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Amanda Knox: Polizei erwischt Ex-Freund Raffaele Sollecito vor Grenze


Offenbar Fluchtversuch
Mit Knox verurteilter Italiener nahe der Grenze aufgegriffen

Von ap, dpa, t-online
Aktualisiert am 31.01.2014Lesedauer: 3 Min.
Raffaele Sollecito, Mitangeklagter im Knox-FallVergrößern des BildesWollte er fliehen? Die Polizei nahm Raffaele Sollecito den Pass ab (Quelle: Italy Photo Press/imago-images-bilder)
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Der italienische Ex-Freund von Amanda Knox, Raffaele Sollecito, der wie sie wegen Mordes verurteilt worden ist, ist in der Nacht zum Freitag unweit der Grenze zu Slowenien und Österreich aufgegriffen worden. Das Urteil gegen Sollecito über 25 Jahre Gefängnis war erst am Donnerstagabend gefällt worden.

Die Polizei informierte den Ex-Freund der US-Amerikanerin über das vom Gericht in Florenz verhängte Ausreiseverbot wegen Fluchtgefahr, berichteten italienische Medien. Sein Pass sei eingezogen worden.

Abstecher nach Österreich

Sollecito war zusammen mit seiner Freundin in der Nacht in einer Herberge des Ortes Venzone bei Udine angekommen, etwa 60 Kilometer von Österreich und 40 von Slowenien entfernt.

Die Polizei äußerte sich nicht zu der Frage, ob sein Aufenthaltsort bereits einen Fluchtversuch bedeutete. Er habe nur einen Abstecher nach Österreich gemacht und sei dann zurückgekehrt, soll der Italiener Medienberichten zufolge der Polizei erklärt haben.

Nicht verhaftet

Der Italiener wurde nicht verhaftet, weil das neue Urteil immer noch nicht rechtskräftig ist. Er wurde zum Polizeirevier gebracht, um die Anordnungen des Gerichts durchzusetzen, also seinen Pass einzuziehen. Er solle später freigelassen werden, hieß es.

Sollecitos Anwalt Luca Maori erklärte hingegen, sein Mandant sei freiwillig zur Polizei gegangen. Er habe sich in der nordöstlichen Grenzregion des Landes aufgehalten, weil dort seine derzeitige Lebensgefährtin wohne. Sollecito war wegen des Mordes an der Britin Meredith Kercher zu 25 Jahren Haft verurteilt worden, Knox zu 28 Jahren und sechs Monaten.

Das Urteil sei ein Schritt mehr hin zur Wahrheit und zur Gerechtigkeit, sagte die Schwester des Mordopfers, Stephanie Kercher. "Niemand wird uns Meredith zurückgeben." Die sieben Jahre seit dem Mord in Perugia seien schwierig und schmerzlich gewesen, ergänzte ihr Bruder Lyle Kercher.

Die Verteidiger der beiden Angeklagten kündigten an, Berufung einlegen zu wollen. Der Staatsanwalt hatte Haftstrafen von 30 Jahren für Knox sowie 26 Jahren für Sollecito gefordert.

Rechtsstreit noch nicht beendet

Die Entscheidung in Florenz dürfte jedoch voraussichtlich noch nicht das Ende des seit über sechs Jahren andauernden Rechtsstreits bedeuten. Das oberste Gericht Italiens muss nämlich das Urteil bestätigen. Und das kann ein Jahr oder gar länger dauern.

Theoretisch könnte im Anschluss dann eine der beiden Seiten Berufung einlegen. Dann würde ein weiteres Berufungsverfahren gegen Knox und Sollecito vor dem höchsten italienischen Gericht folgen. Rechtsexperten halten es für unwahrscheinlich, dass sich Italien vor einem endgültigen Urteil um die Auslieferung der US-Studentin bemühen würde.

Auslieferung von Knox gefordert

Die Geschwister des Opfers hatten der Urteilsverkündigung angespannt entgegen gefiebert: "Wir wollen, dass der Prozess und das Geschwätz heute enden, damit wir uns nur auf unseren Schmerz und die Erinnerung an Meredith konzentrieren können", sagte die Schwester Stephanie Kercher dem "Corriere della Sera".

Ihr Bruder Lyle forderte die USA auf, Knox an Italien auszuliefern. "Wenn jemand des Mordes schuldig befunden und dafür verurteilt wurde und ein Auslieferungsabkommen zwischen zwei Staaten besteht", dann sei das die normale Vorgehensweise.

Knox blieb in den sicheren USA

Die 26-jährige Knox war zur Zeit der Urteilsverkündung in ihrer Heimatstadt Seattle im US-Staat Washington. In einer E-Mail an das Gericht hatte Knox erklärt, sie sei dem Prozess aus Angst vor einer fälschlichen Verurteilung ferngeblieben. Nach Angaben ihres Anwalts soll sie wie versteinert auf das Urteil reagiert, jedoch aber nicht geweint haben. "Ich bin erschreckt und traurig über dieses ungerechte Urteil", sagte sie in einem Statement.

Der mitangeklagte Italiener Raffaele Sollecito erschien dagegen persönlich vor Gericht. "Heute hierherzukommen war eine Entscheidung des Mutes und des Respektes gegenüber dem Gericht - und des Vertrauens in die Justiz", hatte sein Vater Francesco vor der Urteilsverkündung gesagt. Das Urteil verfolgte Sollecito nach Angaben seiner Anwälte im Fernsehen und reagierte "bestürzt".

Mord mit unzähligen Messerstichen

Knox und Sollecito mussten sich bereits zum dritten Mal für den Mord an der Britin Meredith Kercher verantworten. Den beiden wurde vorgeworfen, die damals 21 Jahre alte Studentin im November 2007 in Perugia brutal ermordet zu haben. Die Austausch-Studentinnen Knox und Kercher hatten sich eine Wohnung geteilt.

Kercher war halbnackt und von Messerstechen übersät in ihrem WG-Zimmer entdeckt worden. Knox und Sollecito wurden 2009 in erster Instanz in einem Indizienprozess verurteilt und nach vier Jahren im Gefängnis 2011 freigesprochen. Ein dritter Mann, Rudy Guede, wurde als Mittäter verurteilt und verbüßt derzeit eine Haftstrafe von 16 Jahren.

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