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Prostitutionsverbot: "Deutschland hat sich zum Bordell Europas entwickelt"


Klare Forderung
"Deutschland hat sich zum Bordell Europas entwickelt"

Von t-online, cc

Aktualisiert am 12.09.2023Lesedauer: 2 Min.
Kritik am Prostitutionsgesetz in Deutschland gibt es schon seit Längerem (Symbolbild).Vergrößern des BildesKritik am Prostitutionsgesetz in Deutschland gibt es schon seit Längerem (Symbolbild). (Quelle: Hauke-Christian Dittrich)
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Die Opposition fordert ein Prostitutionsverbot in Deutschland. Nun soll es das "nordische Modell" richten. Dessen Wirkung ist unter Experten umstritten.

Wenn es um das Thema Sex-Tourismus geht, galten bislang Länder wie Thailand oder Tschechien als Hochburgen. An Deutschland dachten dabei wohl die Wenigsten. Doch nun schlägt eine Oppositionspolitikerin Alarm: Dorothee Bär beklagt eine "dramatische" Lage der Frauen im Prostitutionsgewerbe und Bär schlägt ein Verbot vor. Die CDU/CSU-Fraktionsvize fordert einen radikalen Paradigmenwandel in Sachen käuflicher Sex.

"Deutschland hat sich zum Bordell Europas entwickelt. Deutschland ist mittlerweile auch weltweit als Land für Sex-Tourismus sehr attraktiv", sagte die 45-jährige Politikerin der "Bild". Demnach seien von den geschätzt 250.000 Prostituierten, die es derzeit in Deutschland gebe, nur zehn Prozent behördlich gemeldet. Bedeutet: 90 Prozent der Sexarbeiterinnen verrichten ihre Tätigkeit illegal.

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Viele der Frauen würden unter falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt und dann zur Arbeit im Sexgewerbe gezwungen. "Das ist Menschenhandel mitten in Europa, es ist wie Sklavenhaltung", kritisiert Bär. "Außerdem werden die Frauen aufs Schlimmste misshandelt – von ihren Freiern und Zuhältern."

Die Politikerin aus Bayern übt harsche Kritik an dem von der damaligen rot-grünen Regierung beschlossenen Gesetz zur Prostitution. Das hatte sich 2002 zur Aufgabe gemacht, die Sexarbeit zu entkriminalisieren und Frauen besser zu schützen. Laut Experten hat es jedoch vielfach das Gegenteil bewirkt.

Video | Prostituierte: In der Corona-Krise fallen viele von uns durchs Raster
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Quelle: t-online

Nordisches Modell alleine nicht der Heilsbringer

Ein neues Forschungsgutachten kommt sogar zu dem Schluss, dass das Gesetz und seine Erweiterung von 2016 verfassungswidrig sein könnten. Die Autoren der Studie stellen fest, dass das Gesetz seine Ziele "eindeutig verfehlt" und es daher "einer dringenden Totalrevision" bedürfe.

Zur Diskussion steht seit Längerem die Einführung des nordischen Modells" auch in Deutschland. Dieses stellt Prostitution unter Strafe, allerdings machen sich nur die Käufer von Sexdienstleistungen strafbar und nicht die Frauen, die sie anbieten. Dadurch ist etwa die Zahl der Prostituierten in Schweden deutlich gesunken, nach einigen Studien um bis zu 50 Prozent. Auch die Zahl der Freier und die der Prostituierten ist in den Ländern, die das Modell anwenden, rückläufig.

Bär sieht diesen Weg auch in Deutschland als richtungsweisend. "Es kann keine echte Gleichberechtigung geben, solange wir hinnehmen, dass Hunderttausende Frauen wie Sklaven behandelt werden. Es ist ein Verstoß gegen die Menschenwürde, den wir dringend beenden müssen."

Allerdings weisen neuere Studien daraufhin, dass es mit der Kriminalisierung der Prostitution durch den Gesetzgeber allein nicht getan ist, sondern sich die Situation für die betroffenen Frauen nur dann ändern kann, wenn die komplexen Grundlagen für Nachfrage und Angebot der Sexarbeit verstanden und bekämpft werden. Dafür seien unter anderem Ausstiegsprogramme, Aufklärung und Bekämpfung des Menschenhandels unerlässlich.

Verwendete Quellen
  • diaka.org: "Neue Studie: Deutsche Prostitutionsgesetze helfen Menschenhändlern und fördern Organisierte Kriminalität"
  • kas.de. "Perspectives on the Swedish Model to Prevent and Combat Prostitution and Trafficking for Purposes of Sexual Exploitation" (englisch)
  • bild.de: "CSU-Politikerin Dorothee Bär fordert. Sexkauf-Verbot in Deutschland!"
  • mission-freedom.de: "Was ist das Nordische Modell?"
  • frauenrechte.de. "Das Nordische (abolitionistische) Modell"
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