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SPD im Machtkampf: Wer tritt gegen Andrea Nahles an?


Machtkampf in der SPD
Wer tritt gegen Andrea Nahles an?

dpa, Basil Wegener

Aktualisiert am 29.05.2019Lesedauer: 3 Min.
Andrea Nahles: Die SPD-Chefin stellt ihrer Partei kommende Woche die Machtfrage.Vergrößern des BildesAndrea Nahles: Die SPD-Chefin stellt ihrer Partei kommende Woche die Machtfrage. (Quelle: Stefan Zeitz/imago-images-bilder)
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Die Überraschung ist der SPD-Partei- und Fraktionschefin geglückt. Doch ob ihr auch ein Befreiungsschlag gelingt? Mit der Ankündigung, die Machtfrage zu stellen, erntet Andrea Nahles Kritik.

Es war der größte Überraschungscoup nach dem Wahlschock vom Sonntag – und der Ausgang ist völlig offen. Nach der Ankündigung von SPD-Partei- und Fraktionschefin Andrea Nahles, in ihrer Fraktion in der kommenden Woche die Machtfrage zu stellen, gibt es unter den Abgeordneten viel Ärger, Verunsicherung und Betriebsamkeit hinter den Kulissen.

Reichlich Streit wird schon an diesem Mittwoch auf einer Sondersitzung der Fraktion erwartet, zu der die Abgeordneten mit nur einem Tag Vorlauf vor dem verlängerten Wochenende ins Reichstagsgebäude gebeten wurden. Es ist die erste Aussprache der 152 Abgeordneten nach dem Wahldesaster, den Personalspekulationen und dem jüngsten Schachzug ihrer Chefin.

"Jetzt ordnen sich erstmal alle im Hintergrund"

Noch am Montagnachmittag hatte es so ausgesehen, als ob bei der SPD erstmal alles beim Alten bleibt. "Die Verantwortung, die ich habe, spüre ich, die will ich aber auch ausfüllen", sagte Nahles nach einer stundenlangen Krisensitzung des Parteivorstands. Egal ob Ministerpräsidenten, Abgeordnete oder andere Vorstandsmitglieder – man schien sich einig, dass ein Auswechseln des Spitzenpersonals die am Boden liegende Partei auch nicht wieder aufrichten könne.

"Sie ist es, sie bleibt es. Und sie soll es auch bleiben", sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil auf die Frage, ob Nahles in ihren Ämtern bleiben könne. "Jetzt ordnen sich alle erstmal im Hintergrund", meinte ein Vorstandsmitglied. Ein paar Stunden später dann kündigte Nahles an, die Vertrauensfrage zu stellen.

Abgeordnete finden Ablauf chaotisch

Eigentlich wolle sie ja in der schwierigen Phase nach dem desaströsen Europawahlergebnis "die Klamotten nicht hinwerfen", sagte Nahles im ZDF. Doch Personaldebatten sollen nun enden, sie wolle Klarheit schaffen. "Wenn ich da herausgefordert werde, dann gehe ich mit offenem Visier vor." Wenige Stunden zuvor war ein Brief bekannt geworden, in dem ein Abgeordneter aus Nordrhein-Westfalen die Klärung der Zukunft von Nahles in der Fraktion forderte. "Entweder sie wird breit gestützt oder nicht", schrieb der Sprecher der SPD-Ruhrgebietsabgeordneten, Michael Groß.

Nicht wenige Abgeordnete empfinden den Ablauf als chaotisch und fühlen sich vor den Kopf gestoßen. "Warum erfahren wir erst wieder aus dem Fernsehen, dass Andrea Nahles die Vertrauensfrage stellt", fragt etwa der Parlamentarier Stefan Schwartze auf Twitter. "So mit den Führungsgremien der SPD in dieser Situation umgehen ist ein No Go!", twittert der Abgeordnete Wolfgang Hellmich.

Öffentliche Unterstützung bleibt aus

Der NRW-Landesvorsitzende Sebastian Hartmann kritisiert im "Spiegel": "Die Menschen erwarten von uns Antworten auf die realen Fragen des Lebens und keine Selbstbeschäftigung." Andere zollen Nahles Respekt für ihre Chuzpe und loben den Schritt als konsequent, offen und demokratisch – doch öffentliche Unterstützung bleibt aus. Die meisten wollen sich vorerst gar nicht äußern.

Hinter dem Ärger von Nahles-Kritikern mag auch die Befürchtung stecken, dass die Rechnung der Fraktionschefin aufgeht, selbst wenn ihr Rückhalt in der Fraktion seit Monaten bröckelt. Als wahrscheinliches Szenario galt vielen von ihnen bisher, dass sich die Fraktionschefin nur bis zu den regulären Vorstandswahlen im September halten kann. Der SPD-Abgeordnete und ehemalige Kanzlerkandidat Martin Schulz stellt in der Wochenzeitung "Die Zeit" klar: "Diese Wahl ist für September angesetzt." Der Fraktion sollte die Zeit gegeben werden, die letzten Entwicklungen zu analysieren. Die Frage, ob er selbst gegen Nahles antrete, stelle sich "zurzeit" nicht.

Tritt jemand gegen Nahles an?

Nahles forderte mögliche Anwärter auf ihren Posten ausdrücklich zur Kandidatur auf – nach wochenlangen Gerüchten und Spekulationen. Schulz kritisiert Intrigen, weist Ambitionen aber nicht zurück. Der Chef der NRW-Landesgruppe, Achim Post, und der Sprecher der Parlamentarischen Linken in der Fraktion, Matthias Miersch, deren Namen auch als mögliche Nachfolger gehandelt wurden, halten sich öffentlich komplett zurück – ebenso wie der auch genannte Arbeitsminister Hubertus Heil. Eine Kampfkandidatur gegen Nahles ist bei ihm als loyalem Parteisoldaten ohnehin kaum denkbar.


Bis zum geplanten Urnengang am Dienstag bleibt für die Gegner von Nahles wenig Zeit, sich zu sortieren. "Zu 80 Prozent glaube ich, dass niemand gegen sie antritt", meint eine Abgeordnete. Andere halten es für gut möglich, dass Nahles selbst bei einer Bestätigung im Amt wegen eines schlechten Ergebnisses ein langfristiger Befreiungsschlag misslingen könnte. Nicht ausgeschlossen wird in der Fraktion aber auch, dass bis Dienstag der Unmut über die Chefin so deutlich wird, dass Nahles selbst ihrerseits noch eine Nachfolge vorschlägt.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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