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US-Republikaner: Tritt Nikki Haley das Erbe von Donald Trump an?


Republikaner gehen aufeinander los
Tritt sie das Erbe von Donald Trump an?

  • Bastian Brauns
Von Bastian Brauns

Aktualisiert am 09.11.2023Lesedauer: 5 Min.
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Ausgesprochen deutlich: Nikki Haley profiliert sich als Außenpolitikerin.Vergrößern des Bildes
Ausgesprochen deutlich: Nikki Haley profiliert sich als Außenpolitikerin. (Quelle: MIKE SEGAR)

Bei der dritten Debatte der Republikaner stahl die einzige Frau allen Männern die Show. Nikki Haley ließ den Rechtspopulisten Vivek Ramaswamy und Ron DeSantis alt aussehen. Nur Donald Trump scheint unüberwindbar.

Bastian Brauns berichtet aus Washington

"Ich trage High Heels und sie sind kein modisches Statement. Sie sind meine Munition." Es ist ein Satz, den Nikki Haley gerne sagt. Auch auf der Fernsehbühne in Miami an diesem Mittwochabend. Donald Trumps ehemalige UN-Botschafterin, die frühere Gouverneurin des Bundesstaates South Carolina, ist die einzige Frau im Feld der Herausforderer gegen den ehemaligen Präsidenten.

Die 51-Jährige ist schlagfertig, angriffslustig und scheut sich nicht, unangenehme Wahrheiten auszusprechen. Ein Beispiel: "Die Vereinigten Staaten dürfen nicht so arrogant sein zu glauben, wir bräuchten keine Freunde mehr. Nach dem 11. September 2001 haben wir selbst eine Menge Freunde benötigt." Haley tritt darum für eine bedingungslose Unterstützung der Ukraine, Israels und Taiwans ein.

Eigentlich sind amerikanische Wahlkämpfe bekannt dafür, dass Außenpolitik eine eher untergeordnete Rolle spielt. Wichtig ist, dass die Wirtschaft im eigenen Land brummt, die Benzinpreise niedrig sind und die Kriminalität nicht ausufert. Nikki Haley aber hat sich schon früh bei diesen Debatten, bei denen Donald Trump stets abwesend ist, auf eben dieses politische Gebiet spezialisiert. Und das in einer Phase, in der die Isolationisten bei den Republikanern immer mehr an Macht gewinnen. Also jene Kräfte, die Amerikas Rolle in der Welt am liebsten auf das Wesentlichste beschränken wollen. Auch viele Wähler haben genug vom US-Interventionismus, also dem Einmischen in die Belange anderer Länder.

Die USA können die Weltlage nicht ignorieren

Bei dieser dritten großen Fernsehdebatte zwischen den verbliebenen fünf Trump-Herausforderern wurde am Mittwoch eines deutlich: Auch Amerika erlebt eine Zeit, in der die Republikaner die immer bedrohlichere Weltlage nicht einfach ignorieren können. Spätestens mit dem Krieg zwischen Israel und der palästinensischen Terrororganisation Hamas ist die globale Unruhe an den Universitäten und auf den Straßen in den USA angekommen.

Es mag auch an den Moderatoren gelegen haben. Dieses Mal kamen sie nicht vom Haussender der Konservativen, Fox News, sondern vom eher liberalen Sender NBC. Aber zum ersten Mal bei den parteiinternen Republikaner-Debatten um die Präsidentschaftskandidatur verwandten die Journalisten fast zwei Drittel der insgesamt zwei Stunden auf die Kriege, Konflikte und Krisen dieser Welt. Die Bühne von Miami im Bundesstaat Florida hätte eigentlich das Heimspiel des dortigen Gouverneurs Ron DeSantis werden sollen. Er ist laut Umfragen nach wie vor der Verfolger Nummer eins des weithin führenden Donald Trump.

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Aufgrund der Themensetzung aber konnte eben stattdessen Nikki Haley in der Debatte glänzen. Trumps ehemalige Botschafterin bei den Vereinten Nationen hat nicht nur laut ihrem Lebenslauf am meisten zu bieten, wenn es um die Rolle der USA in der Welt geht. Sie wirkt auch am besten informiert, hat ihre Zahlen und Fakten beisammen und analysiert messerscharf. "Ohne den Iran gäbe es weder die Hamas, noch die Hisbollah, noch die Huthi", sagte Haley. Und der Iran wiederum würde unterstützt durch China und durch Russland. Nicht ohne Grund habe sie darum in Richtung des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu und seinem Krieg gegen die Hamas-Terroristen gesagt: "Mach sie fertig!".

