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Corona-Schock in den USA: Ein fataler Anstieg steht erst noch bevor


Corona-Rekorde in den USA
Alarmstufe dunkelrot


Aktualisiert am 09.12.2020Lesedauer: 4 Min.
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Erschöpfter Angestellter einer Covid-Intensivstation in Houston, Texas: Die Krankenhauseinlieferungen in Amerika sind auf Höchststand.Vergrößern des Bildes
Erschöpfter Angestellter einer Covid-Intensivstation in Houston, Texas: Die Krankenhauseinlieferungen in Amerika sind auf Höchststand. (Quelle: Go Nakamura/getty-images-bilder)

Der Dezember beginnt in Amerika mit schockierenden Corona-Zahlen. An schnellen Impf-Erfolgen gibt es neue Zweifel. Und ein fataler Anstieg, den Experten erwarten, steht erst noch bevor.

Als sich Donald Trump und Joe Biden im Wahlkampf duellierten, boten sie ihrem Volk sehr unterschiedliche Vorhersagen zum Corona-Winter in den USA.

Trump sagte, Corona werde ab dem 4. November, dem Tag nach der Wahl, plötzlich kein Thema mehr sein. Tenor: Die Medien bauschen das Thema nur auf, um ihm zu schaden.

Joe Biden griff dagegen im TV-Duell mit Trump zu einem drastischen Bild: Die Nation stehe vor einem "dunklen Winter", warnte Biden Ende Oktober.

Anfang Dezember ist klar, wer recht hatte. Allein in den ersten fünf Dezembertagen wurden in den USA eine Million neue Infektionen registriert. Und allein in den ersten sechs Dezembertagen sind es so viele Fälle, wie in Deutschland im gesamten Jahr 2020 gezählt worden sind. Neben neuen Infektionen haben auch die Krankenhauseinlieferungen und die Todesfälle Rekordwerte erreicht.

Der "Hauptstoß" kommt noch

Im Durchschnitt der vergangenen Woche lagen jeden Tag 100.000 Covid-Patienten im Krankenhaus – und mehr als 2.000 US-Amerikaner starben Tag für Tag an Covid, trotz besserer Therapien und Vorsorgemaßnahmen als im Frühjahr. Das zeigt, wie breit und stark sich das Virus derzeit ausbreitet.

Amerika steht allerdings erst am Anfang des dunklen Winters. Experten wie Anthony Fauci rechnen mit einer drastischen Verschärfung in den kommenden Tagen. "Wir sehen diese atemberaubenden Zahlen neuer Fälle und Einlieferungen, bevor wir überhaupt den Hauptstoß durch Thanksgiving spüren", sagte der Top-Infektiologe am Montag.

Zum in Amerika so wichtigen Erntedankfest am 26. November schlugen Millionen Amerikaner die Warnungen in den Wind und reisten per Flugzeug zur Familie.

Es wird viel schlimmer, bevor es besser werden kann

Die Hoffnung auf die Impfstoffe ist groß, wenn auch durch neue Entwicklungen wieder etwas getrübt. Doch schon jetzt ist klar: In den USA wird es noch einmal sehr viel schlimmer, bevor es besser werden kann.

Die Trump-Regierung hatte es abgelehnt, eine wirksame nationale Strategie gegen die Ausbreitung des Coronavirus durchzusetzen – sie überließ die Entscheidungen den Bundesstaaten, während Trump selbst immer wieder seine Anhänger ermutigte, gegen Lockdown-Maßnahmen demokratischer Gouverneure zu protestieren.

Die aktuelle Corona-Welle ist besonders drastisch in den Staaten des Mittleren Westens, doch in den Schaubildern zum Infektionsgeschehen sind große Teile des Landes tiefrot eingefärbt. Es herrscht Alarmstufe dunkelrot.

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Einer der wenigen Staaten, die sich nun für harte Maßnahmen entschlossen, ist Kalifornien, wo die Krankenhäuser mancherorts an der Belastungsgrenze sind. Für gut 20 Millionen Einwohner im Süden des Bundesstaates gilt seit Montagfrüh ein dreiwöchiger Lockdown.

