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Donald Trump: Prozess beginnt – so lernte er Pornostar Stormy Daniels kennen


Angebliches Rendezvous mit Trump
Stormy Daniels: "Er saß auf dem Bett und sagte 'Komm her'"

Von dpa, lw

Aktualisiert am 15.04.2024Lesedauer: 6 Min.
Stormy Daniels und Donald Trump (Montage): Der ehemalige US-Präsident steht Mitte April im nächsten Prozess vor Gericht.Vergrößern des BildesStormy Daniels und Donald Trump (Montage): Die beiden sollen 2006 miteinander Sex gehabt haben, doch der Ex-Präsident streitet dies bis heute ab.
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Es ist ein historischer Vorgang mit immenser politischer Sprengkraft: Der erste Strafprozess gegen Donald Trump beginnt. Was Sie dazu wissen sollten.

Mit Donald Trump sitzt ab diesem Montag erstmals in der Geschichte der Vereinigten Staaten ein früherer US-Präsident bei einem Strafprozess auf der Anklagebank. Das mit großer Spannung erwartete Verfahren soll vor einem Gericht in New York mit der Auswahl der Geschworenen beginnen.

Der 77-Jährige ist in dem Verfahren in Zusammenhang mit Schweigegeldzahlungen an Pornostar Stormy Daniels unter anderem wegen Fälschung von Geschäftsunterlagen angeklagt.

Wie lernten sich Daniels und Trump kennen, wie lauten die konkreten Vorwürfe und was droht dem Republikaner im Falle einer Verurteilung? Ein Überblick über das Verfahren.

Wie lernten sich Stormy Daniels und Donald Trump kennen?

Stormy Daniels, die mit bürgerlichem Namen Stephanie Clifford heißt, hatte 2006 nach eigener Aussage Sex mit Trump (damals 60 Jahre alt). Nach Angaben der heute 44-Jährigen lernten sich beide im Sommer 2006 bei einem Golfturnier-Wochenende für wohltätige Zwecke ("American Century Celebrity Golf Championship") am Lake Tahoe kennen, einem Ferienort zwischen Kalifornien und Nevada.

2011 sprach Daniels in einem Interview mit dem Magazin "InTouch" ausführlich über das Treffen. Trump und sie hätten in einem Golfkart gesessen. "Ich möchte später mit dir reden", habe er zu ihr gesagt. Er habe sie "andauernd angeschaut". Später sei Trump zum Stand der Erotikfilmfirma Wicked Pictures gekommen, bei der Daniels zu dem Zeitpunkt arbeitete. Er habe nach ihr gefragt, und sie habe ihm ihre Nummer gegeben, bevor die beiden gemeinsam für ein Foto posiert hätten. Trump habe sie gefragt, ob sie zusammen Abend essen wollten. "Wer würde sich die Gelegenheit entgehen lassen, mit jemandem zu sprechen, der so interessant ist?", fragte Daniels damals im Interview.

Als Daniels am frühen Abend Trumps Hotelzimmer aufgesucht habe, soll dieser im Pyjama auf der Couch gesessen haben, berichtete sie der "InTouch". Sie sei davon ausgegangen, dass sie auswärts essen gehen, doch dann hätten sie auf dem Zimmer gegessen. Irgendwann sei sie auf Toilette gegangen. "Als ich herauskam, saß er auf dem Bett und sagte: 'Komm her.' Und ich dachte: 'Uh, los geht’s.' Und wir fingen an, uns zu küssen." Nach dem Sex habe Trump ihr mehrmals gesagt, dass er sie wiedersehen wolle. "Du bist fantastisch", sagte er laut Daniels.

"Mach dir keine Sorgen um sie"

Nur wenige Monate vor diesem angeblichen Treffen hatte Trumps Ehefrau Melania den gemeinsamen Sohn Barron auf die Welt gebracht. "Mach dir keine Sorgen um sie", habe Trump zu Daniels gesagt, als sie nach Melania gefragt habe.

