Trump will rechtsradikale Gruppe nicht mehr kennen
Nach dem Chaos bei der TV-Debatte steht Donald Trump nach dem Aufruf an eine rechtsradikale Gruppe in der Kritik. Nun rudert der US-PrĂ€sident zurĂŒck und behauptet, die Gruppe gar nicht zu kennen.
US-PrĂ€sident Donald Trump ist nach seinem scharf kritisierten Aufruf an eine rechtsradikale Gruppe, sich "bereit zu halten", zurĂŒckgerudert. Zugleich beteuerte er, die gewaltbereite Gruppierung Proud Boys nicht zu kennen, die er noch am Vorabend bei der TV-Debatte mit seinem Wahl-Herausforderer Joe Biden namentlich erwĂ€hnt hatte.
"Ich weiĂ nicht, wer die Proud Boys sind", meinte Trump im Garten des WeiĂen Hauses. "Wer auch immer sie sind, sie mĂŒssen sich zurĂŒckziehen und die Polizei ihre Arbeit machen lassen."
Extrem chaotisches TV-Duell
Derweil kĂŒndigte die fĂŒr die Organisation der PrĂ€sidentschaftsdebatten zustĂ€ndige Kommission nach dem chaotischen Trump-Biden-Duell eine VerschĂ€rfung der Regeln an. "Die Debatte von gestern Abend hat deutlich gemacht, dass zu dem Format der verbleibenden Debatten zusĂ€tzliche Struktur eingefĂŒhrt werden sollte, um eine geordnetere Diskussion ĂŒber die Themen sicherzustellen", erklĂ€rte die Kommission am Mittwoch. Geplant seien "zusĂ€tzliche Instrumente, um die Ordnung aufrecht zu erhalten".
Die RegelĂ€nderungen wĂŒrden "sorgfĂ€ltig" geprĂŒft und in KĂŒrze bekanntgegeben, erklĂ€rte die Kommission. Die nĂ€chste Fernsehdebatte zwischen Trump und Biden ist fĂŒr den 15. Oktober geplant. Dabei sollen BĂŒrger Fragen an die Kandidaten stellen können.
Das erste TV-Duell zwischen Trump und seinem Herausforderer von den oppositionellen Demokraten war extrem chaotisch verlaufen. Der PrĂ€sident unterbrach Biden am Dienstagabend stĂ€ndig mit Zwischenrufen. Der frĂŒhere VizeprĂ€sident reagierte mit scharfen Gegenattacken und rief dem Amtsinhaber einmal zu, er solle "den Mund halten". Moderator Chris Wallace gelang es nicht, Ordnung in die Debatte zu bringen.
Trump distanziert sich nicht von rassistischen Gruppen
Beobachter reagierten mit scharfer Kritik auf das Schauspiel. Die Zeitung "Washington Post" sprach von der "schlimmsten PrÀsidentschaftsdebatte seit Menschengedenken". Der Nachrichtensender CNN sprach von einem "Debakel". Biden bezeichnete das Verhalten seines Rivalen am Mittwoch als "nationale Peinlichkeit".
FĂŒr Aufsehen und Empörung sorgte Trump wĂ€hrend der Debatte mit einem direkten Appell an die rechtsradikale Gruppe Proud Boys (Deutsch etwa stolze Jungs oder stolze Kerle): "Proud Boys - haltet euch zurĂŒck und haltet euch bereit." WofĂŒr sich die Gruppe genau "bereit" halten sollten, lieĂ der Rechtspopulist offen. Moderator Wallace hatte Trump zuvor gefragt, ob er bereit sei, sich eindeutig von rassistischen Gruppen zu distanzieren, was der PrĂ€sident nicht tat.
Am Tag nach der Debatte auf die ĂuĂerungen angesprochen, beteuerte Trump: "Ich weiĂ nicht, wer die Proud Boys sind." Er fĂŒgte hinzu: "Sie mĂŒssen sich zurĂŒckziehen und die Polizei ihre Arbeit machen lassen." Die am Dienstagabend geĂ€uĂerten Worte ("stand back and stand by") sind auf Englisch sehr Ă€hnlich zu dem Ausdruck, den Trump am Mittwoch verwendete ("stand down").
"Jede Form davon verurteilt"
Am Rande von Anti-Rassismus-Protesten in den vergangenen Monaten ist es immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen - und zu gewaltsamen ZusammenstöĂen zwischen rechten Gruppierungen und linken Aktivisten unter anderem der antifaschistischen Antifa-Bewegung.
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Trump hat es in den vergangenen Jahren immer wieder abgelehnt, sich klar von rassistischen Gruppierungen zu distanzieren. Am Mittwoch sagte der rechtspopulistische PrĂ€sident auf eine entsprechende Journalistenfrage, er habe immer "jede Form davon verurteilt". Er kritisierte dann aber umgehend wieder die Antifa, die er in den vergangenen Monaten regelmĂ€Ăig fĂŒr Gewalt am Rande der Black-Lives-Matter-Proteste verantwortlich gemacht hat.
Kritiker werfen Trump vor, vor der PrĂ€sidentschaftswahl am 3. November gezielt die Spannungen in dem Land zu schĂŒren. Beobachter warnen vor möglicher Gewalt durch rechtsradikale Milizen, sollte der Amtsinhaber die Wahl verlieren und eine Niederlage nicht anerkennen. In Umfragen liegt Trump seit Monaten hinter Biden.