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Iran | Hinrichtung droht Deutschem: War das Sharmahds "Abschiedsanruf"?


Todesurteil für Deutschen im Iran
War das Jamshid Sharmahds "Abschiedsanruf"?

  • Marianne Max
Von Marianne Max

17.07.2023Lesedauer: 3 Min.
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Jamshid Sharmahd: Dem Deutsch-Iraner droht die Todesstrafe.Vergrößern des Bildes
Jamshid Sharmahd: Dem deutschen Staatsbürger droht die Todesstrafe. (Quelle: Mohammadhosein Movadedinejad/Tasnim News Agency)

Der im Iran zum Tode verurteilte Deutsche Jamshid Sharmahd hat offenbar nichts von seinem Urteil gewusst. Erst im Gespräch mit seiner Tochter erfuhr er davon. Es war der erste Anruf seit zwei Jahren.

Die Tochter des im Iran zum Tode verurteilten deutschen Staatsbürgers Jamshid Sharmahd hat erstmals seit zwei Jahren wieder mit ihrem Vater telefonieren können. Das teilte Gazelle Sharmahd am Montag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mit. Demnach habe sich der 68-Jährige krank und schwach angehört. Besonders besorgniserregend aber sei, dass er nicht von seinem Todesurteil gewusst habe, berichtet seine Tochter.

Jamshid Sharmahd wurde Anfang des Jahres von einem Gericht im Iran wegen "Verdorbenheit auf Erden" zum Tode verurteilt und könnte jederzeit hingerichtet werden. Das Regime lässt Hinrichtungen im Iran in der Regel durch Erhängen vollstrecken. Zuvor war Sharmahd im Sommer 2020 vom Geheimdienst des islamischen Regimes auf einer Reise nach Dubai entführt und in den Iran gebracht worden. Dort sitzt er seitdem in einer Einzelzelle.

Das Regime in Teheran beschuldigt den 68-Jährigen, an einem Terroranschlag beteiligt gewesen zu sein. Belegen lassen sich diese Vorwürfe nicht. Auch hatte seine Familie sie stets dementiert. Experten sehen in den Anschuldigungen vielmehr eine Propagandastrategie des Regimes. So wurde Jamshid bereits vor seinem Prozess zu Zwangsgeständnissen gedrängt, welche im staatlichen Fernsehen ausgestrahlt wurden. Mehr zu den unfairen Prozessen im Iran lesen Sie hier.

Seine Tochter hat nun das erste Mal seit zwei Jahren der Gefangenschaft ihres Vaters mit ihm telefonieren können. Zuvor hatte lediglich ihre Mutter mit dem 68-Jährigen gesprochen, berichtete Gazelle Sharmahd bereits vor einiger Zeit im Gespräch mit t-online. Ein persönliches Telefonat mit ihrem Vater sei ihr demnach stets verwehrt geblieben.

"Wo auf der Welt darf ein Angeklagter sein Urteil nicht erfahren?"

Dass das Kontaktverbot nun gebrochen wurde, bezeichnet Gazelle Sharmahd als "besorgniserregend". "Das macht mir große Angst, könnte dies sein Abschiedsanruf sein?", schreibt sie auf Twitter. Dass ihr Vater nichts von seinem eigenen Todesurteil gewusst habe, bezeichnet sie als weiteren Beweis dafür, "dass dieses Unrechtsurteil rein politisch ist". "Wo auf der Welt darf ein Angeklagter sein Urteil nicht erfahren?", fragt sie.

Ihr Vater habe sich schwach und schwer krank angehört. Auch habe er über Herzschmerzen geklagt. "Zum ersten Mal sagte er zu mir: 'Ich bin müde, ich bin fix und fertig, jetzt sind es fast drei Jahre, holt mich hier raus'", berichtet Gazelle Sharmahd. Die Behörden verweigern ihrem Vater eine angemessene medizinische Versorgung, berichtete die Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Seine Medikamente, etwa zur Behandlung einer Parkinson-Erkrankung, würden ihm verzögert ausgehändigt, was zu starken Schmerzen und Atembeschwerden führe.

In seinen letzten Worten am Montag habe Jamshid Sharmahd Grüße an alle ausgerichtet und ihr eine Nachricht für Bundeskanzler Olaf Scholz mitgeteilt, schreibt seine Tochter Gazelle Sharmahd weiter. "Herr Scholz, ihr Staatsbürger wurde entführt, verschleppt, nach 1.000 Tagen in Einzelhaft und Schauprozessen zu Tode verurteilt, was tun Sie, um ihn zu retten?", habe er demnach gesagt. Seine Hoffnung liege in Europa und in Amerika. "Nur die können mein Leben retten".

Baerbock bezeichnete das Urteil als "absolut inakzeptabel"

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte das Todesurteil im Februar als "absolut inakzeptabel" bezeichnet. Zudem erklärte das Auswärtige Amt zwei iranische Botschaftsangehörige zu unerwünschten Personen.

Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz hatte die politische Patenschaft für Jamshid Sharmahd übernommen und in Teheran verlangt, Zugang zu dem 68-Jährigen zu erhalten. Dieser aber wurde ihm zuletzt verwehrt. "Nach mehreren Monaten Bearbeitungszeit wurde mein Antrag auf Einreise in den Iran abgelehnt. Das Regime verweigert mir einen Einblick in die Haftbedingungen des deutschen Staatsbürgers Jamshid Sharmahd", teilte Merz Anfang Juli auf Twitter mit. Dies zeige einmal mehr, dass der Prozess mit einem Rechtsstaat nichts zu tun habe, schrieb Merz. "Ich werde auch weiterhin alle Möglichkeiten ausschöpfen, um auf sein Schicksal hinzuweisen und seine Freilassung zu fordern." Mehr zu politischen Patenschaften für iranische Gefangene lesen Sie hier.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • twitter.com: Profil von @GazelleSharmahd
  • amnesty.de: "IRAN: JAMSHID SHARMAHD ZUM TODE VERURTEILT"
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