Ehemalige Grünen-Chefin bricht Schweigen "Kein Zufall": Baerbock solidarisiert sich mit Brosius-Gersdorf

Nach der ausgesetzten Wahl solidarisieren sich immer mehr Politiker mit Frauke Brosius-Gersdorf. Annalena Baerbock berichtet von ähnlichen Erfahrungen.
Die ehemalige Grünen-Chefin und Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat sich zu der gescheiterten Wahl der Bundesverfassungsrichter geäußert. Ohne Namen zu nennen, nahm sie dabei SPD-Kandidatin Frauke Brosius-Gersdorf in Schutz und kritisierte den selbst ernannten "Plagiatsjäger" Stefan Weber. Dieser hatte in der Vergangenheit auch gegen Baerbock Plagiatsvorwürfe erhoben.
In mehreren Einträgen auf X schrieb Baerbock am Freitag: "Kein Zufall, mit welch diskreditierenden Methoden (erneut) eine hochqualifizierte Frau zu Fall gebracht werden soll. Kein Zufall, dass es ausgerechnet diejenige trifft, die für das Selbstbestimmungsrecht von Frauen eintritt. Kein Zufall, dass es dieselben rechten Plattformen sind, die vor kurzem eine renommierte Journalistin in den Selbstmordversuch trieben."
Baerbock vermutet gar eine Kampagne hinter der verhinderten Richterwahl: "Kein Zufall, dass es erneut bei der Wahl einer Verfassungsrichterin passiert. Es geht um mehr als um eine Richterin. Es geht um Artikel 3 des Grundgesetzes. Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin." Die Posts sind Baerbocks erste Wortmeldung auf X seit Ende Februar.
Weber will ohne Auftrag gearbeitet haben
Der selbst ernannte "Plagiatsjäger" Stefan Weber ist Privatdozent und Autor mehrerer Bücher zu den Themen Plagiate und Medien. Recherchen des "Spiegel" zufolge soll er sich jahrelang an Hochschulen auf Professuren beworben haben – ohne Erfolg. Seit 2002 beschäftigt er sich mit der Plagiatsprüfung. In vielen Fällen bestätigten sich seine Plagiatsvorwürfe nicht.
Für Kritik sorgte 2024 auch sein Vorgehen gegen die damalige stellvertretende Chefredakteurin der "Süddeutschen Zeitung", Alexandra Föderl-Schmid. Weber untersuchte im Auftrag des rechtsgerichteten Internetportals Nius die Dissertation und mehrere Artikel der Journalistin und warf ihr anschließend massive Plagiate vor. Föderl-Schmid zog sich aus der Chefredaktion zurück, galt sogar vorübergehend als vermisst. Am Ende wurden die Vorwürfe widerlegt, die Reputation Föderl-Schmids blieb aber beschädigt.
Am Freitag sollte der Bundestag eigentlich drei neue Richterinnen und Richter am Bundesverfassungsgericht wählen, darunter die SPD-Kandidatin Frauke Brosius-Gersdorf. Die Union forderte jedoch kurz vorher die Absetzung ihrer Wahl – auch wegen angeblicher Plagiatsvorwürfe. Diese hatte Weber am Donnerstagabend erhoben. Er fand nach eigenen Angaben "23 Textparallelen" zwischen Brosius-Gersdorfs Dissertation aus dem Jahr 1997 und der Habilitationsschrift ihres Mannes, des Juristen Hubertus Gersdorf von 1998. Die wissenschaftlichen Arbeiten des Ehepaars will er dabei ohne Auftraggeber untersucht haben.
- X-Posts von Annalena Baerbock vom 11. Juli
- Material der Nachrichtenagentur AFP