"Eigentlich weiß ich nicht einmal, warum ich das getan habe, aber ich erinnere mich, dass ich beim Sex dachte: 'Bitte, versuch' nicht, mich zu bezahlen'", sagte Daniels der "InTouch". Sie sei keine Prostituierte gewesen. Bevor Daniels ging, habe Trump sie gebeten, eine DVD von einem ihrer Erotikfilme zu signieren. Der einzige Zeuge dieses Treffens soll Trumps damaliger Leibwächter gewesen sein.

Daniels sagt, Trump und sie hätten auch danach über Monate Kontakt gehabt. Er habe sie zu mehreren Veranstaltungen eingeladen. Die beiden hätten noch einmal zu Abend gegessen, aber nicht noch einmal miteinander geschlafen, hieß es im Interview von 2011. Der Ex-Präsident weist all das als "falsche und erpresserische Anschuldigungen" zurück – doch die angebliche Affäre wurde ihm zum Verhängnis.

Daniels ist in den USA ein bekannter Erotikfilmstar und hat sich in der Branche auch als Regisseurin einen Namen gemacht. Sie hatte zuletzt vor den Konsequenzen des Prozesses gewarnt, wie Sie hier lesen.

Worum geht es bei der Anklage genau?

Die Anklage von Manhattans höchstem Staatsanwalt Alvin Bragg dreht sich um Schweigegeldzahlungen an Daniels und womöglich auch an das Model Karen McDougal in Höhe von 130.000 (rund 122.000 Euro) und 150.000 Dollar (circa 141.000 Euro). Dieses Geld hatte Trumps Anwalt Michael Cohen kurz vor der US-Präsidentenwahl 2016 überwiesen und dann von der Trump Organization zurückerstattet bekommen.

Trump ging damals aus der Wahl als Sieger hervor und zog ins Weiße Haus ein. Die New Yorker Staatsanwaltschaft beschuldigte Cohen 2018, die Zahlungen seien unzulässige Wahlkampfspenden gewesen, weil sie dafür gedacht waren, vor der Wahl Schaden von Trump abzuwenden. Cohen bekannte sich damals schuldig und musste in Haft.

Nun geht es wahrscheinlich auch um die Frage, ob auch Trump gegen Gesetze zur Wahlkampffinanzierung verstoßen hat. Als Präsident hatte er noch Immunität genossen. Cohen sagte, er habe auf Anweisung seines damaligen Klienten gehandelt. Trump hat die Zahlungen an Cohen öffentlich eingeräumt und argumentiert, die falschen Anschuldigungen hätten damit gestoppt werden sollen. Er plädiert auf "nicht schuldig" in den 34 Anklagepunkten.

Der Prozess könnte nach Gerichtsangaben bis zu acht Wochen dauern. Mit einem Urteil wird also vor den Präsidentschaftswahlen im November gerechnet. Trumps Anwälte hatten bis zuletzt noch versucht, das Verfahren abzuwenden, zu verlegen oder zu verzögern. Eigentlich war der Prozessauftakt bereits für den 25. März angesetzt gewesen.

Muss Trump vor Gericht erscheinen?

Experten sagten dem Nachrichtensender BBC, Trump müsse an jedem Prozesstag vor Gericht erscheinen. Wenn er dies nicht tue, könne ein Haftbefehl gegen ihn erlassen werden. Das Gericht habe jedoch einen gewissen Spielraum für Ausnahmegenehmigungen. Neama Rahmani, eine ehemalige Bundesanwältin, sagte laut dem Bericht, dass es bei den Geschworenen jedoch nicht gern gesehen sei, wenn Angeklagte nicht erscheinen. Das mache eine Verurteilung wahrscheinlicher.

Welche Strafe droht Trump?

Die Zahlung an Stormy Daniels an sich ist nicht illegal. Die Rückerstattung an Michael Cohen wurde aber von der Trump Organization als Anwaltskosten deklariert. Sollte dies als Fälschung von Unternehmensdokumenten ausgelegt werden, wäre dies ein Vergehen. Die Staatsanwaltschaft könnte auch argumentieren, dass die Fälschung begangen wurde, um eine andere Straftat – etwa eine illegale Wahlkampfspende – zu vertuschen. Dann würde es sich um ein Verbrechen handeln.

