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Antisemitische Kunst: War der Skandal um die documenta abzusehen?


Antisemitische Kunst
War der Skandal um die documenta abzusehen?

Von t-online, mk

Aktualisiert am 21.06.2022Lesedauer: 3 Min.
Ein Mitarbeiter der documenta verhüllt das Banner "People's Justice": Das Bild wurde erstmal im Jahr 2002 in Australien gezeigt.Vergrößern des BildesEin Mitarbeiter der documenta verhüllt das Banner "People's Justice": Das Bild wurde erstmal im Jahr 2002 in Australien gezeigt. (Quelle: Swen Pförtner/dpa)
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Hinweise auf judenfeindliche Tendenzen im Organisationsteam der documenta gibt es schon länger. Doch zum Eingreifen fühlte sich offenbar niemand berufen.

Seit 1955 bringt die documenta alle fünf Jahre den Glamour der internationalen Kunst nach Kassel, doch dieses Mal löst die Schau vor allem weltweite Empörung aus. Seit am Freitag das großformatige Banner mit dem Titel "People's Justice" (Gerechtigkeit des Volkes) installiert wurde, hagelt es massive Kritik an der antisemitischen Bildsprache des Werkes. Inzwischen haben die Veranstalter reagiert und das Banner der indonesischen Künstlergruppe "Taring Padi" verdeckt. Allerdings stellt sich die Frage, ob der Skandal nicht abzusehen war.

Denn das Werk wurde nicht für die documenta angefertigt, sondern war schon im Jahr 2002 erstmals zu sehen, auf dem South Australia Art Festival in Adelaide. Auf eine kritische Prüfung des Bildes haben die documenta-Verantwortlichen verzichtet. Die Geschäftsführung sei "keine Instanz, die sich die künstlerischen Exponate vorab zur Prüfung vorlegen lassen kann, und darf das auch nicht sein", so Generaldirektorin Sabine Schormann. Hinweise auf judenfeindliche Tendenzen unter den Kuratoren der documenta gibt es allerdings schon länger.

documenta-Kuratoren stehen der BDS-Kampagne nah

Verantwortlich für die Auswahl der Kunstwerke und die Einladung der Künstler zur documenta ist das indonesische Künstlerkollektiv "Ruangrupa". Zwei Mitglieder von "Ruangrupa" unterzeichneten im Mai 2021 den offenen Brief "A letter against apartheid", der Israel als Kolonialmacht darstellt und mit dem rassistischen Apartheid-Regime vergleicht, das in Südafrika bis 1994 Schwarze unterdrückte. In dem Brief ist von "Massakern" und "Mord" an den Palästinensern die Rede, während palästinensische Angriffe auf Israel keine Erwähnung finden.

In einem anonymen Blogeintrag wies das "Bündnis gegen Antisemitismus Kassel" im Januar auch auf die Nähe mancher Mitglieder des documenta-Organisationsteams zur BDS-Bewegung hin. BDS steht für "Boycott, Divestment and Sanctions", also Boykott, Entzug von Investitionen und Sanktionen gegen Israel. Die Kampagne wurde 2005 von palästinensischen Organisationen gestartet und findet weltweit Anhänger, zum Beispiel den "Pink Floyd"-Musiker Roger Waters. Wegen dessen Aussagen über Israel entschied die ARD 2017, zwei Konzerte von Rogers in Deutschland nicht wie geplant zu übertragen.

documenta-Skandal bringt Claudia Roth in Bedrängnis

"Ruangrupa" nannte die anonymen Vorwürfe des "Bündnisses gegen Antisemitismus Kassel" zwar beklagenswert und sprach von "amateurhafter Internet-Recherche", kündigte aber immerhin eine Podiumsdiskussion in Kassel an, bei der es auch um Antisemitismus gehen sollte. Nach Kritik an der Zusammensetzung der Veranstaltung vom Zentralrat der Juden in Deutschland wurde die für den 8. Mai geplante Veranstaltung aber auf unbestimmte Zeit verschoben, wie der "Bayerische Rundfunk" berichtet. Eine verpasste Gelegenheit, den Eklat zu verhindern?

Diesen Vorwurf muss sich auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth gefallen lassen. Erst vor eineinhalb Wochen lehnte die Grünen-Politikerin ein Eingreifen bei der documenta ab: "Ich halte die BDS-Bewegung für falsch und unterstütze sie in keiner Weise", sagte Roth dem "Spiegel". "Allerdings finde ich es schwierig, wenn jetzt schon der Verdacht oder die Annahme einer BDS-Nähe zu einem umgekehrten Kulturboykott führen, Veranstaltungen deshalb nicht mehr stattfinden sollen, dass Menschen ausgeladen werden."

Inzwischen hat sich Roth für die Entfernung des Banners von der documenta ausgesprochen. Das Werk weise eindeutig antisemitische Bildelemente auf, so Roth. Die bloße Verhüllung und die Erklärung von "Taring Padi" dazu seien inakzeptabel. Zudem müsse geklärt werden, wie es zu der Installation dieses Bildes überhaupt habe kommen können. Die Verantwortlichen müssten weiterhin sicherstellen, dass auf der Ausstellung in Kassel nicht weitere "eindeutig antisemitische Bildelemente" gezeigt würden. Am Dienstagnachmittag verkündete Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD) schließlich, dass das Banner entfernt wird.

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