslieferungen wochenlang nahezu verhindert, nun gelangen sie nur schleppend ins Gebiet.
Berichte über tödliche Zwischenfälle bei der Verteilung sorgten am Wochenende für neue Spannungen. Laut Hamas starben 30 Menschen in der Nähe von Ausgabestellen. Die israelische Armee dementierte: Eine Untersuchung habe keine Hinweise auf Schüsse auf Zivilisten ergeben. Auch die US-Hilfsorganisation Gaza Humanitarian Foundation wies die Berichte zurück und sprach von einer reibungslosen Verteilung ihrer Hilfsgüter.
Offensive im Gazastreifen
Während sich die humanitäre Lage zuspitzt, verschärft Israel seine militärischen Angriffe. Generalstabschef Ejal Zamir ordnete eine Ausweitung der Bodenoffensive an. Ziel sei es, die Voraussetzungen für eine Rückkehr der Geiseln und die "entscheidende Niederlage der Hamas" zu schaffen. "Wir befinden uns mitten in einer starken und unerbittlichen Operation", sagte Zamir vor Soldaten. Zudem behauptete er, die islamistische Terrororganisation verliere inzwischen die Kontrolle über den Gazastreifen.
Israels Verteidigungsminister Israel Katz erklärte, die Armee solle alle Kriegsziele erreichen – unabhängig von laufenden Verhandlungen. Nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz wurden allein am Sonntagmorgen 179 Menschen mit Schuss- und Splitterwunden ins Feldhospital in Rafah eingeliefert. 21 von ihnen waren bei Ankunft tot.
Vermittlung durch Katar und Ägypten
Unterdessen setzen Katar und Ägypten ihre Bemühungen fort, eine neue Waffenruhe zu vermitteln. Die Hamas hat einem Vorschlag für eine Feuerpause grundsätzlich zugestimmt, jedoch weitere Bedingungen gestellt. Die USA wiesen diese Haltung als "vollkommen inakzeptabel" zurück. US-Vermittler Steve Witkoff forderte eine sofortige Zustimmung, um über ein dauerhaftes Ende der Kampfhandlungen verhandeln zu können.
In einer Stellungnahme erklärte die Hamas, sie sei bereit, "unverzüglich eine Runde indirekter Verhandlungen einzuleiten, um eine Einigung über die strittigen Punkte zu erzielen". Ziel sei ein "dauerhafter Waffenstillstand und ein vollständiger Rückzug" der israelischen Armee.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und afp