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Björn Höckes Traum wird wahr: AfD-Spitze mit Tino Chrupalla und Alice Weidel


Neue AfD-Spitze
Ein Traum für Björn Höcke

  • Annika Leister
MeinungVon Annika Leister

Aktualisiert am 20.06.2022Lesedauer: 3 Min.
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Der Thüringer Fraktionsvorsitzende auf dem Parteitag: Freie Fahrt für Höcke und seine "Flügelanten".Vergrößern des Bildes
Der Thüringer Fraktionsvorsitzende auf dem Parteitag: Freie Fahrt für Höcke und seine "Flügelanten". (Quelle: Sebastian Kahnert/dpa-bilder)

Tino Chrupalla und Alice Weidel leiten nun neben der AfD-Fraktion auch die Bundespartei. Einen wird das besonders freuen: den Thüringer Rechtsaußen Björn Höcke.

Die Alternative für Deutschland hat ein Problem: Sie hat keine Alternativen. An der Spitze der Bundespartei stehen mit Tino Chrupalla und Alice Weidel nun dieselben Köpfe wie an der Spitze der Fraktion. Dabei stehen die beiden selbst bei manchem Fan in der Kritik – und kämpft die AfD mit so vielen Personal- und Programmquerelen, dass sie die Arbeitslast wohl locker auf ein Dutzend Schultern verteilen könnte.

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Vor allem das Ergebnis von Tino Chrupalla spricht Bände: nur 53 Prozent Zustimmung – viel knapper geht es nicht. Der Sachse mag es so erneut geschafft haben, sich als Vorsitzender zu halten. Doch er geht geschwächt in die nächste Amtszeit. Für seine Gegner ist das Ergebnis ein gefundenes Fressen, die Angriffe gegen ihn werden nicht abreißen, die AfD wird sich weiter um sich selbst drehen.

Weidel und Chrupalla sind von Höcke abhängig

Den Thüringer Rechtsaußen Björn Höcke dürfte das Ergebnis allerdings freuen. Chrupalla und Weidel als Parteichefs sind für ihn und den nur offiziell aufgelösten rechtsextremistischen "Flügel" ein Traum. Weidel hat bereits vor langer Zeit einen Nichtangriffspakt mit Höcke geschlossen, Chrupallas Schicksal in der Partei hängt von den Stimmen der Ost- und Höcke-Netzwerke maßgeblich ab.

Bereits in der Fraktion sieht man, wozu das führt: Grenzüberschreitungen werden nicht gerügt, Extremisten nicht zurückgepfiffen. Nach dem Abgang von Jörg Meuthen ist diese Wahl das finale Signal, dass Höcke und seine "Flügelanten" im Hintergrund wohl auf allen Ebenen freie Fahrt erhalten.

Erfolgreich mit Antrag auf Einzelspitze

Zwar drückte Höcke sich selbst vor der Kandidatur um den Vorsitz, mit der er vor wenigen Tagen noch liebäugelte. Auf dem Parteitag aber gerierte er sich ohnehin, als sei er bereits der Chef. Gleich nach Chrupallas Eröffnung meldete er sich am Freitag zur Tagesordnung zu Wort – und sprach dann so lange und unter viel Applaus über die künftigen Ziele der Partei, bis der Versammlungsleiter ihn rüffeln musste. Danach erstürmte er bei jeder seiner Wortmeldungen die Bühne – alle anderen begnügten sich mit dem Mikrofon im Saal.

Inhaltlich legte Höcke außerdem das entscheidende Fundament für eine AfD-Spitze ganz nach seinem Geschmack: Er stellte mit Erfolg den Antrag darauf, dass künftig auch nur eine Person die Partei führen darf – anstatt der in den vergangenen Jahren üblichen Doppelspitze. In der Partei heißt es seit Langem: Gerne würde Höcke nach der Macht greifen. Sein Ego allerdings sei zu groß, als dass er sich mit einem "Co-" vor dem Titel begnüge.

Chrupallas Schwäche macht Höcke-Kandidatur möglich

Und hier spielt Höcke sogar Chrupallas schlechtes Ergebnis in die Hände: Schafft der es nicht, sein Image in den kommenden zwei Jahren aufzupolieren und neue Stimmen zu gewinnen, wäre es für Höcke ein Leichtes, ihm die Macht zu entziehen und selbst zu kandidieren.

Vielsagend ist da Höckes Erklärung, warum er zwar für die Einführung der Option Einzelspitze in der Satzung ist – sie allerdings nicht jetzt direkt auch umsetzen will: Dafür sei es "noch zu früh", so Höcke, erst einmal wolle er zwei Vorsitzende sehen, die sich mit aller Kraft gegen den politischen Gegner richteten.

"Zu früh" ist es dabei wohl vor allem für Höcke selbst. Das nur für AfD-Verhältnisse gemäßigtere Lager hat in Riesa zwar eine heftige Klatsche erlitten und war – außer durch die Außenseiter-Kandidatur von Norbert Kleinwächter – kaum wahrnehmbar. Dennoch wissen die Delegierten, dass Höcke an der Spitze ein Fanal wäre, das sie vor allem im Westen Stimmen kosten und die Partei unter Umständen beerdigen würde.

Höcke und seine Truppen werden deswegen nun weiter daran arbeiten, den Ost-West-Konflikt in der Partei anzuheizen, die Konservativeren abzudrängen und die AfD in eine radikale "Lega Ost" zu verwandeln – bis aus "zu früh" ein "genau richtig" wird. Ein Höcke-Antrag auf eine Strukturreform in der Partei, mutmaßlich unter seiner Leitung, lag bereits vor.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen vor Ort in Riesa
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