t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePanoramaTiere

Tiergarten Nürnberg: Morddrohungen gegen Zoo-Chef nach Pavian-Tötungen


"Das schlimmste Szenario"
Morddrohungen gegen Zoo-Chef nach Affen-Tötungen

Von t-online, mtt

Aktualisiert am 05.08.2025 - 09:51 UhrLesedauer: 4 Min.
Dag Encke (links), Direktor des Nürnberger Tiergartens, und sein Stellvertreter Jörg Beckmann: Es soll konkrete Pläne gegeben haben, Menschen anzugreifen.Vergrößern des Bildes
Dag Encke (links), Direktor des Nürnberger Tiergartens, und sein Stellvertreter Jörg Beckmann: Es soll konkrete Pläne gegeben haben, Menschen anzugreifen. (Quelle: Daniel Karmann/dpa)
News folgen

In Nürnberg hat der Tiergarten zwölf Paviane aus Platzgründen erschießen lassen. Nun sieht sich der Zoo-Chef einer Welle des Hasses ausgesetzt.

Nach den Pavian-Tötungen im Tiergarten Nürnberg hat Zoodirektor Dag Encke eigener Auskunft zufolge Morddrohungen erhalten. Mehrere Zuschriften seien zur Anzeige gebracht worden, berichtete der Bayerische Rundfunk. Bisher handle es sich um zehn Fälle.

Loading...

"Man sollte Sie auch erschießen und ihren Körper den Geiern und Löwen zum Fraß hinwerfen", sei noch eine der harmloseren Zuschriften, sagte Encke. Besonders im Internet sei der Hass oft ungezügelt. Besonders geärgert habe Encke ein Vergleich mit dem NS-Kriegsverbrecher Josef Mengele.

Video | Geplante Paviantötung in Nürnberg: "Aus ethischer Sicht komplett abzulehnen"
Video lädt
Player wird geladen
Quelle: t-online

In zwei Fällen sei es vorgekommen, dass sich die Schreiber von Hass-Postings hinterher entschuldigt hätten, sagte Encke laut Bayerischem Rundfunk. Er habe diese Entschuldigungen angenommen, weil man ja als Gesellschaft irgendwie weitermachen müsse.

"Ich glaube, das sind total nette Menschen"

Den "Nürnberger Nachrichten" sagte der Tiergarten-Chef unterdessen, Protest und Kritik auch an seiner Person müsse er aushalten. Einige Gegner der Pavian-Tötungen hätten "vernünftige Überlegungen, die gut begründet sind". Er habe Sympathie für Protestierende: "Ich glaube, das sind total nette Menschen, die das, was sie tun, auch so meinen."

Wenn einige Kommentatoren nun aber "das Leben von Tieren so hoch oder sogar höher als das eines Menschen bewerten", spreche das für ein negatives Menschenbild, sagte der Tiergarten-Chef. "Menschen und Tiere haben eben nicht die gleichen Rechte. Alles andere ist eine Illusion."

Offenbar gab es konkrete Pläne, Menschen anzugreifen

Er habe es als "bedrückend" erlebt, unter Polizeischutz zu stehen: Ein Großaufgebot der Polizei hatte den Tiergarten am Tag der Tötungen abriegeln müssen, Aktivisten drangen über ein Tor in den Zoo ein, die Pressekonferenz musste von einer Spezialeinheit geschützt werden.

Zudem habe es in den vergangenen Wochen Phasen gegeben, in denen der Verdacht bestand, dass es konkrete Pläne gab, Menschen anzugreifen. "Deshalb waren wir im engen Austausch mit der Polizei, die zur Vorsicht geraten hat", sagte Encke den "Nürnberger Nachrichten".

Das "schlimmste Szenario" für ihn sei allerdings gewesen, dass jemand aus Idealismus die Affen befreien könnte – und damit Menschenleben in Gefahr bringt. Der Kontakt mit Pavianmännchen sei für Menschen, die im Umgang mit den Tieren nicht geschult sind, potenziell tödlich. "Für uns war klar, dass wenn Leben gefährdet werden, wir sofort abbrechen müssen", so Encke laut den "Nürnberger Nachrichten".

