"Blutrache"-Mord vor Gericht "Ich bin derjenige, der die Schüsse abgegeben hat"
Ein 18-Jähriger wird in Berlin niedergeschossen, einer der Täter sticht dann noch auf ihn ein. Ermittler gehen von Rache für die Gewalttat eines Verwandten aus.
Rund sechs Monate nach der Tötung eines 18-Jährigen im Berliner Stadtteil Spandau hat am Mittwoch der Mordprozess gegen zwei Cousins begonnen. Zum Auftakt gestand einer der beiden Angeklagten, dass er die tödlichen Schüsse abgegeben habe. "Ich bin derjenige, der die Schüsse abgegeben hat", ließ der 21-Jährige seinen Verteidiger erklären und betonte dabei seine tiefe Reue. Er kündigte an, sich zu einem späteren Zeitpunkt ausführlich zu den Hintergründen äußern zu wollen. Der zweite Angeklagte, 18 Jahre alt, schwieg zunächst vor dem Berliner Landgericht.
Die Anklage wirft den beiden türkischen Staatsbürgern vor, am 6. Mai im Spandauer Ortsteil Falkenhagener Feld einen 18-Jährigen angegriffen und getötet zu haben. Der Angriff soll aus Rache für eine mutmaßliche Gewalttat durch den älteren Bruder des Opfers in der Türkei erfolgt sein. Den Ermittlungen zufolge feuerte der 21-jährige Angeklagte vier Schüsse ab – zweimal in den Rücken, außerdem in Brust und Leiste des Opfers. Danach soll der jüngere Cousin mehrfach mit einem Messer auf den bereits schwer verletzten jungen Mann eingestochen haben. Zudem hätten die Täter das Mobiltelefon des Opfers entwendet, um sich weiter an dessen Familie rächen zu können.
Aus Angst aus der Türkei ausgereist
Der Hintergrund dieser Tat ist laut Ermittlungen ein blutiger Konflikt in der Türkei. Die Staatsanwaltschaft erklärt hierzu, dass dem älteren Bruder des Getöteten vorgeworfen werde, im Mai 2023 in Istanbul einen Mann ermordet zu haben, welcher Verbindungen zum Onkel des 21-jährigen Angreifers habe. Aus Angst vor Racheakten sei das spätere Opfer aus der Türkei nach Berlin geflohen.
Die Staatsanwaltschaft geht von einem heimtückischen Mord aus niedrigen Beweggründen aus. Auch Habgier sowie die Ermöglichung einer anderen Straftat würden zum Motiv zählen. Zudem lautet die Anklage auf schweren Raub mit Todesfolge. Als Beweismittel dienen unter anderem ein Handy am Tatort, das dem älteren Angeklagten gehört, sowie ein Messer, das ebenfalls nahe des Tatortes gefunden wurde.
Nach dem Mord flohen die beiden Cousins offenbar in die Schweiz, wo sie Ende Mai verhaftet und später nach Deutschland ausgeliefert wurden. Der Prozess wird am 29. November fortgesetzt. Insgesamt sind bisher 20 weitere Verhandlungstage bis Ende Februar 2025 geplant.
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- Nachrichtenagentur dpa