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Ukraine-Krieg und Propaganda: Trolle betrügen mit falscher Selenskyj-Seite


"Helfen und reich werden"
Trolle betrügen mit falscher Selenskyj-Seite

  • Lars Wienand
Von Lars Wienand

Aktualisiert am 06.09.2022Lesedauer: 3 Min.
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Wolodymyr Selenskyj bei einer Rede zum ukrainischen Unabhängigkeitstag: Betrüger missbrauchen seinen Namen um Ukraine-Unterstützer reinzulegen. (Quelle: Alexey Furman/Getty Images)

Propaganda gegen die Ukraine wird immer verwirrender. Deutsche, die dem Land helfen wollen, werden auf eine gefälschte Seite gelockt.

Der ukrainische Geheimdienst sah es kommen: Russland plane, eine Unterstützerseite des ukrainischen Präsidenten zu fälschen – um damit Empörung zu schüren. Jetzt gibt es eine solche Seite, die sich an Deutsche mit Sympathien für das angegriffene Land richtet: Wer der Ukraine hilft, soll sogar noch am "einzigartigen Finanzierungsprogramm für den Widerstand gegen die Horden russischer Barbaren" verdienen, heißt es auf einer Webseite. Doch die Seite namens "zestiftung.com", benannt nach dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj (in der englischen Schreibweise Zelensky), wird durch Accounts verbreitet, die bisher mit prorussischer Propaganda aufgefallen sind.

Die Seite wird auf Facebook seit dem Wochenende stärker verbreitet: Der Link wird auf diversen Seiten in die Kommentare unterhalb von Beiträgen gepostet. Dieselben Accounts posten aber auch Links zu gefälschten Nachrichtenseiten deutscher Medien. Diese Texte machen eindeutig Stimmung für die Aufhebung der Sanktionen gegen Russland. t-online hatte diese große Kampagne enthüllt.

Seite fragt nach persönlichen Daten

Auch wenn bei Nutzern keine Alarmglocken schrillen, wenn Accounts mit Bildern meist attraktiver Frauen mit englischen Namen sie auf die Seite einer vermeintlichen "Zelensky-Stiftung" locken wollen: Viele Virenprogramme tun das inzwischen beim Klick auf die neue Seite. Sie warnen vor "Malware" und "Phishing", also dem Versuch, über eine gefälschte Seite an Daten zu kommen.

Wer auf die Seite geht, wird aufgefordert, Unterstützer zu werden und soll Name, E-Mail-Adresse, Telefonnummer und Telegram-Account angeben. Dafür wird "Vertraulichkeit" versprochen und dass Teilnehmer "Geschenke und Prämien aus dem Fonds" erhalten können. Das Versprechen geht noch weiter: Mitzumachen soll sich auch finanziell lohnen.

So wird auf der Seite zu Geldspenden aufgerufen und zugleich ein Gewinn in Aussicht gestellt. Wer 20 Euro spende und drei weitere Personen überzeuge, es auch zu tun, erhalte dann 30 Euro. Bei 100 Euro bekomme man 200. Die Idee dahinter könnte sein: Möglichst viele leichtgläubige Nutzer sollen möglichst viele andere dazu bringen, auch auf die Seite zu gehen. Allerdings gibt es bisher keine Bezahlmöglichkeit – und hinter der Seite steckt keine ukrainische Stiftung. Es wird also bisher nur über die Absichten betrogen, aber noch niemand finanziell geschädigt.

Ukrainischer Geheimdienst warnte am 11. August

Nach ukrainischen Einschätzungen steckt hinter der Masche die russische Regierung. Am 11. August veröffentlichte der ukrainische Geheimdienst auf Telegram eine Warnung: Die russische Präsidialverwaltung habe einer neuen Struktur zugestimmt, die den Sonderdiensten angegliedert sei und den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Westeuropa diskreditieren solle. Dafür sei eine gefälschte Seite einer angeblichen "Selenskyj-Stiftung" geplant. Tatsächlich gibt es auch eine echte Unterstützer-Seite "United24", über die Selenskyj nach eigenen Angaben bereits 180 Millionen Dollar Spenden gesammelt hat – für militärische Ausrüstung, Medizintechnik und Wiederaufbau.

Die deutsche Version der falschen Stiftungsseite wurde am 28. August von anonym registriert. Am 1. September war sie online. Am 31. August gingen auch gefälschte Profile der Stiftung bei Facebook und Twitter an den Start.

Auch Accounts, die den Link verbreiten, existieren zum großen Teil noch nicht lange. Bei ihnen zeigt sich beispielhaft, wie gleichzeitig gegensätzliche Lager angesprochen werden sollen: Manche Fake-Profile geben sich in den Postings als glühende Ukraine-Unterstützer aus. Sie posten, verbunden mit Appellen, den Link zur falschen Unterstützerseite, obwohl sie ansonsten prorussische Fake-Artikel verbreiten. Manche heucheln bereits Aufregung darüber, dass die Ukraine jetzt auch noch das letzte Geld wolle oder sich Selenskyj bereichere. Echte Diskussionen anderer Nutzer finden bisher aber kaum statt.

Gepostet werden die Links wie auch bei den anderen Fake-Artikeln unter Beiträgen auf den Facebook-Seiten von Medien, aber etwa auch beim Goethe-Institut oder dem Bund der Steuerzahler. Auffällig ist eine Häufung von Kommentaren mit den Links unter den Facebook-Auftritten von AfD-Politikern und AfD-Verbänden. Das heißt nicht, dass die Seitenbetreiber damit etwas zu tun haben. Es könnte dafür sprechen, dass die Hinterleute der Kampagne dort auf Wutbürger hoffen. Viele der beteiligten Fake-Accounts teilen auf ihren eigenen Seiten seit wenigen Tagen auch vergleichsweise wahllos AfD-Beiträge.

Die ukrainische Botschaft hat nach einer Anfrage vom Montag eine Antwort für Dienstag in Aussicht gestellt.

Verwendete Quellen
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