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Nach Putschversuch in Simbabwe: Diktator Mugabe unter Hausarrest


Möglicher Putsch in Simbabwe
Diktator Mugabe steht unter Hausarrest

Von dpa, ap, afp
Aktualisiert am 15.11.2017Lesedauer: 3 Min.
Soldaten vor der Hauptstadt Harare: In Simbabwe hat das Militär scheinbar die Macht übernommen.Vergrößern des BildesSoldaten vor der Hauptstadt Harare: In Simbabwe hat das Militär scheinbar die Macht übernommen. (Quelle: Philimon Bulawayo/Reuters-bilder)
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Das Militär hat im afrikanischen Simbabwe die Kontrolle an sich gerissen. Laut einem Sprecher wollen sie gegen "Verbrecher" vorgehen. Diktator Mugabe darf sein Haus nicht verlassen.

Mugabe habe am Mittwoch in einem Telefonat mit dem südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma gesagt, dass er "in seinem Haus festgehalten" werde, teilte Zumas Büro mit. Mugabe habe in dem Gespräch zugleich versichert, dass er wohlauf sei.

Am Mittwochmorgen hatten bereits Panzer den Zugang zum Parlament von Simbabwe blockiert. Wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete, forderten Soldaten in der Nähe des Parlaments Autos zur Umkehr auf. Weitere Militärfahrzeuge waren vor den Büros der Regierungspartei Zanu-PF in der Hauptstadt Harare zu sehen.

In dem afrikanischen Land hat das Militär nach eigenen Angaben zeitweise die Kontrolle übernommen. Es gehe darum, eine "sich verschlimmernde politische, soziale und wirtschaftliche" Krise zu überwinden, erklärte Generalmajor Sibusiso Moyo am Mittwoch in einer Ansprache im staatlichen Fernsehen.

Es handle sich jedoch nicht um einen Militärputsch, betonte er. Es gehe darum, Verbrecher zur Strecke zu bringen. Präsident Robert Mugabe (93) und seine Familie seien in Sicherheit. "Sobald wir unsere Mission erfüllt haben, erwarten wir eine Rückkehr zur Normalität", sagte Moyo.

Laute Explosionen

Der Militärvertreter forderte alle Sicherheitskräfte auf, mit dem Militär zu kooperieren. Auf Provokationen würde angemessen reagiert werden, warnte er. Alle Soldaten sollten sich umgehend zum Dienst zurückmelden. In der Nacht hatte es Augenzeugen zufolge zuvor mindestens drei laute Explosionen in der Hauptstadt Harare gegeben, auch Schüsse wurden gehört.

Seit Dienstag war es zu einer verstärkten Militärpräsenz in der Hauptstadt gekommen. Die Botschaften der USA und Großbritanniens ermahnten ihre Staatsbürger in Simbabwe wegen der unklaren Situation zu großer Vorsicht und forderten sie auf, zu Hause zu blieben. Die US-Botschaft sollte am Mittwoch geschlossen bleiben.

Unübersichtliche Lage

Die Zuspitzung der Krise ergab sich, nachdem Militärchef General Constantino Chiwenga der Regierung von Langzeitpräsident Mugabe (93) am Montag öffentlich gedroht hatte, die Armee sei angesichts der Krise im Land bereit "einzuschreiten". Die Regierungspartei Zanu-PF erklärte daraufhin am Dienstagabend, die Äußerungen Chiwengas kämen einem Verrat und der Anstachelung zur gewaltsamen Auflehnung gegen die verfassungsrechtliche Ordnung gleich.

Der Verband der Kriegsveteranen von Simbabwe hat die Armee für ihr Vorgehen gegen einige Regierungsmitglieder gelobt. General Constantino Chiwenga habe eine "unblutige Korrektur eines groben Machtmissbrauchs" durchgeführt, sagte der Chef des Veteranenverbandes, Chris Mutsvangwa, am Mittwoch der Nachrichtenagentur AP. Die Armee werde Simbabwe zu "echter Demokratie" zurückführen und das Land zu einer "modernen Modellnation" machen, sagte er.

Mugabe hat scheinbar die Kontrolle verloren

Ein Grund für die derzeitige Krise ist die Entlassung des langjährigen Vizepräsidenten Emmerson Mnangagwa durch den seit 1980 herrschenden Mugabe. Das Militär stand bislang immer stramm hinter dem Diktator, doch auch hinter Mnangagwa, der als Verbündeter von Armeechef Chiwenga gilt. Die beiden kämpften mit Mugabe zusammen gegen das weiße Minderheitsregime im damaligen Rhodesien. Sie gelten als Kritiker von First Lady Grace Mugabe, die ihrem Mann im höchsten Staatsamt nachzufolgen hofft.

Ein Analyst der Beratung "ExxAfrica", Robert Besseling, erklärte, die Funkstille der Regierung deute darauf hin, dass Mugabe die Kontrolle über die Situation verloren habe. Sollte es zu einem Militärputsch kommen, seien in der Nähe wichtiger Einrichtungen in Harare wie dem öffentlichen Fernsehsender und Regierungsgebäuden Kämpfe zwischen Fraktionen des Militärs und der Polizei zu befürchten, so Besseling weiter.

Einsatz gegen die Präsidentengattin?

Ein Experte der Risikoberatung Verisk Maplecroft erklärte, die erhöhte Militärpräsenz sei ein klares Zeichen, dass die Streitkräfte notfalls einschreiten würden, um Grace Mugabe als Präsidentin zu verhindern.

Eine Bürgerin in Harare, Vivian Chinhengo, sagte am Dienstag, dass im Zentrum der Stadt an fast jeder Kreuzung Soldaten zu sehen seien, was "sehr ungewöhnlich" sei. Ein anderer Augenzeuge, Clement Gomo, sagte, er habe bei der Fahrt ins westliche Chinhoyi mehrere gepanzerte Fahrzeuge in Richtung Harare fahren sehen. In der Nacht zum Mittwoch wurden auch in der Stadt gepanzerte Fahrzeuge gesehen.

Einer der ärmsten Staaten der Welt

Simbabwe mit seinen etwa 15 Millionen Einwohnern gehört einem UN-Index zufolge zu den ärmsten Staaten der Welt. Mugabe hat die frühere Kornkammer des südlichen Afrikas heruntergewirtschaftet. Das Land hat sich bislang noch nicht von einer schweren Wirtschaftskrise erholt, in Folge derer es 2008 zu einer galoppierenden Hyperinflation und dem Zerfall der Landeswährung kam.

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