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Angela Merkel und ihr Buchhonorar: Soll die Altkanzlerin Millionen spenden?


Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

Angela Merkels Buchhonorar
Das hat einen seltsamen Beigeschmack


Aktualisiert am 27.11.2024Lesedauer: 1 Min.
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Das Titelbild der Merkel-Memoiren: Für ihr Buch erhält die Altkanzlerin viel Geld. (Quelle: Udo Herrmann/imago-images-bilder)

Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihre Memoiren veröffentlicht. Dafür soll sie eine hohe Summe erhalten haben. Was tun mit all dem Geld?

Seit Dienstag ist "Freiheit" im Buchhandel erhältlich: Die Memoiren von Altkanzlerin Angela Merkel gehörten zu den mit Spannung erwarteten Büchern des Jahres.

Neben dem Inhalt gab es vor allem rege Diskussionen über das Honorar, das die ehemalige Bundeskanzlerin vom Verlag Kiepenheuer & Witsch für ihr Buch erhalten hat – dieses soll laut Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" im "zweistelligen Millionenbereich" liegen. Zumindest einen Teil dieses Geldes sollte die Kanzlerin für einen guten Zweck abgeben, sagen 69 Prozent der Deutschen, wie eine Forsa-Umfrage im Auftrag des "Stern" ergab.

Sollte die Kanzlerin das Honorar, das sie für ihr Buch bekommen hat, also tatsächlich spenden?

Pro
Tobias SchibillaRedakteur Politik & Wirtschaft

Politiker bekommen schon genug Geld vom Steuerzahler

15.000 Euro an Altersbezügen bekommt die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel jeden Monat. Damit gehört sie zu den Besserverdienenden in Deutschland.

Kurzum: Merkel benötigt das absurd hohe Honorar, das sie vom Verlag erhält, überhaupt nicht. Sie bekommt mutmaßlich einen zweistelligen Millionenbetrag ausgezahlt, während ihre Altersbezüge weiterhin von den Steuerzahlern finanziert werden.

Natürlich gehört es zum Prozess des Buchschreibens dazu, einen Vorschuss für die geleistete Arbeit zu bekommen. Das ist normal. Jedoch gebietet es der Anstand, dass Politiker, die ohnehin schon anständiger bezahlt werden als der Durchschnittsbürger, ihr Honorar aus Buchveröffentlichungen spenden. Denn ohne das Geld der Steuerzahler hätte Merkel nicht die finanzielle Freiheit gehabt, um ihr mehr als 700 Seiten langes Buch zu schreiben.

Dass sie ihre Einkünfte aus dem Buch spendet, wäre außerdem ein wichtiges Signal an die Bevölkerung, bei der die Ex-Kanzlerin nie unumstritten war. Kritik gab es zum Beispiel an ihrer Entscheidung in der Migrationsfrage – da wäre es doch ein Zeichen der Altkanzlerin, einen Teil ihres Honorars für ihr Buch an Organisationen zu spenden, die sich für die Integration geflüchteter Menschen einsetzen. Es gibt sicher viele Projekte, die sich über die dringend benötigte Geldspritze in der Vorweihnachtszeit freuen würden. Und Merkel könnte so zeigen, dass sie auch heute noch hinter ihren Entscheidungen aus der Zeit ihrer Kanzlerinnenschaft steht.

Kontra
Frederike HolewikWirtschaftsredakteurin

Das hat einen seltsamen Beigeschmack

Seit ihrem Ausscheiden aus der Politik nach 16 Jahren Kanzlerinnenschaft hat sich Angela Merkel nur wenige Male in der Öffentlichkeit gezeigt und noch seltener das aktuelle politische Geschehen kommentiert. Das ist vorbildlich, und daran könnten sich viele männliche Ex-Politiker ein Beispiel nehmen. Stattdessen wurde viel über sie und ihr Handeln als Kanzlerin geredet, häufig auch hergezogen.

Nun meldet sich Merkel zurück und resümiert ihre Karriere in einem Buch. Das Interesse an den 736 Seiten ist groß. Der geschätzte Vorschuss, den Merkel dafür erhalten haben soll, fällt wohl entsprechend großzügig aus, gemunkelt wird über einen zweistelligen Millionenbetrag.

Die Forderung, dass Merkel dieses Geld spenden soll, mutet moralisch an, hat aber einen seltsamen Beigeschmack. Denn Politikermemoiren sind üblich und auch Millionenvorschüsse waren schon vor mehr als zwanzig Jahren bei Helmut Kohl (rund 2,5 Millionen Euro) oder vor wenigen Jahren beim Ehepaar Obama (rund 60 Millionen Euro) nicht ungewöhnlich. Mehr noch: Viele Politiker nehmen nach ihrer Politkarriere hoch dotierte Lobbyistenjobs an. Das wohl fragwürdigste Beispiel ist Ex-Kanzler Gerd Schröder.

Merkel hingegen hielt sich in dieser Hinsicht zurück. Nun also gerade von ihr Demut und Sparsamkeit zu fordern ist unfair. Bei manch einem Kommentar in den sozialen Netzwerken klingen zudem Neid und Missgunst an. Fakt ist: National wie international haben viele gespannt auf Merkels Buch gewartet. Das damit verdiente Geld kann und sollte sie ausgeben, wie sie möchte.

 
 
 
 
 
 
 

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