210 Millionen Dollar auf dem Spiel Selenskyj im Anzug? Millionen-Wette löst Streit aus

Millionenbeträge wurden auf die Frage gewettet, ob der ukrainische Präsident einen Anzug tragen würde, oder nicht. Jetzt löst die Wette Streit aus.
Bei einer Online-Wette stehen 210 Millionen Dollar auf dem Spiel. Die Frage, um die sich alles dreht: Hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bei seiner Ankunft auf dem Nato-Gipfel in Den Haag Ende Juni einen Anzug getragen, oder nicht? Eine vermeintlich einfache Frage – sollte man meinen. Doch auf der Online-Wettplattform Polymarket führte dieser Disput zu einem handfesten Streit, bei dem es um Millionenbeträge geht.
Selenskyjs Auftreten sorgte bereits für Empörung
Seit der russischen Vollinvasion der Ukraine im Februar 2022 verzichtet Präsident Selenskyj aus Solidarität mit den Frontsoldaten weitgehend auf zivile Kleidung und zeigt sich in der Öffentlichkeit fast ausschließlich in militärischem Look. Dieses Verhalten hat wiederholt zu politischen und medialen Debatten geführt.
Einen Höhepunkt erreichte die Kontroverse während seines Besuchs bei US-Präsident Donald Trump in Washington, als Selenskyjs Verzicht auf einen Anzug von einigen Beteiligten des Empfangs als respektlos gegenüber dem Weißen Haus und den US-Militärhilfen für die Ukraine interpretiert wurde.
- Trump-Sieg? Mysteriöse Wetten werfen Fragen auf
Nach diesen öffentlichen Diskussionen nahm sich auch das US-amerikanische Wettportal Polymarket des Themas an. Anders als klassische Wettanbieter versteht sich Polymarket als sogenannter "Prediction Market": Die Plattform bildet den kollektiven Wissensstand ihrer Nutzer ab, indem diese auf Ja- oder Nein-Antworten zu konkreten Fragen wetten – etwa, ob ein Politiker eine Wahl gewinnt oder, wie in diesem Fall, ob Selenskyj vor Juli öffentlich einen Anzug tragen würde.
Selenskyj im Anzug gesichtet?
Am 25. Juni wurde Selenskyj tatsächlich bei der Ankunft zu einem Abendessen im Rahmen des Nato-Gipfels in Den Haag fotografiert: Er trug ein schwarzes Jackett, ein schwarzes T-Shirt und eine schwarze Hose. Augenscheinlich handelte es sich trotz einzelner militärischer Details an seinem Outfit um eine Art Anzug. Selbst der offizielle Instagram-Kanal des ukrainischen Präsidenten kommentierte den Auftritt und postete ein Foto mit dem Hinweis, dass es sich um den ersten öffentlichen Auftritt Selenskyjs in einem Anzug seit Kriegsbeginn handle.
Auch der Experte für Herrenmode, Derek Guy, kommt gegenüber dem Magazin "Wired" zu dem Schluss, dass Selenskyjs Outfit der "technischen Definition eines Anzugs" entspreche, gleichzeitig räumte er jedoch auch Verständnis für diejenigen ein, die das Kleidungsstück des Präsidenten nicht als einen klassischen Anzug anerkennen würden.
Krypto-Tokens bestimmen Wettausgänge
Für zahlreiche Wettende kommt es nun darauf an, wie Polymarket diese Frage beantwortet. Die Wahrheitsfindung gestaltet sich dabei komplizierter als gedacht, denn bei Polymarket wird nicht mit herkömmlichem Geld gewettet, sondern mit digitalen Kryptowährungen. Kommt es zu Streitigkeiten über die Auswertung einer Frage – etwa ob Selenskyj einen Anzug trug oder nicht –, entscheiden die Inhaber eines speziellen Krypto-Tokens per Abstimmung über die Antwort.
Während dieses Prinzip bei binären Wetten – etwa, ob eine Mannschaft gewinnt oder verliert – gut funktioniert, führt es bei komplexeren, subjektiven Fragen schnell zu Konflikten. Zur Empörung vieler Nutzer stimmte die Community in diesem Fall mit deutlicher Mehrheit dafür, dass Selenskyj keinen Anzug getragen habe.
Nutzer kündigen Klage an
Kritiker sehen darin ein grundlegendes Problem des Systems: Es sei anfällig für Missbrauch durch sogenannte "Wale" – Investoren, die große Mengen an Token besitzen und damit überproportionalen Einfluss auf Entscheidungen ausüben können, so "Wired". Die hohe Konzentration dieser Stimmrechte führe dazu, dass der angeblich dezentrale Entscheidungsprozess nur eine Farce sei und leicht manipuliert werden könne, beklagen zahlreiche Nutzer.
Aus Protest gegen den Ausgang der Abstimmung haben verärgerte Nutzer angekündigt, gegen Polymarket zu klagen. Denn es obliegt letztlich dem Unternehmen, Entscheidungen zu überprüfen und – wie in der Vergangenheit bereits geschehen – auch wieder rückgängig zu machen. Für die Wettenden sind die insgesamt 210 Millionen Dollar erst einmal verloren. Sie haben nun den Eindruck, ihres rechtmäßigen Gewinns beraubt worden zu sein.
- wired.com: "Volodymyr Zelensky’s Suit Has Sparked a Polymarket Rebellion" (Englisch)