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Kanzler Olaf Scholz in Spanien: Entschuldigen Sie, ist das die Corona-Zukunft?


Olaf Scholz
Entschuldigen Sie, ist das hier die Corona-Zukunft?

  • Johannes Bebermeier
Von Johannes Bebermeier, Madrid

Aktualisiert am 18.01.2022Lesedauer: 4 Min.
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Olaf Scholz landet in Madrid: Der Bundeskanzler ist zum Antrittsbesuch beim spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez.Vergrößern des Bildes
Olaf Scholz landet in Madrid: Der Bundeskanzler ist zum Antrittsbesuch beim spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez. (Quelle: Michael Kappeler/dpa)

Olaf Scholz entflieht dem deutschen Corona-Winter für einen Tag nach Spanien. Der dortige Regierungschef denkt schon über das Ende der Pandemie nach. Er hat aber auch einen großen Vorteil.

Der Kanzler kommt mit dem Hubschrauber. Es ist viel zu tun in diesen Tagen. Da stört der lange Weg vom Kanzleramt zum Flughafen noch mehr als sonst. Wobei der Grund seiner Reise an diesem Montag angenehmer ist als vieles, was Olaf Scholz in diesen Tagen zu tun hat: Er fliegt zum Antrittsbesuch nach Spanien.

Den Ministerpräsidenten dort, Pedro Sánchez, kennt er schon seit Jahren. Mit Kennenlernen brauchen sie sich also nicht lange aufhalten bei ihrem gut zweistündigen Treffen im Palacio de la Moncloa in Madrid, dem Amtssitz des spanischen Regierungschefs.

Das trifft sich gut, denn es steht ohnehin mehr als genug an: Wie geht es weiter in der EU? (Ohne Reform des Stabilitätspakts, findet Scholz. Sánchez eher nicht.) Wie im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine? (Nur mit einer Deeskalation Russlands, finden beide. Weil die Lage "sehr, sehr ernst" sei, sagt Scholz.) Und: Was ist eigentlich mit Corona?

Die "Grippalisierung" der Pandemie

In Spanien wird gerade die Zukunft der Pandemie diskutiert, oder besser gesagt: ihr Ende. Endlich aufhören mit dem Ausnahmezustand, so lautet der Plan von Ministerpräsident Pedro Sánchez. Was eben auch bedeutet, Corona letztlich so zu behandeln wie eine gewöhnliche Krankheit. Ohne (oder erst einmal mit deutlich weniger) Einschränkungen des Lebens.

Es müssten schon jetzt "Brücken entworfen" werden, hatte Sánchez kürzlich gesagt, um den Weg aus der Pandemie hin zu einer Endemie vorzubereiten. "Grippalisierung", so wurde diese neue Linie schnell genannt. Was für einige Experten dann doch zu sehr nach Bagatellisierung klang.

Kritik folgte prompt, in Spanien, aber auch international. Immerhin fällt wegen der Omikron-Variante auch in Spanien derzeit ein Inzidenzrekord nach dem anderen. Das Gesundheitssystem ächzt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO findet denn auch, der Schritt komme zu früh. Die Entwicklung des Virus sei einfach zu schwer vorherzusehen.

Also eher kein Vorbild für Deutschland?

Omikron als "Chance" – mit einer Einschränkung

Auch der Virologe Christian Drosten, der in der Vergangenheit vor allem Warnungen verbreiten musste, verbreitete in den letzten Tagen so etwas wie Hoffnung. Eine Hoffnung mit Einschränkungen. Omikron sei eine "Chance", sagte er dem "Tagesspiegel am Sonntag". Die rasche Ausbreitung gepaart mit der "abgeschwächten Infektion" könne dazu beitragen, die Pandemie Ende 2022 für beendet zu erklären.

Man könne "nicht auf Dauer alle paar Monate über eine Booster-Impfung den Immunschutz der ganzen Bevölkerung erhalten", argumentierte Drosten. Das müsse das Virus machen. Alle müssten sich früher oder später mit Corona infizieren.

Das klang schon gar nicht so weit weg von der "Grippalisierung". Allerdings machte Christian Drosten dann eben noch eine Einschränkung. Eine ziemlich wesentliche sogar. Denn damit das funktionieren kann, braucht es aus seiner Sicht eine "breite Immunität" in der Bevölkerung. Das Virus müsse sich zwar verbreiten, das schon, "aber eben auf Basis eines in der breiten Bevölkerung verankerten Impfschutzes". Sonst würden "zu viele Menschen sterben".

Und die Immunität, die ist in Deutschland und in Spanien dann doch sehr unterschiedlich breit verteilt. Ungefähr 85 Prozent der Spanier sind mindestens einmal geimpft. Deutschland kommt nur auf rund 75 Prozent. Tendenz: noch immer sehr langsam steigend. Auch deshalb will Olaf Scholz jetzt eine Impfpflicht für Deutschland, während das in Spanien kein Thema ist.

Sein "Freund Olaf"

Als Scholz und Sánchez am Nachmittag vor dem Palacio de la Moncloa stehen zur Pressekonferenz und als Sánchez seinen "Freund Olaf" begrüßt, da lobt der nicht nur die deutsch-spanische Freundschaft, sondern auch den Impferfolg. "Spanien ist sehr vorbildlich, das will ich klar sagen", sagt Scholz klar. Und wiederholt dann eine Banalität, die gerade für die Corona-Zukunft wichtig ist und dafür, wann die wirklich beginnen kann: "Mit einer hohen Impfquote kann man besser durch eine Pandemie kommen."

In Deutschland wolle man die Impfquote auch weiter erhöhen, sagt Scholz. Mit einer Impfpflicht, oder wie er das formuliert: Indem man "Verbindlichkeit" herstelle. Wobei Deutschland eben auf anderem Gebiet sehr erfolgreich war, so sieht Scholz das. Nämlich darin, die Welle durch harte Einschränkungen abzuflachen. Klug durch die Krise zu manövrieren, sagt er dann auch, das verbinde Deutschland und Spanien. So viel Selbstlob muss sein.

Scholz’ Freund Pedro will ihm ohnehin keine "Lektion erteilen", das könne kein Land in der Pandemie, sagt Sánchez. Und so gut ist die Corona-Lage in Spanien eben auch nicht. Auch in Spanien, stellt er klar, gehe es nicht darum, von einem Tag auf den anderen und auf dem Höhepunkt der Omikron-Welle die Pandemiepolitik umzuwerfen. Aber Gedanken müsse sich eine Regierung eben schon machen. Szenarien entwerfen, damit das mit dem neuen Pandemiemanagement irgendwann in den "nächsten Monaten und Jahren" klappt.

Wie es so läuft mit den Plänen zur "Grippalisierung", das kann Sánchez seinem Freund aus Deutschland wahrscheinlich schon bald zeigen. Sie haben vereinbart, die sogenannten Regierungskonsultationen der Länder so bald wie möglich wiederzubeleben, und zwar in Madrid. Sobald es ihre Terminkalender zulassen. Und wohl auch die Corona-Lage.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen vor Ort
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