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Leo XIV.: Was den neuen Papst für Donald Trump so gefährlich macht


Moralische Instanz
Papst Leo XIV. fordert Donald Trump heraus

Von t-online, pri

09.05.2025 - 15:07 UhrLesedauer: 5 Min.
Vatikan, Vatikanstadt: Der neu gewählte Papst Leo XIV., der US-Amerikaner Robert Prevost, winkt nach dem Konklave auf dem Balkon des Petersdoms im Vatikan.Vergrößern des Bildes
Papst Leo XIV. in Rom (Archivbild): Der neue Papst kritisiert unter anderem die Migrationspolitik von Donald Trump. (Quelle: Vatican Media)
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Robert F. Prevost ist der erste Papst aus den USA. Donald Trump erfüllt das zunächst mit Stolz. Doch mit Leo XIV. sitzt ein erklärter Kritiker seiner Politik auf einem mächtigen Posten.

Der Glückwunsch aus Washington zur Wahl von Robert F. Prevost zum Papst kam prompt. "Welch eine Freude und eine große Ehre für unser Land!", erklärte US-Präsident Trump auf seiner Plattform Truth Social und fügte hinzu: "Ich freue mich darauf, Papst Leo XIV. kennenzulernen. Es wird ein bedeutsamer Moment sein!"

Die Freude könnte sich künftig aber in Grenzen halten. Denn umgehend wurden die Social-Media-Accounts des neuen Papstes durchforstet. Sehr weit musste man nicht zurückgehen, um fündig zu werden.

Erst vor drei Wochen kritisierte Robert F. Prevost, damals noch Kardinal, auf der Plattform X Trumps Migrationspolitik. Er erklärte: "Diese beunruhigenden Maßnahmen, die grundlegende Menschenrechte und die Menschenwürde verletzen, richten sich nicht nur gegen Menschen ohne Aufenthaltspapiere, Bandenmitglieder und Gewaltverbrecher, sondern auch gegen friedliche und produktive Migranten und Flüchtlinge aller Art."

Hat das Konklave mit dem Papst aus den USA eine moralische Gegeninstanz zu Trump installiert? Ein Blick auf Tweets, Gegentweets und den neuen Konflikt zwischen geistlicher und weltlicher Macht.

Die Chicago Boys von Obama bis Prevost

Robert F. Prevost, 69, stammt aus Chicago, Illinois. Eine Arbeiterstadt. Das prägt. Nicht nur den neuen Papst, sondern auch andere: Barack Obama machte in Chicago Community Building, von der Nachbarschaftspolitik stieg er auf zum US-Präsidenten. Die letzte Lichtgestalt der demokratischen Partei, wenn auch kein Katholik.

Vor allem Migranten aus Irland und Italien prägten die katholische Kirche in den USA. Sie waren eine unterprivilegierte Minderheit und standen gegen die Dominanz der WASP, der White Anglo-Saxon Protestants – weiße Protestanten aus angelsächsischen Ländern, die die USA seit ihren Gründerzeiten prägten. Die Außenseiterrolle prägte. Auch das politische Bild. Lange wählten die Katholiken traditionell die Demokraten. Ihre (im Vergleich zu den USA) eher linke Sozialpolitik deckte sich mit den Interessen der katholischen Soziallehre. Formuliert hatte die im 19. Jahrhundert Papst Leo XIII.

Prevost knüpft mit seinem Namen Leo XIV. an diese sozialpolitische Tradition der katholischen Kirche an. Auch seine Jahre als Bischof in Peru prägten ihn. Mit Anfang 20 trat er dem Augustiner-Orden bei, einem Bettelorden, der sich den Armen verpflichtet. Deshalb auch Prevosts liberale Haltung in der Migrationspolitik.

Im September 2017 sprach sich Prevost für den Traum vieler illegaler Migranten in den USA aus, einen US-Pass zu erhalten. In den USA werden sie Dreamer genannt: "Ich stehe an der Seite der Dreamer und aller Menschen, die sich für ein Einwanderungssystem einsetzen, das fair, gerecht und moralisch ist", twitterte der Geistliche. Er liegt definitiv nicht auf Trumps Linie. Schon erklärte Megyn Kelly, eine einflussreiche Journalistin, die lange für den Trump-nahen Sender Fox News arbeitete: Sie hoffe, dass irgendein 20-Jähriger die Arbeit für Prevost auf der Plattform X übernommen habe und der Papst nie drauf schaute.