Eine gnadenlose Aufholjagd

Nikki Haley hat es auf den zweiten Platz hinter Donald Trump abgesehen. Dafür muss sie Ron DeSantis vom Thron des Kronprinzen stoßen. Immer wieder geriet sie in Miami mit dem Gouverneur aus Florida aneinander. Als DeSantis ihr vorwarf, sie habe vor zehn Jahren Investitionen des Erzfeindes China in ihren Bundesstaat South Carolina geholt, zerlegt sie ihn regelrecht. DeSantis würde bis heute chinesische Investoren anwerben und sogar Rüstungskonzerne für China produzieren lassen, so Haley.

Im Bundesstaat Iowa, wo traditionell die ersten Vorwahlen der Republikaner stattfinden, hat sie es bereits geschafft. Laut jüngsten Umfragen zieht sie inzwischen haarscharf an DeSantis vorbei. Sollte Donald Trump aus juristischen oder politischen Gründen ausfallen, würde sie plötzlich eine Topfavoritin und auch für Joe Biden brandgefährlich. Falls nicht, empfiehlt sie sich immer deutlicher: als Vizekandidatin für Trump, als Mitglied seiner nächsten möglichen Regierung oder als Nachfolgerin in einer Zeit nach Trump.

Punkten gegen Populisten

Wie deutlich Nikki Haley gegenüber Populisten auftreten kann, wurde immer wieder klar, wenn sie mit Vivek Ramaswamy aneinandergeriet. Der oft als Trump 2.0 beschriebene Unternehmer warf ihr Doppelzüngigkeit beim Thema China und dessen umstrittener Social-Media-App TikTok vor. "Deine Tochter hat die App doch selbst genutzt", rief Ramaswamy. Eiskalt entgegnete Haley: "Nimm den Namen meiner Tochter nicht in den Mund! Du bist Abschaum!" Für diesen deutlichen Konter gab es lauten Applaus aus dem Publikum und Stille bei Ramaswamy.

Zuvor hatte Ramaswamy Nikki Haley schon als Kriegsfalkin bezeichnet und den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj als Nazi und Komiker in Cargo-Hosen verunglimpft. "Die Ukraine ist kein Vorbild an Demokratie", behauptet Ramaswamy. Die Wahrheiten, die er zu sagen habe, würde das Publikum nun mal nicht in den Mainstream-Medien zu hören bekommen. Aber die ostukrainischen Provinzen seien russischsprachig und gehörten bereits seit 2014 zu Russland, so Ramaswamy.

Auch hier holte Haley zu einem deutlichen Gegenschlag aus: "Putin und Xi würden sabbern, wenn jemand wie er US-Präsident würde." Jeder wisse, was Putin getan habe und dass seinetwegen 500.000 Menschen gestorben seien, so Haley. Dann kam eine Attacke gegen Joe Biden. Hätte dieser die Waffen an die Ukraine früher geliefert, zu einem Zeitpunkt, als die Ukrainer darum gebeten haben, dann wäre der Krieg heute bereits vorbei. Einen Beleg für ihre Mutmaßung kann Haley zwar nicht liefern, aber auch dieser Schlag sitzt. Man könnte ihn sich vorstellen, in einem kommenden Duell zwischen ihr und dem amtierenden Präsidenten.

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Trump bleibt ein Hindernis

Dass es dazu kommen kann, dafür muss Nikki Haley noch viele Schlachten schlagen – im Fernsehen, in den Bundesstaaten und schließlich gegen ihren einstigen Förderer Donald Trump. Der ließ sich in Miami einmal mehr nicht auf der TV-Bühne blicken. Er bestimmt auch so jeden Tag die bundesweiten Schlagzeilen – zuletzt mit seiner Zeugenaussage in seinem Betrugsverfahren vor einem New Yorker Gericht.

Am Mittwochabend, parallel zum Schlagabtausch seiner Konkurrenten, veranstaltete er eine Wahlkampfrallye, nur wenige Meilen von Miami entfernt, in der Stadt Hialeah. Niemand würde die Debatte beachten, rief Trump dort zu seinen Anhängern. "Ich stehe gerade vor Zehntausenden Menschen und das läuft im Fernsehen." Das hier sei viel schwieriger als eine Debatte, so Trump.

Das Stadion, in dem er auftrat, fasst tatsächlich nur 5.000 Menschen und war am Mittwochabend nicht mal voll. Donald Trump bleibt ein Lügner. Nikki Haley überzeugt anders. Erste Umfragen sehen sie bereits als klare Gewinnerin der dritten Debatte.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen und Recherchen
  • Livestream auf NBC zur TV-Debatte der Republikaner (Englisch)
  • Livestream zur Trump-Rallye in Hialeah (Englisch)
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