Hat sie noch das Sagen bei "Aufstehen"?
Nachdem immer mehr Parteifreunde auf Distanz zu Sahra Wagenkecht gehen, hagelt es nun Kritik aus ihrer Sammlungsbewegung. Ihre Autoritรคt wird offen infrage gestellt.
Nach Sahra Wagenknechts Absage an eine Demo gegen Hass und Ausgrenzung in Berlin sieht sich die Linken-Politikerin heftiger Kritik ausgesetzt: Mitgrรผnder ihrer Sammlungsbewegung "Aufstehen" sprechen ihr das Recht ab, stellvertretend fรผr die Bewegung zu sprechen.
Volmer und Segbers in der Opposition
Der frรผhere Grรผnen-Politiker Ludger Volmer stellte klar, dass die Mehrheit der "Aufstehen"-Mitglieder fรผr die Teilnahme an der "Unteilbar"-Demonstration eintrete. "Wer immer es schafft, nach Berlin zu kommen, der wird dort teilnehmen", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und fรผgte hinzu: "Ich demonstriere sehr gern fรผr Bรผrger- und Freiheitsrechte."
Auch der Sozialwissenschaftler und Mitunterzeichner des Grรผndungsdokuments, Franz Segbers, kritisierte Wagenknecht scharf. Die Unterstรผtzer der Bewegung hรคtten kein Verstรคndnis fรผr deren Vorgehen, sagte er der "FAZ" und stellte die Frage, wer Wagenknecht eigentlich zu ihren รuรerungen im Namen von "Aufstehen" legitimiert habe. Zudem warf er der Linken-Fraktionschefin Falschbehauptungen รผber die Intentionen der Veranstalter der Kundgebung vor.
Bartsch geht auf Distanz
Auch aus der Linkspartei hagelt es Kritik. Ko-Fraktionschef Dietmar Bartsch ging รถffentlich auf Distanz zu Wagenknecht. Er habe ihre Positionierung "mit Verwunderung" zur Kenntnis genommen, sagte Bartsch der "FAZ". Die Linken-Fraktion hatte bereits im September ausdrรผcklich einen Aufruf zur Teilnahme an der Kundgebung beschlossen. Darauf wies Bartsch hin. "Ich persรถnlich werde auch gern dabei sein", hob er hervor.
- Linke kritisieren Wagenknecht: "Wir werden das nicht akzeptieren"
Zu der Kundgebung hatte ein breites Bรผndnis von Verbรคnden, Gewerkschaften, Kirchenvertretern, Grรผnen, Linkspartei, Sozialdemokraten, Kรผnstlern und Wissenschaftlern aufgerufen. Die Veranstalter rechnen mit etwa 40.000 Teilnehmern. Die Linken-Parteichefs Katja Kipping und Bernd Riexinger unterstrichen ihre Unterstรผtzung fรผr den Aufruf zu der Demonstration, die am Samstagmittag auf dem Berliner Alexanderplatz beginnen soll. Kipping will dort eine Rede halten.
Wagenknecht hatte ihre Absage damit begrรผndet, dass auf der Kundgebung zu "offenen Grenzen" aufgerufen werde. Dies ist allerdings keine Forderung der Veranstalter, gefordert wird vielmehr eine "offene und solidarische Gesellschaft".