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Ein frommer Wunsch: Denn noch ein anderer aus Chicago geht auf Distanz zu Trump: Kardinal Blase Joseph Cupich, Erzbischof von Chicago. Nachdem Trump zu Jahresbeginn wichtige US-Programme in der Entwicklungspolitik stoppte, erklärte der Katholik aus Chicago: "Das tötet."

Trumps Feld der Maga-Katholiken

US-Vizepräsident JD Vance war der letzte auswärtige Staatsgast, der Prevosts Vorgänger Papst Franziskus kurz vor Ostern im Vatikan besuchte. Vance war erst vor sechs Jahren zum katholischen Glauben konvertiert. Er gehört zu einer Reihe von bekennenden erzkonservativen Katholiken im Umfeld von Donald Trump.

Auch dessen früherer Berater Steve Bannon spricht offen über seinen katholischen Glauben. In Anlehnung an Trumps Slogan Make America Great Again (MAGA) ist in Analysen von Maga-Katholiken die Rede. Schon fragte die katholische Zeitung "communio" des Freiburger Herder Verlags: "Die Rechte der Vereinigten Staaten ist traditionell anti-katholisch. Werden wir also Zeugen einer Art neuer Ökumene in politischer Absicht?"

Bei der US-Wahl im vergangenen November hat erstmals eine Mehrheit der US-Katholiken für die Republikaner gestimmt.

Das Pew Research Center, eine Forschungseinrichtung in Washington, hat den Kulturwandel untersucht. Demnach stellen Hispanics, Einwanderer aus Latein- und Südamerika, erstmals die größte Gruppe unter den US-Katholiken. Und es spielt sich ein zweiter Trend aus. Trumps harte Haltung in der Abtreibungspolitik und sein Wettern gegen Geschlechtergerechtigkeit (Woke) stößt vor allem bei ihnen auf starke Zustimmung.

Das Fazit der Pew-Studie: "Trump punktet zusehends auch unter konservativen Katholiken. Vor allem im Süden der USA dominieren katholische Gläubige aus Lateinamerika, sie sind jünger und konservativer als der Durchschnitt der US-Katholiken. Die katholische Soziallehre, für die der verstorbene Papst Franziskus und sein Nachfolger Leo XIV. stehen, ist aber auch bei diesen Zuwanderern populär." Das macht Rom für Trump so gefährlich.

Das Schisma: Rom gegen Washington

Die Kardinäle im Vatikan votierten für Prevost. Und damit auch für einen Anti-Trump. Schon warnte die Trump-nahe Influencerin Laura Loomer auf X: "Er ist gegen Trump... ein totaler Marxist."

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Im Vatikan gibt es zwei Linien: Papst Johannes Paul II. (1978-2005) und Papst Benedikt (2005-2013) standen für eine eher auf theologische Fragen konzentrierte Kirche, tendenziell eher konservativ. Papst Franziskus (2013-2025) und sein Nachfolger Papst Leo XIV. sind stark durch die Kirche der Armen in Südamerika geprägt. Sie verkörpern eine eher weltzugewandte Kirche. Nicht allein in Fragen der Sozialpolitik, sondern auch zu anderen Themen wie:

  • Klima: Schon in seiner ersten Amtszeit stieg Trump 2017 aus dem Pariser Klimaabkommen aus. Prevost verwies auf die Klima-Enzyklika "Laudato si" des damaligen Papstes Franziskus und repostete 2017 einen Tweet mit der Aufforderung: "Donald Trump, jetzt ist die Zeit, um die ,Laudato si' des Papstes zu lesen und für das Klima zu handeln."
  • Migration: Seit längerem hatte sich Prevost in dieser Frage mit Trump angelegt und dem Politiker Rassismus vorgeworfen. So verbreitete er 2015 einen Tweet des New Yorker Kardinals Timothy Dolan, der Trumps "Anti-Migrations-Rhetorik" als "problematisch" brandmarkte.

Mit US-Vize JD Vance legte sich Prevost gar öffentlich an. Er teilte auf X einen Artikel mit der Überschrift "JD liegt falsch. Jesus ruft uns nicht auf, unsere Liebe zu anderen zu gewichten".

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Fazit: Dieser Papst scheut keinen Konflikt. Es ist eine Warnung nach innen an die katholische Kirche, vor allem aber eine Ansage nach außen an Donald Trump. Der Vatikan mit einer Tradition von zweitausend Jahren wird zur Gegeninstanz zum sprunghaften Präsidenten im Weißen Haus.

Verwendete Quellen

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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