Lockdown und Widerstand in Kalifornien

Bürgern sind Treffen mit Angehörigen anderer Haushalte untersagt, Friseure und Bars müssen geschlossen bleiben, Restaurants dürfen nur noch Gerichte zum Mitnehmen anbieten. Die Anordnung des Gouverneurs sorgt für starken Protest – selbst Sheriffs in manchen Landkreisen kündigten an, die Regeln des demokratischen Gouverneurs Gavin Newsom nicht umsetzen zu wollen.

Die höchsten Sterbequoten weist unterdessen das dünn besiedelte South Dakota auf. Die dortige Gouverneurin, eine enge Verbündete Trumps, hat darauf verzichtet, Maßnahmen gegen das Virus durchzusetzen. Generell befolgen wenige Amerikaner in ländlichen Gebieten Abstandsregeln oder das Gebot zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes.

Präsident Trump selbst nutzte seine Tweets und Auftritte während der neuerlichen Corona-Eskalation vor allem, um das Ergebnis der Präsidentschaftswahl anzugreifen. Über Corona hat er lange nicht gesprochen – und wenn, dann um die Impfstoffe ins Zentrum zu rücken.

Erste Impfstoff-Freigabe naht

Am Dienstag will er die nahende Zulassung der ersten Wirkstoffe im Weißen Haus feiern. Die Arzneimittelbehörde könnte noch in dieser Woche den Impfstoff des US-Unternehmens Pfizer und der deutschen Firma Biontech freigeben.

20 Millionen Amerikaner sollen laut Weißem Haus noch im Dezember die erste der zwei Impfdosen erhalten. Damit wäre ein großer Teil der zwei Gruppen mit höchster Priorität, die Angestellten im Gesundheitswesen und die Altersheimbewohner, abgedeckt.

Doch zum Verfahren gibt es noch große Fragezeichen. Die US-Regierung hat es nach Medienberichten zudem versäumt, sich weitere Impfstoff-Tranchen nach der Anfangsbestellung von 100 Millionen Dosen zu sichern. Pfizer hat dem Weißen Haus demnach nun mitgeteilt, dass die USA bis zum Sommer auf Nachschub warten müssten.

Interessieren Sie sich für die US-Politik? Washington-Korrespondent Fabian Reinbold schreibt über seine Arbeit im Weißen Haus, seine Eindrücke aus den USA und den Übergang von Donald Trump zu Joe Biden einen Newsletter. , die dann einmal pro Woche direkt in Ihrem Postfach landet.

Die Pandemie kann laut Experten erst dann gestoppt werden, wenn drei Viertel der Amerikaner geimpft sind. Ob und wann diese Schwelle erreicht wird, steht in den Sternen. Insbesondere unter schwarzen Amerikanern grassiert eine große Skepsis vor dem Impfstoff – und diese sind besonders stark von Covid betroffen.

Biden will Amerikaner zum Maskentragen überreden

Andere Maßnahmen zur Eindämmung sind also umso wichtiger. Joe Biden hat bereits angekündigt, dass er nach der Amtsübernahme alle Bürger dazu aufrufen werde, hundert Tage lang Masken zu tragen. "Ich denke, dann werden wir einen deutlichen Rückgang spüren", sagte der Demokrat in einem CNN-Interview.

Doch selbst falls die Amerikaner dem neuen Präsidenten folgen, sind es bis zu seinem Amtsantritt noch sechs Wochen. Die Effekte von Thanksgiving und Weihnachten könnten bis dahin voll durchschlagen.

Ohne klares Gegensteuern "könnte Mitte Januar für uns eine sehr düstere Zeit werden", warnte bereits White-House-Berater Fauci, dessen Ratschläge allerdings von Trump seit Monaten ignoriert werden. Biden will ihn als medizinischen Chefberater an seine Seite holen.

Robert Redfield, der Leiter der US-Gesundheitsbehörde CDC, nannte die Wintermonate die "schwierigste Zeit in der Geschichte der öffentlichen Gesundheit dieser Nation". Seine Behörde geht davon aus, dass noch vor Weihnachten 300.000 Amerikaner an Covid gestorben sein werden.

Mitarbeit (Grafik): Laura Stresing

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