Im Falle einer Verurteilung droht Trump eine mehrjährige Gefängnisstrafe – auf jeden der 34 Anklagepunkte stehen bis zu vier Jahre. Dennoch würde Trump laut New Yorker Gesetz nur für maximal 20 Jahre ins Gefängnis gehen.

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Ob der Ex-Präsident aber wirklich hinter Gittern landen würde, ist noch unklar. Weil es seine erste strafrechtliche Verurteilung wäre, ist es wahrscheinlich, dass die Haft zur Bewährung ausgesetzt würde.

Welche Rolle spielt Michael Cohen?

An der Glaubwürdigkeit Cohens dürfte der Fall maßgeblich hängen, weil er das direkte Bindeglied zwischen Trump und den Zahlungen ist. Mehr als ein Jahrzehnt lang arbeitete Cohen für Trump und war eine zentrale Figur in mehreren Affären um den Republikaner. Er wurde oft als Trumps "Ausputzer" beschrieben – bis es zum Bruch zwischen beiden kam.

Vor Gericht und dem Kongress erhob Cohen schwere Vorwürfe gegen Trump. Der Staatsanwaltschaft könnte ein Glaubwürdigkeitsproblem des Schlüsselzeugen zum Verhängnis werden: Cohen ist selbst verurteilter Straftäter, unter anderem wegen einer Falschaussage vor dem Kongress.

Dürfte Trump im Fall einer Verurteilung für die Wahl 2024 antreten?

Trump hatte vorab schon klargemacht, dass er nicht vorhat, im Fall einer Anklage seine Präsidentschaftsbewerbung zurückzuziehen. Bis zu einer potenziellen Verurteilung könnten viele Monate oder im Extremfall Jahre vergehen. Und selbst ein Schuldspruch hielte Trump rein rechtlich nicht davon ab, für die Wahl 2024 anzutreten. Es gab in der US-Geschichte sogar schon einen Präsidentschaftskandidaten, der nicht nur angeklagt, sondern auch verurteilt wurde und aus dem Gefängnis heraus die Wahl bestritt: Eugene Debs 1920.

Bei Trump stellt sich eher die politische Frage, ob die republikanische Basis und Partei bereit sind, sich hinter einem Kandidaten zu versammeln, der im Zusammenhang mit dubiosen Schweigegeldzahlungen an einen Pornostar angeklagt ist. Vorerst scharen sich Unterstützer und selbst parteiinterne Konkurrenten um ihn – und werten die Anklage als politischen Angriff von links.

Hartgesottene Anhänger dürften sich in ihrem Eifer sogar noch bestärkt fühlen. Schon in der Vergangenheit zeigte Trump, dass selbst schwere Vorwürfe und Fehltritte nicht zum Ende seiner politischen Karriere führen und er diese sogar für sich ausnutzen kann. Und rechtlich bergen andere Vorwürfe mehr Gefahr.

Welche anderen rechtlichen Probleme hat Trump noch?

Gegen den Republikaner laufen noch mehrere andere Ermittlungen. Zwei stechen heraus: Das US-Justizministerium hat einen Sonderermittler eingesetzt, um Trumps Umgang mit geheimen Regierungsunterlagen zu untersuchen. Trump bewahrte nach seinem Auszug aus dem Weißen Haus im großen Stil Regierungsdokumente in seinem privaten Anwesen Mar-a-Lago in Florida auf, darunter etliche Dokumente mit höchster Geheimhaltungsstufe. Trump könnte sich damit strafbar gemacht haben. Manche Rechtsexperten meinen, mit einer etwaigen Anklage dazu könnte sich Trump womöglich für das Präsidentenamt disqualifizieren.

Der Sonderermittler forscht auch nach, welche Rolle Trump bei den Bemühungen spielte, den Ausgang der Präsidentenwahl 2020 zu beeinflussen – und bei der Attacke seiner Anhänger auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021. Auch hier sehen manche Juristen Risiken für Trump mit Blick auf seine Wiederwahl-Ambitionen: Es sind laut Verfassung nämlich all jene von öffentlichen Ämtern ausgeschlossen, die sich an einem Aufstand gegen die Regierung beteiligt haben. Lesen Sie hier mehr zu Trumps juristischen Problemen.

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