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Coronavirus: SARS-CoV-2 grassiert in deutschen Altenheimen


Patientenschützer alarmiert
Coronavirus verbreitet sich in deutschen Altersheimen

Von dpa
30.03.2020Lesedauer: 3 Min.
Seniorenheim St. Nikolaus in Würzburg: Die durch das Coronavirus verursachten Todesfälle nehmen in Alten- und Pflegeheimen in Deutschland zu.Vergrößern des BildesSeniorenheim St. Nikolaus in Würzburg: Die durch das Coronavirus verursachten Todesfälle nehmen in Alten- und Pflegeheimen in Deutschland zu. (Quelle: imago-images-bilder)
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Das Coronavirus grassiert derzeit in verschiedenen Alten- und Pflegeheimen Deutschlands. Hier trifft es auf besonders gefährdete Menschen. Patientenschützer fordern strenge Maßnahmen in Heimen.

Das Coronavirus verbreitet sich zunehmend in Altenheimen in Deutschland. Nach dem Tod von 17 infizierten Menschen in einem Alten- und Pflegeheim in Wolfsburg kämpft ein weiteres niedersächsisches Heim mit Infektionen. Tests hätten bestätigt, dass 23 Bewohner sowie 17 Mitarbeiter eines Altenheims in Wildeshausen im Landkreis Oldenburg mit dem Erreger SARS-CoV-2 infiziert seien, teilte der Landkreis am Montag mit. Im Würzburger Seniorenheim St. Nikolaus waren bis zum Wochenende 13 Bewohner nach einer Infektion mit dem Virus gestorben. In Baden-Württemberg haben sich bislang in mindestens sieben Altenheimen 74 Bewohner mit dem Coronavirus angesteckt.

Angesichts der Coronavirus-Fälle in den Heimen fordern Patientenschützer dort engmaschige Tests. Bei der Aufnahme eines Bewohners in einem Heim müsse dieser grundsätzlich getestet und isoliert werden, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch. Auch bei grippalen Infekten von Pflegepersonal oder Bewohnern müsse getestet werden. Bundesweit lebten rund 800.000 Menschen in Alten- und Pflegeheimen, mehr als 70 Prozent davon seien demenzkrank.

Sei das Coronavirus erst in einer Pflegeeinrichtung, müsse die jeweilige Kommune diese sofort überwachen, forderte Brysch. Dann habe man nicht länger "100 Hausärzte, die sich um 100 Bewohner kümmern", sondern das Gesundheitsamt übernehme. Ohne Schutzkleidung, Atemmaske, Desinfektionsmittel und Handschuhe "braucht man im Pflegeheim nicht anzufangen". Bislang seien bundesweit mindestens 50 Menschen in Alten- und Pflegeheimen gestorben. Die Gefahr neuer Fälle sei groß.

Eine Strafanzeige gegen Verantwortliche der Diakonie Wolfsburg wegen fahrlässiger Tötung halte er nicht für sinnvoll, sagte Brysch. "Wer diese Krise zu verantworten hat, der sitzt in Berlin." Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hatte zuvor am Montag den Eingang einer Anzeige eines Wolfsburger Anwalts bestätigt.

Niedersachsen: Aufnahmestopp für Pflegeheime

Das Land Niedersachsen ordnete inzwischen einen Aufnahmestopp für Pflegeheime an. Ausnahmen gebe es nur, wenn eine 14-tägige Quarantäne für neue Bewohner gewährleistet sei, sagte Gesundheitsministerin Carola Reimann. Die SPD-Politikerin appellierte zudem an Angehörige, auf Besuche älterer Angehöriger zu verzichten. "Bitte besuchen Sie Ihre Lieben nicht. Damit schützen Sie nicht nur Ihre eigene Mutter oder Ihren eigenen Vater, sondern alle." Es gebe viele Hinweise, dass die Besuchsverbote für solche Heime nicht beachtet worden seien.

Bei den meisten der 17 im Wolfsburger Heim gestorbenen Menschen sind vor dem Tod keine Covid-19-Symptome aufgetreten. "Am Sonntag hatten wir insgesamt 79 positive getestete Personen in dem Heim", sagte Wolfsburgs Oberbürgermeister Klaus Dieter Mohrs (SPD). In dem Haus, in dem überwiegend Demenzkranke leben, sollten Infizierte strikt von negativ getesteten Bewohnern getrennt werden.

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Im Heim von Wildeshausen habe das Gesundheitsamt alle 51 Bewohner und 44 Mitarbeiter getestet, nachdem ein 89-Jähriger mit schweren Vorerkrankungen und einer Coronavirus-Infektion gestorben sei, teilte der Kreis Oldenburg mit. Bei allen anderen Erkrankten seien bislang milde Verläufe festgestellt worden. Die infizierten Bewohner bleiben den Angaben zufolge für zwei Wochen in ihren Zimmern und werden von ebenfalls positiv getesteten Mitarbeitern versorgt. Strikt getrennt von negativ getesteten Bewohnern, die in Einzelzimmern untergebracht seien und von negativ getesteten Mitarbeitern versorgt würden.

Landespolitiker blicken inzwischen auf die Kurve der gesamten Infektionszahlen: Ob sich das Verbreitungstempo bei den Ansteckungen mit dem Coronavirus in Berlin bereits verringert, lässt sich nach Einschätzung von Innensenator Andreas Geisel (SPD) derzeit nicht seriös feststellen. Ähnlich sieht es Niedersachsens Gesundheitsministerin Carola Reimann. Dass die Zahl der bestätigten Neuinfektionen in Niedersachsen in den vergangenen Tagen leicht zurückging, führte die SPD-Politikerin auf das Wochenende zurück, an dem weniger getestet und gemeldet worden sei.

Söder: "Beschränkungen zeigen erste Wirkung"

Die Landesregierung von Schleswig-Holstein will auf die Zahlen in den kommenden Wochen schauen. "Auf dieser Grundlage werden wir zu beurteilen haben, in welcher Weise diese Maßnahmen über den 19. April hinaus fortgeführt werden müssen", sagte Ministerpräsident Daniel Günther am Wochenende. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) betonte dagegen, dass die Ausgangsbeschränkungen erste Wirkungen zeigten, "die Kurve flacht ab". Derzeit verdopple sich die Zahl der Infizierten in Bayern alle 5 Tage, vor den Maßnahmen habe sich die Zahl alle 2,8 Tage verdoppelt.

"Die eigentliche, endgültige Beurteilung über die Wirksamkeit und die Fortsetzung der entsprechenden Maßnahmen können wir am Ende wahrscheinlich erst Mitte April treffen", betonte Söder jedoch. "Wir haben uns vereinbart unter den Bundesländern, dass wir dies zusammen tun."

Das gemeinsame Vorgehen sei wichtig, da die Folgen nationale Auswirkungen haben würden. Es gebe keinen Anlass zu Entwarnung, es sei deshalb nicht die Zeit für einen vorschnellen Exit oder eine entsprechende Debatte. "Eine Exit-Debatte, so verständlich sie sein mag, ist jetzt zur Unzeit."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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