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Orkantief Xaver fegt über die Ostseeküste


Neue Unwetterwarnung
Orkantief Xaver fegt über die Ostseeküste

Von dpa
06.12.2013Lesedauer: 4 Min.
OrkanVergrößern des BildesDunkle Wolken über Warnemünde - "Xaver" fegt über die Ostseeküste (Quelle: dpa-bilder)
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Dem Sturmtief "Xaver" ist noch nicht die Puste ausgegangen. Der Orkan wütet jetzt in Mecklenburg-Vorpommern. Es wurde eine neue Unwetterwarnung herausgegeben. An der Ostseeküste in den Kreisen Rostock und Vorpommern-Rügen muss mit orkanartigen Böen mit Geschwindigkeiten von bis zu 115 Kilometern pro Stunde gerechnet werden.

Das bedeutet, dass in der Nacht Bäume entwurzelt und Dächer beschädigt werden können. Die Küstenbewohner werden aufgefordert, Fenster und Türen zu schließen und sich möglichst nicht im Freien aufzuhalten.

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie in Rostock warnt vor einer leichten Sturmflut. In der Nacht zum Sonnabend könnten 1,20 Meter über dem mittleren Wasserstand erreicht werden. Parkplätze in Ufernähe drohe die Überschwemmung.

Bislang mindestens zehn Todesopfer

Unterdessen gibt es eine erste, vorläufige Schreckensbilanz von Orkantief "Xaver": Mindestens zehn Menschen starben bislang durch den Sturm. Zahlreiche Personen wurden verletzt.

In Polen starben drei Menschen, als ein Baum auf ihr Auto fiel. Für zwei Seemänner, die am Donnerstagmorgen vor der schwedischen Küste über Bord gegangen waren, gibt es es keine Hoffnung mehr. Die Suche wurde aufgegeben. In Südschweden wurde ein Jäger von einem umstürzenden Baum erschlagen. In Mora in Mittelschweden wurde eine ältere Frau tot im Schnee gefunden.

Bei Plau am See in Mecklenburg-Vorpommern starb eine 82-jährige Frau beim Unfall eines Rettungswagens. Inwieweit starke Sturmböen an dem Unfall schuld waren, ist zur Stunde noch unklar.

Bereits am Donnerstag waren in Schottland zwei Personen, in Dänemark eine ältere Frau durch "Xaver" ums Leben gekommen.

Orkan verlief relativ glimpflich

Doch trotz dieser Todesfälle: Alles in allem ist Orkan "Xaver" bislang glimpflicher ausgefallen als befürchtet. Deutschlands zweitgrößte Stadt Hamburg wurde am Freitagmorgen gut gesichert von einer der höchsten Sturmfluten ihrer Geschichte getroffen.

Obwohl der Sturm mit hohen Windgeschwindigkeiten auf die Küste traf, waren die angerichteten Schäden selbst in den am härtesten betroffenen Regionen im Norden vergleichsweise gering. Viele Bäume knickten um, Dächer wurden abgedeckt. Die Auswirkungen blieben geringer als bei Orkan "Christian" Ende Oktober.

Sturmflut in Hamburg am Abend

Unterdessen ist Hamburg von der dritten Sturmflut hintereinander getroffen worden. Das Wasser stieg am Pegel St. Pauli kurz vor 18 Uhr auf 2,90 Meter über dem mittleren Hochwasser. "Vielleicht kommen noch drei Zentimeter dazu", sagte ein Sprecher des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie.

Damit lag der Wasserstand gut einen Meter niedriger als beim Hochwasser am Freitagmorgen. Dieser Wasserstand war mit 3,98 Meter über dem mittleren Hochwasser der bisher zweithöchste in Hamburg gewesen. Der Wasserstand lag bei 6,09 Meter über Normalnull (NN) - also 3,98 Meter über dem mittleren Hochwasser.

1976 waren es 6,45 Meter über NN (das bedeutet 4,67 Meter über dem mittleren Hochwasser). Bei der verheerenden Sturmflut von 1962 lag der Pegel bei 5,70 Meter über NN (4,03 Meter über dem Mittleren Hochwasser). Damals waren die Deiche aber deutlich niedriger und instabiler.

Die Vergleichsdaten reichen nach Darstellung eines Sprechers bis zum Jahr 1825 zurück.

