Spekulationen um Stabwechsel Tauscht Selenskyj deswegen seine wichtigste Botschafterin aus?

Nach mehr als vier Jahren läuft Oksana Markarowas Zeit in Washington wohl ab. Hat sich die ukrainische Botschafterin Feinde unter den Republikanern gemacht?
Seit Februar 2021 hat Oksana Markarowa die Interessen der Ukraine in Washington vertreten, nun steht offenbar ihre Ablösung bevor. Der konkrete Anlass für den Austausch der Botschafterin soll ein Telefonat zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj am Freitag gewesen sein, wie die "Financial Times" und die Nachrichtenagentur Bloomberg übereinstimmend berichten.
- Kommentar zu Trumps Ukraine-Politik: Sie werden sehr schwer getroffen
Demnach ist die Ablösung Markarowas der Versuch Selenskyjs, den US-Präsidenten zu beschwichtigen. Markarowa soll bei vielen Republikanern in Ungnade gefallen sein, weil sie angeblich den Demokraten nahesteht. Der Sprecher des Repräsentantenhauses, der Republikaner Mike Johnson, verlangte schon im September die Ablösung Markarowas, nachdem diese im US-Präsidentschaftswahlkampf 2024 einen Besuch Selenskyjs in einer Waffenfabrik in Pennsylvania organisiert hatte.
Dort trat Selenskyj mit dem demokratischen Gouverneur Josh Shapiro auf. Johnson bemängelte damals, dass bei Selenskyjs Besuch "kein einziger Republikaner anwesend war".
Offiziell haben sich weder Kiew noch Washington zur Personalie Markarowa geäußert. Die "Financial Times" zitierte einen mit der Sache vertrauten hohen ukrainischen Beamten. Dieser sagte der Zeitung, Selenskyj wolle Markarowa durch einen oder eine gute Unterhändlerin ersetzen, die sowohl dem Weißen Haus als auch dem Kongress vermittelbar sei. Wer Markarowa ablösen könnte, ist bislang unklar.
Die Amtszeit ukrainischer Botschafter im Ausland beträgt durchschnittlich drei bis fünf Jahre. Der frühere ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hielt seinen Posten in Berlin sogar fünfeinhalb Jahre.
Ukraine: Plant Selenskyj einen Kabinettsumbau?
Befeuert wurden die Spekulationen, dass es sich um ein Zugeständnis Selenskyjs an Trump handeln könne, durch dessen jüngste Kehrtwende beim Thema Waffenlieferungen. Vorige Woche war bekannt geworden, dass die US-Regierung ihre Waffenlieferungen für die Ukraine teilweise eingestellt hatte. Von dem Lieferstopp betroffen seien unter anderem Artilleriegranaten und die für die Ukraine so wichtigen Flugabwehrraketen vom Typ Patriot, hieß es.
Doch inzwischen hat US-Präsident Trump mitgeteilt, dass die Lieferungen an Kiew weiterlaufen würden. Laut der "Financial Times" könnte dies als Entgegenkommen Trumps für die Ablösung von Botschafterin Markarowa gedeutet werden.
Demnach steht die Personalie Markarowa im Zusammenhang mit einem größeren Umbau der ukrainischen Regierung, die für die kommende Woche geplant sei. Es wäre die zweite größere Rochade seit September, als Selenskyj seinen langjährigen Außenminister Dmytro Kuleba entließ und durch den jetzigen Amtsinhaber Andrij Sybiha ersetzte.
Auch der nun geplante Kabinettsumbau geht nach Angaben der Zeitungen auf Selenskyjs Stabschef Andrij Jermak zurück. Als Kandidaten für die Nachfolge von Botschafterin Markarowa sollen unter anderem Ministerpräsident Denys Schmyhal und Verteidigungsminister Rustem Umjerow gelten.
- ft.com: "Volodymyr Zelenskyy vowed to replace US envoy criticised by Trump allies" (kostenpflichtig)
- bloomberg.com: "Zelenskiy Spoke With Trump on Replacing Kyiv’s Envoy to US" (kostenpflichtig)
- kyivindependent.com: "Ukraine's ambassador to the US to be dismissed, source says"