Paviane ohne Kopf, Hände und Füße verfüttert

Die vom Nürnberger Tiergarten getöteten Paviane sind inzwischen an Raubtiere des Zoos verfüttert worden. Dass den Tieren zuvor der Kopf sowie Hände und Füße abgetrennt worden waren, stieß bei Besuchern teilweise auf Kritik.

Der stellvertretende Leiter des Tiergartens erklärte, dass die Köpfe abgetrennt worden seien, um die Schädel und Gehirne für wissenschaftliche Zwecke zu nutzen. Die Hände und Füße der Paviane habe man aus Respekt gegenüber den Besucherinnen und Besuchern abgetrennt.

Sechs der zwölf aus Platzgründen getöteten Paviane seien an Löwen, Tiger, Mähnenwölfe und Buntmarder verfüttert worden. Von vier Tieren würden die Skelette für ein Museum präpariert, zwei Affen waren bereits bei der Narkose vor der Tötung gestorben. Sie wurden zur Klärung der Todesursache an die Pathologie übergeben und sollen nicht verfüttert werden.

Verfütterung mit Fell und Knochen gut für Zahngesundheit

Der stellvertretende Tiergarten-Chef betonte, der Tiergarten habe im Vorfeld kommuniziert, dass sie die Paviane nach der Tötung verfüttern wollten. "Diese Transparenz behalten wir bei, und dazu stehen wir." Als Gründe der Verfütterung führte Beckmann unter anderem an, dass Tierkörper mit Fell und Knochen für die Zahngesundheit von Beutegreifern besser seien als alle anderen Futtermittel. "Dadurch muss unseren Tieren, im Gegensatz zu vielen Haustieren, nicht unter Vollnarkose Zahnstein entfernt werden."

Die Ganzkörperfütterung stelle zudem eine natürliche Beschäftigung für die Raubtiere dar, sie müssten sich ihr Futter erarbeiten. "Die Evolution hat sie extra dafür mit entsprechenden Krallen und Zähnen ausgestattet. Keine Naturdoku über große Raubtiere, in denen sie nicht spektakulär Beute schlagen oder zumindest am Riss fressen."

Tiere aus Platzgründen getötet

Der Tiergarten hatte in der Vorwoche zwölf Paviane aus Platzgründen getötet. Demnach war das Gehege seit Langem überfüllt und eine tierschutzkonforme Haltung nicht mehr möglich. Eine Abgabe der überzähligen Tiere sei nicht möglich gewesen, auch Verhütungsmaßnahmen bei den Weibchen hätten in der Vergangenheit nicht den gewünschten Erfolg gebracht.

Tierschutzaktivisten kritisierten den Tiergarten daraufhin scharf. Bei der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth ging eine dreistellige Anzahl an Anzeigen wegen der mutmaßlich illegalen Tötung der Tiere ein. Die Behörde prüft den Sachverhalt laut einer Sprecherin.

Protestcamp für eine Woche

Die Gruppe "Animal Rebellion" begann am Montag damit, ein Protestcamp in der Nähe des Tiergartens aufzubauen. Das Camp soll bis zum kommenden Montag bestehen bleiben. Laut einer Sprecherin der Gruppe steht bislang ein Pavillon, zwölf Beteiligte seien dort. In den kommenden Tagen sollen ein großes Zelt und ein Banner in den Bäumen dazukommen, zudem seien mehrere Demonstrationen vor dem Eingang des Tiergartens geplant.

Die Gruppe will nach eigenen Angaben unter anderem erreichen, dass keine weiteren Affen getötet werden dürfen. Zudem solle die Zucht eingestellt werden. Der Tiergarten teilte dazu mit: "Jeder Protest, der friedlich bleibt, ist für uns in Ordnung."

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...


Bleiben Sie dran!
App StorePlay Store
Auf Facebook folgenAuf X folgenAuf Instagram folgenAuf YouTube folgenAuf Spotify folgen


Telekom