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Corona-Krise: Sachsen und die Maskenpflicht – wird die Pandemie so besiegt?


In Läden und im Nahverkehr
Sachsen maskiert sich – und alle machen mit

dpa, Von Christiane Raatz

20.04.2020Lesedauer: 3 Min.
Einkaufen jetzt nur noch mit Maske: In Sachsen wollen sie die Verbreitung des neuartigen Coronavirus mit dem konsequenten Tragen von Atemmasken eindämmen.Vergrößern des BildesEinkaufen jetzt nur noch mit Maske: In Sachsen wollen sie die Verbreitung des neuartigen Coronavirus mit dem konsequenten Tragen von Atemmasken eindämmen. (Quelle: Robert Michael/dpa-bilder)
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Als erstes Bundesland führt Sachsen eine Maskenpflicht für Läden und im Nahverkehr ein. Die Einwohner nehmen es gelassen hin. Bekommt der Freistaat die Pandemie so besser als andere Länder in den Griff?

An lange Warteschlangen können sich ältere Dresdner gut erinnern. Zu DDR-Zeiten gehörten sie regelmäßig zum Straßenbild. Die Corona-Krise hat nun einen ähnlichen Andrang ausgelöst – auf Atemschutzmasken, die seit Montag Pflicht sind beim Einkaufen sowie in Bussen und Bahnen. Ab 11 Uhr wollte die Stadt kostenlos Masken an die Bürger verteilen. Doch schon eineinhalb Stunden vorher rückten die ersten Leute an, weshalb man früher begann. Am Ende war die Warteschlange quer durch die Innenstadt hunderte Meter lang.

200.000 Masken sollen in den kommenden Tagen an verschiedenen Orten der Elbestadt unters Volk gebracht werden. Das hat sogar die Qual der Wahl. Denn die "Comfort Community Maske" – so der Name des Produktes einheimischer Hersteller – ist in Weiß oder Schwarz zu haben.

Dresden nimmt für die Aktion 100.000 Euro in die Hand

In der Schlange gab es trotz langer Wartezeit viel Zustimmung für die Aktion, die Dresden rund 100.000 Euro kostet. Ein paar Mal ist aber auch das Wort "Schnellschuss" zu hören. Denn: Zwischen der Anordnung der Pflicht und deren Beginn lag nur ein Wochenende.

Sie finde die Maskenpflicht angemessen, sagt etwa eine Frau mittleren Alters. "Die Infektionszahlen aus Jena beweisen es." Tatsächlich hatte das thüringische Jena als erste deutsche Stadt am 6. April eine Mundschutzpflicht für den Nahverkehr und Geschäfte eingeführt. Damit soll eine Übertragung des Virus durch Tröpfcheninfektion beim Sprechen, Husten oder Niesen eingedämmt werden. Seither gingen die Neuinfektionen in Jena zurück, seit elf Tagen wurden laut Stadt gar keine mehr nachgewiesen.

"Bis es einen Impfstoff gibt"

Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) hat schon am ersten Tag der neuen Pflicht ein Umdenken bemerkt. "Mindestens 80 Prozent" der Fahrgäste in der Straßenbahn hätten sich an die Vorgabe gehalten. Hilbert sieht Dresden in einer Vorreiterrolle und verweist auch auf Erfahrungen aus Südkorea. Dort kennt sich der OB gut aus, seine Frau ist Koreanerin. "Wenn wir Schritt für Schritt in ein freiheitliches Leben zurückkehren wollen, werden wir uns an einige Hygiene-Regeln wie den Mund-Nase-Schutz gewöhnen müssen – bis es einen Impfstoff gibt."

Das muss nicht unbedingt ein medizinischer Mundschutz sein, auch selbst genähte Masken sowie Tücher und Schals reichten aus, hatte Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) verkündet. Vor mehreren Stoffläden in Dresden standen die Einwohner am Montag Schlange – etwa vor dem Nähstübchen Emily. Seit Wochen schon nähen die Mitarbeiter dort Stoffmasken. "Die Nachfrage ist riesig, von dezent bis schrill", sagt ein Mitarbeiter.

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Bei den meisten Sachsen scheint die Maskenpflicht auf Akzeptanz zu stoßen. An Dresdner Haltestellen sitzen am Montag Wartende mit einer Stoffmaske über dem Gesicht, auch in den Bussen und Bahnen bedecken viele Fahrgäste Mund und Nase. "Ich finde das richtig, schon weil ich Risikopatient bin", sagt dazu ein älterer Mann.

Auch nach Einschätzung von Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) hält sich ein Großteil an die Mundschutzpflicht. "Es lief sehr positiv an". Bußgelder für Verstöße sind bisher nicht vorgesehen. "Wir möchten auf die Vernunft der Bevölkerung setzen", betont Köpping.

Auch beim Shoppen wird klar: Die Menschen empfinden die neue Pflicht weniger als Last, sondern zeigen vielmehr Verständnis. An einem kleinen Buchladen im Szeneviertel Dresden Neustadt weist ein Plakat in roten Buchstaben darauf hin: "Offen!" Unter einem Smiley stehen aber auch die neuen Regeln: Nicht mehr als fünf Kunden gleichzeitig, Zutritt nur mit Mundschutz. Christine Polak, Inhaberin von Richters Buchhandlung, sitzt mit einer weißen Stoffmaske hinter der Kasse. Sie ist glücklich, dass sie ihren Laden nach einem Monat endlich wieder öffnen darf – wenn auch mit Auflagen: "Bisher hat sich jeder Kunde daran gehalten, es hat wunderbar geklappt."

Eine bundeseinheitliche Regelung gibt es im föderalen System Deutschlands freilich nicht. Manche sehen das als Nachteil, andere wollen die Länderhoheit in manchen Bereichen selbst in Krisenzeiten nicht missen. Bisher empfiehlt der Bund lediglich "dringend", Masken zu tragen. Sachsen preschte hingegen mit seiner Mundschutzpflicht vor, am 27. April will Mecklenburg-Vorpommern nachziehen. Bayern führt kommende Woche auch eine Maskenpflicht ein, ebenfalls in allen Geschäften und im öffentlichen Nahverkehr.

Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) pocht in der Debatte über Verschärfungen und Lockerungen in der Corona-Krise auf ein einheitliches Vorgehen der 16 Länder. "Unser konsequentes und entschlossenes Handeln hat bisher das Schlimmste verhindert. Deshalb kann ich nur davor warnen, unser gemeinsames Vorgehen zu verwässern", erklärte er nach einer Schaltkonferenz des CDU-Präsidiums.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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