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Bauernproteste zur "Grünen Woche" mit Trecker-Demo: Darum geht es den Landwirten!


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Bündnis "Land schafft Verbindung"
Darum geht es bei den Bauernprotesten


Aktualisiert am 17.01.2020Lesedauer: 3 Min.
Demonstration vor der Siegessäule: Knapp 1.000 Landwirte sind bei dem ersten Bauernprotest nach Berlin gekommen, um gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung zu demonstrieren.Vergrößern des Bildes
Demonstration vor der Siegessäule: Knapp 1.000 Landwirte sind bei dem ersten Bauernprotest nach Berlin gekommen, um gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung zu demonstrieren. (Quelle: Tim Blumenstein)

Pünktlich zur Grünen Woche gehen am Wochenende wieder bundesweit Tausende Bauern auf die Straße, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Doch worum geht es den Bauern eigentlich?

Drei Monate nach den ersten Protesten werden am Wochenende wieder Tausende Bauern und Traktoren auf Deutschlands Straßen erwartet. Initialzündung für den Bauernprotest war das Anfang September vorgestellte Agrarpaket der Bundesregierung. Es sieht Maßnahmen zum Schutz der Natur, des Grundwassers und der Gesundheit vor – und bedeutet für die Landwirte zusätzliche Belastungen.

Die "Trecker-Parade" in Berlin und den Unmut der Bauern sehen Sie auch oben im Video.

Innerhalb weniger Wochen formierte sich – ausgehend von einer Facebook-Gruppe – die inzwischen Zehntausende Bauern aus ganz Deutschland starke Initiative "Land schafft Verbindung". Nach eigenen Angaben richtet sich das Bündnis gegen das "ideologisch anmutende Gesetzespaket" der Regierung. Worum genau geht es den Bauern und wie konnte der Protest innerhalb weniger Monate so schnell wachsen?

Bauern kritisieren Agrarpaket der Bundesregierung

Das geplante Agrarpaket beinhaltet Maßnahmen für mehr Tierwohl sowie zum Schutz von Natur und Insekten. Zudem soll mit dem Paket der Schutz des Grundwassers vor Nitrat neu geregelt werden. Nitrat kann durch Überdüngung mit beispielsweise Gülle in den Boden gelangen. Das ist nicht nur schädlich für die Natur, sondern kann auch für den Menschen gefährlich werden – in umgewandelter Form, als Nitrit, kann es krebserregend wirken. Gelingt es nicht, die Verunreinigung des Wassers mit Nitrat zu reduzieren und die Grenzwerte einzuhalten, drohen Deutschland hohe Strafen in Millionenhöhe seitens der EU.

Um die Grenzwerte einzuhalten, sollen Landwirte künftig deutlich weniger Düngemittel einsetzen als bisher. Ein Punkt, der den Bauern besonders bitter aufstößt, denn weniger Dünger bedeutet weniger Ertrag. Zudem bezweifeln viele der Landwirte, dass sie überhaupt allein verantwortlich für die Nitratbelastung des Grundwassers sind. Angefeuert wurde diese Haltung auch durch ein auf Facebook verbreitetes Video. t-online.de hat die Behauptungen der Bauern auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft.

Die Bauern fordern von der Politik, zügig objektive Untersuchungen der auffälligen Nitrat-Messstellen sicherzustellen. So könne besser zwischen landwirtschaftlichen und anderen Verursachern für die Nitratbelastung des Bodens unterschieden werden.

Ein anderer Streitpunkt ist das angekündigte Verbot von Herbiziden und biodiversitätsschädigenden Insektiziden in Schutzgebieten. Dazu gehören auch FFH-Gebiete (Flora-Fauna-Habitat), Naturschutzgebiete, Nationalparks und Vogelschutzgebiete. Viele Landwirte fürchten, Teile ihrer Ernte einbüßen zu müssen, sollte das Verbot in den Schutzgebieten kommen.

Weniger Importe, mehr Kooperation

Auf seiner Internetseite hat das Bündnis drei Kernziele formuliert. Zum einen wird kritisiert, dass Landwirtschaftsbetriebe durch das Agrarpaket mit erheblichen Einschränkungen und wachsenden Mehrkosten bei sinkenden Erträgen belastet würden. Dies führe zu einer Schwächung der regionalen Lebensmittelproduktion, was wiederum durch wachsende Importe ausgeglichen werden müsse. Der Wunsch der Verbraucher nach ökologisch und sozial verträglicher Lebensmittelproduktion könne so nicht umgesetzt werden. Auch ein "ernst gemeinter Arten- und Tierschutz" sei nur vor Ort und nicht bei Erzeugern im Ausland machbar.

Deswegen fordert das Bündnis in einem zweiten Punkt mehr Kooperation seitens der Politik, statt nur auf Verbote zu setzen. Die Bauern kritisieren, dass bei der Ausarbeitung des Agrarpakets keine Vertreter aus der Landwirtschaft mit einbezogen wurden. "Es kann so nicht weitergehen, dass hektisch Gesetze von Leuten erlassen werden, die von Landwirtschaft keine Ahnung haben", bemängelte auch Kurt Zirwes, Landwirt aus Brandenburg bei der ersten Sternfahrt Ende Oktober in Berlin.

Landwirte befürchten negativen Strukturwandel

Längst geht es den Landwirten nicht mehr allein um inhaltliche Detailfragen zum Agrarpaket. Für die Initiative geht es auch um die Zukunft und die Entwicklung auf dem Land. Durch strengere Auflagen, den wachsenden Preisdruck und steigende Investitionskosten sehen viele Landwirte ihre Existenzgrundlage bedroht. Gerade im ländlichen Raum stünden dadurch nicht nur viele Arbeitsplätze auf dem Spiel, sondern auch die Zukunft ganzer Regionen.

Es sei gerade die Landwirtschaft, die im oft strukturschwachen ländlichen Raum die Menschen in der Region hält. "Nicht selten sind es Landwirte in den Dörfern, die Feuerwehrmann, Bürgermeister, Schneeschieber und Bauer zugleich sind", heißt es vonseiten der Initiative.

Nicht zuletzt fordert das Bauern-Bündnis, dass Landwirte den gesellschaftlichen Wunsch nach mehr Umwelt- und Tierschutz finanziell nicht allein tragen müssen. Um wirklich etwas zu ändern, müsse die gesamte Gesellschaft in die Verantwortung genommen werden.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • www.landschafftverbindung.de
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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