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Deutschland im Corona-Stresstest: Wie Covid-19 den Alltag verändert


Corona-Stresstest
Wie das Virus den Alltag in Deutschland verändert

dpa, Von Basil Wegener

Aktualisiert am 17.03.2020Lesedauer: 4 Min.
Ein leerer Kinderspielplatz in München: Die Verbreitung des Virus beeinträchtigt den Alltag in Deutschland.Vergrößern des BildesEin leerer Kinderspielplatz in München: Die Verbreitung des Virus beeinträchtigt den Alltag in Deutschland. (Quelle: imago images)
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Es sind Einschränkungen, wie sie die Menschen in der Bundesrepublik noch nicht erlebt haben. Kein Lebensbereich ist von der Coronakrise ausgenommen. Was bedeutet das konkret?

Auf der Straße, in der Familie oder am Telefon mit Freunden: Es gibt kein anderes Thema. Die Beschränkungen, die das Ausbreitungstempo des Coronavirus drosseln sollen, betreffen alle Lebensbereiche. "Das sind Maßnahmen, die es so in unserem Land noch nicht gegeben hat", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montagabend. "Sie verändern natürlich für eine bestimmte Zeit unseren Alltag." Ein Überblick:

KINDER: Die 57.000 Kitas zu – die 43.000 Schulen ebenso. Was sollen die Kinder und Jugendlichen machen? Die Sportvereine haben ihren Betrieb eingestellt, Schwimm- und Spaßbäder sind geschlossen. Sogar auf Spielplätze sollen Kinder nicht mehr gehen. Für Minderjährige mit Eltern etwa im Gesundheitswesen gibt es eine Notbetreuung. Millionenfach beraten Eltern aber: Sollen die Kinder sich privat treffen? Etwa zu Hause oder irgendwo draußen? Wie kann es zu Hause so laufen, dass kein Lagerkoller ausbricht und Minderjährige nicht vor allem mit Smartphone und Onlinespielen beschäftigt sind? Wer kann es daheim begleiten, dass die Töchter und Söhne von der Schule etwa per Mail mitgegebene Aufgaben erledigen? Familien sind im Stresstest – und rücken notgedrungen zusammen.

GESCHÄFTE: Viele Geschäfte bleiben offen – vor allem der Lebensmitteleinzelhandel, aber unter anderem auch Getränkemärkte, Apotheken, Drogerien, Tankstellen und Banken. Doch in Deutschlands Einkaufsstraßen dürfte ein ödes Gefühl der Leere gepaart mit besorgtem Einkaufen die sonst übliche Atmosphäre mehr oder weniger entspannten Konsums ersetzen. Egal ob in der süddeutschen Kleinstadt oder am Prenzlauer Berg in Berlin: Meterweise waren schon zum Wochenbeginn Supermarktregale leergekauft. Aber: Alle sind in einem Boot – vielfach parieren die Menschen die Situation auch mit Humor und gegenseitiger Hilfe. Etwa wenn jüngere Menschen betagten Nachbarn anbieten, für sie einkaufen zu gehen.

KULTUR UND FREIZEIT: Ob Bars, Clubs, Diskotheken oder Kneipen, ob Kinos, Freizeitparks, Theater, Opern, Konzerthäuser oder Museen – alles das, was den Menschen jenseits von Arbeit und Ausruhen Spaß macht, was entspannt, was den Horizont erweitert oder schlicht gute Stunden mit anderen ermöglicht, ist geschlossen. Für die Betreiber ein Horrorszenario – für die Besucher ein heftiger Einschnitt. Selbst wenn man es bisher nicht so mit "Cocooning" hatte, also dem Zurückziehen in die eigenen vier Wände – jetzt ist eigentlich jeder ein Stück weit dazu gezwungen. Viele trösten sich damit, dass es draußen auch schön ist – etwa in Berlin waren am Wochenende bei strahlender Sonne Parks und Wälder voller Menschen. Selbst hier gilt aber: Abstand halten!

RESTAURANTS: Schon um 18 Uhr sollen sie schließen - und es soll Abstandsregeln für Tische geben. Wie lange ist es den Menschen unter den Umständen noch angenehm, essen zu gehen? Auf der anderen Seite: Nur zu Hause einigeln wollen sich viele auch nicht. Die nächsten Tage werden zeigen, wie die Restaurants mit der Lage zurecht kommen.

PROFISPORT: Die Bundesligen sind bis mindestens zum 2. April ausgesetzt –damit fällt für Millionen Fans eine Gewohnheit, für viele eine Passion weg. Keine Spiel, kein Torjubel, keine Enttäuschung bei Niederlagen, kein Fussballsmalltalk am Montagmorgen im Büro.

KONTAKT ZU KOLLEGEN: Aber was heißt schon Smalltalk im Büro? Da immer mehr Unternehmen auf Homeoffice umstellen, beschränkt sich der Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen für immer mehr Menschen auf Telefon, auf Videoschalten und Chatrooms. Der Küchentisch wird zum Schreibtisch, die Kinder sind auch in der Wohnung, Mutter und Vater teilen sich vielfach die Betreuung, so gut es eben planbar ist.

URLAUB: Wer sich auf eine Urlaubsreise in den Osterferien gefreut hat, muss zurückstecken – Veranstalter und Fluggesellschaften stellen den Betrieb ein. Übernachtungsangebote in Deutschland soll es nur noch zu notwendigen und ausdrücklich nicht zu touristischen Zwecken geben. Das häusliche Zusammenrücken ist also bis auf Weiteres auch in Urlaubszeiten das Motto der Stunde.

PFLEGE: Besonders Senioren in Pflegeheimen, aber auch Kranke und Menschen in Vorsorge- und Rehaeinrichtungen trifft die Ausnahmesituation hart. Die Einrichtungen können Besuch etwa einmal am Tag für eine Stunde zulassen, aber nicht von Menschen mit Atemwegserkrankungen. Es gibt schon Berichte aus Pflegeeinrichtungen mit ausbleibendem Besuch von Angehörigen, nach denen etwa schwer demenziell Erkrankten die Lage nicht erklärt werden kann – dass ihre Nächsten sie nicht besuchen, merken sie aber trotzdem. Das mag sich in auffälligem Verhalten bis hin zu Aggressionen zeigen.

UMSETZUNG: Die nächsten Tage wird sich zeigen, wie stark die Maßnahmen das Land wirklich lahmlegen. Das Robert Koch-Institut warnte bereits vor "Corona-Partys", bei denen Menschen der Gefahr trotzen und sich trotz allem zum Feiern treffen. Die Polizei hat schon am Wochenende in Bars und Kneipen etwa in Berlin um Schließung und Verständnis gebeten. "Natürlich wird es Kontrollen geben", sagt Kanzlerin Merkel. "Ich hoffe auch, dass es auch ein gewisses Einsehen der Menschen gibt."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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