Vormarsch in Afghanistan Berichte: Taliban nehmen weitere Provinzhauptstadt ein
Der Vormarsch der Taliban in Afghanistan ist kaum noch aufzuhalten. Erneut haben sie nach Augenzeugenberichten eine weitere Provinzhauptstadt eingenommen. Innerhalb von einer Woche haben sie sieben Provinzen erobert.
Die Taliban haben Augenzeugen zufolge in Afghanistan eine weitere Provinzhauptstadt eingenommen. Pul-i-Chumri in Baghlan sei am Dienstagabend von den Islamisten eingenommen worden, berichteten Bewohner. Die Streitkräfte der Regierung hätten sich in Richtung der Kelagi-Wüste zurückgezogen, wo sich eine Militärbasis befindet.
Damit haben die Taliban innerhalb etwa einer Woche sieben Provinzhauptstädte eingenommen. Früheren Angaben aus EU-Kreisen zufolge kontrollieren sie inzwischen fast zwei Drittel des Landes. Ein Sprecher sagte dem Sender Al-Jazeera, man bekenne sich weiter zu den Friedensverhandlungen in Doha. Ein Vertreter der Regierung in Kabul erklärte dagegen, ein Vermittler müsse die Ernsthaftigkeit der beteiligten Parteien prüfen.
Joe Biden: Vormarsch ist nun ein Problem der Afghanen
Der Vormarsch der militant-islamistischen Taliban ist nach Ansicht der US-Regierung nunmehr ein Problem der Afghanen. Angesichts des weitgehend abgeschlossenen Abzugs der internationalen Truppen sagte US-Präsident Joe Biden, die Afghanen müssten nun "selbst kämpfen, um ihren Staat kämpfen". Ihre Streitkräfte seien den Taliban militärisch überlegen, auch in Bezug auf die Truppenstärke. "Aber sie müssen auch kämpfen wollen", sagte Biden am Dienstag (Ortszeit) im Weißen Haus.
Der US-Präsident appellierte an die politische Führung in Kabul, an einem Strang zu ziehen. Wörtlich sagte er: "Ich glaube, sie beginnen zu verstehen, dass sie an der Spitze politisch zusammenkommen müssen." Biden versprach, die USA würden die afghanischen Sicherheitskräfte weiterhin finanziell und militärisch unterstützen. Er werde jeden Tag über die Lage unterrichtet.
- Nachrichtenagentur Reuters