Zugang zur EU China errichtet Handelsstützpunkt in Griechenland

China bezieht das hochverschuldete Griechenland ins Projekt "Neue Seidenstraße" mit ein und will den Hafen Piräus weiter ausbauen. Beide Seiten sollen davon profitieren.
China baut seine Präsenz im Mittelmeer aus – und damit auch in Europa. Einer der wichtigsten Handelsknotenpunkte der EU ist der griechische Hafen Piräus, den die Chinesen gepachtet haben.
Von Safran über Schafskäse bis hin zu Strom – der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping hatten am Montag viel zu besprechen: Die Griechen hoffen nicht nur, ihre landwirtschaftlichen Produkte am riesigen chinesischen Markt abzusetzen, sondern vielleicht sogar das staatliche Elektrizitätswerk DEI an die Chinesen zu verkaufen. Peking ist neben Nahrungsmitteln auch an einer festen Basis für seine Wirtschaftsaktivitäten in der EU interessiert. Künftig wollen beide Staaten noch enger zusammenarbeiten, wie Xi und Mitsotakis betonten.
Neue Chance für Griechenland
"Es ist eine neue Ära in unseren Beziehungen", sagte Mitsotakis. China sei wirtschaftsfreundlich und biete "allen Ländern neue Chancen", erwiderte Xi. Athen und Peking unterzeichneten im Rahmen des Besuchs 16 Abkommen in den Bereichen Energie, Tourismus, Justiz und Kultur.
Kern der chinesischen Präsenz im EU-Land Griechenland ist der Hafen von Piräus. Der chinesische Transportriese Cosco hat dort bereits 800 Millionen Euro investiert und den Hafen zur Drehscheibe chinesischer Exporte in die EU gemacht – im Rahmen des chinesischen Projekts "Neue Seidenstraße", das China mit dem Westen Eurasiens verbinden soll. In den kommenden Jahren wollen die Chinesen weitere 600 Millionen Euro in Piräus investieren, den Containerhafen weiter ausbauen und verstärkt auch in Hotellerie und Kreuzfahrten einsteigen.
Der griechische Premier zeigte sich dankbar: Er erinnerte an die schwere Finanzkrise, während der China als einer der wenigen Staaten Griechenland unterstützt hatte. Athen hofft nun, dass Peking sogar das pleitebedrohte staatliche Elektrizitätsunternehmen DEI kaufen könnte und darüber hinaus in dem Bereich umweltfreundliche Energien aktiv wird.
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Politische Beobachter in Athen vermuten, dass China mit seiner Strategie in Griechenland nicht nur wirtschaftliche Erfolge anstrebt, sondern das südeuropäische Land auch als Fürsprecher für seine Interessen innerhalb der Europäischen Union gewinnen will.
- Nachrichtenagentur dpa