Böen haben noch etwa 90 km/h

Unterdessen zieht "Xaver" langsam nordostwärts ab. Der Sturm bläst aber in einigen Küstengebieten weiterhin in Böen mit einer Geschwindigkeit von 80 oder 90 Kilometern pro Stunde. Auf Sylt wurden am Nachmittag noch einmal 130 km/h gemessen. Doch nach Einschätzung der Meteomedia Unwetterzentrale ist "das Schlimmste überstanden".

Am Freitagabend droht der Küste eine weitere Sturmflut. Das Hochwasser dürfte jedoch nicht mehr so massiv ausfallen wie am Morgen. In Cuxhaven bestand zuletzt noch Sorge, dass die Deicherhöhungen möglicherweise nicht ausreichen. Auf Basis der prognostizierten Pegel von einem bis 1,25 Meter ist auch die Gefahr für die Bewohner der Ostseeküste noch nicht völlig gebannt. Hier herrscht, erklären die Meteorologen, eine Art "Badewanneneffekt". Zwischenzeitlich, so am Freitagnachmittag, gab es sogar Niedrigstände, doch der Wind peitscht das Wasser immer wieder auf.

Schäden noch nicht absehbar

Das Orkantief hat vor allem an den Küsten Schäden angerichtet. Die finanzielle Folgen des Sturms lassen sich aber noch nicht abschätzen. Dafür sei es noch viel zu früh, sagte ein Sprecher der weltgrößten Rückversicherers Munich Re.

"Xaver" verdeutliche aber deutlich die Wichtigkeit von vorbeugenden Maßnahmen wie Küstenschutz oder Warnsystemen. Zwar habe sich die Bedrohung durch Winterstürme in Europa in den vergangenen 30 Jahren nicht wesentlich verändert, jedoch zeigten die getroffenen Schutzmaßnahmen an den Küsten Wirkung.

Wasserstand wie bei Flut von 1962

Der Scheitel der Sturmflut erreichte Hamburg gegen 6.15 Uhr mit einem Wasserstand von 3,98 Meter über dem Mittleren Hochwasser. Bei der verheerenden Flut 1962 hatte der Wasserstand in Hamburg einen ähnlichen Wert. Damals waren die Deiche aber noch deutlich niedriger und weniger stabil. Allgemein war nur die Flut von 1976 noch höher, wie es bei der Hamburger Innenbehörde hieß.

Die Inseln und Halligen vor Schleswig-Holsteins Küste waren vom Festland aus nicht mehr zu erreichen. Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck (Grüne) zeigte sich nach der Sturmnacht erleichtert. "Heute Nacht hat Deutschland den Atem angehalten und auf unsere Deiche geschaut - sie haben Stand gehalten."

Auf Helgoland, Deutschlands einziger Hochseeinsel, deckte der Sturm vereinzelt Häuser ab und drückte Fensterscheiben ein. An der Helgoland vorgelagerten Düne kam es zu größeren Sandabtragungen.

Zehntausende ohne Strom

In Nord- und Mitteleuropa waren zeitweise Zehntausende Haushalte ohne Strom, in Deutschland etwa in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, aber auch in Gemeinden in Eifel und Westerwald.

In Schleswig-Holstein und Hamburg sowie Teilen Niedersachsens war auch am Freitag schulfrei, ebenso in Mecklenburg-Vorpommern an staatlichen Schulen. In Berlin und Brandenburg war die Schulpflicht aufgehoben. Viele der bundesweit vorsorglich geschlossenen Weihnachtsmärkte sollten am Freitag wieder offen für Besucher sein.

Am Bremer Weserstadion, das vor dem Hauptdeich liegt, blieb der Höchststand der Flut knapp unterhalb des schützenden Dammes. Das Fußball-Bundesligaspiel zwischen Werder Bremen und Bayern München am Samstag kann stattfinden.

Hohe Wasserstände auch in Großbritannien

Die britische Insel wurde von der schlimmsten Sturmflut seit 60 Jahren heimgesucht. Auch am Samstag seien noch außergewöhnlich hohe Wasserstände zu erwarten, sagte Umweltminister Owen Paterson.

In weiten Teilen Schwedens kam der Straßen- und Schienenverkehr praktisch zum Erliegen. Zehntausende Menschen waren am Freitagmorgen in Schweden und Norwegen ohne Strom. Wie in Deutschland wurden auch in Schweden, Dänemark, Norwegen und Polen zahlreiche Flüge gestrichen.

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