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Kachowka-Staudamm: Hilfe aus dem Ahrtal für das Flutgebiet


Überflutungen durch zerstörten Staudamm
Ins ukrainische Flutgebiet rollt Hilfe aus dem Ahrtal


Aktualisiert am 08.06.2023Lesedauer: 4 Min.
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Von der Ahr für die Ukraine: Sascha Klose von Dogs United half bei der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und kann Güter und Wissen jetzt auch in der Ukraine anbringen.Vergrößern des Bildes
Von der Ahr für die Ukraine: Sascha Klose von Dogs United half bei der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und kann Güter und Wissen jetzt auch in der Ukraine einsetzen. (Quelle: privat)

Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms stehen viele Ortschaften in der Ukraine meterhoch unter Wasser. Dass deutsche Helfer nun Pumpen liefern, hat auch mit der Flut im Ahrtal zu tun – und mit einem Golden Retriever.

Am Dienstagmorgen fand Sascha Klose einige Hilferufe aus der Ukraine in seinem E-Mail-Postfach – und damit endlich auch eine Verwendung für die letzten Hilfsgüter, die er von der Flut im Ahrtal übrig hatte. Klose, der in Wachtberg bei Bonn wohnt, koordiniert nun, dass unter anderem Pumpen und Trocknungsgeräte den Menschen in der Region Cherson das Leben erleichtern.

Seit Wassermassen aus dem von russischen Besatzern kontrollierten Kachowka-Staudamm die Region überfluten, haben sich bei Klose, der die private Hilfsorganisation Dogs United leitet, ukrainische Hilfsdienste gemeldet und eine Wunschliste geschickt. Jetzt kann er auf Restbestände von der Katastrophe im Ahrtal zurückgreifen, aber eben auch auf seine Erfahrungen und Kontakte aus der Zeit: "Ich weiß genau, was gebraucht wird und was etwas taugt."

Dass die Menschen in der Ukraine nun auch von der Leidensgeschichte der Bewohner des Ahrtals profitieren, hat auch mit Kloses Golden Retriever zu tun.

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Der 51-Jährige frühere Soldat, der heute als Fotograf arbeitet, war seit dem ersten Tag der Flut im Ahrtal am 15. Juli 2021 engagiert und selbst immer wieder mit einem Quad in besonders hart getroffenen Orten unterwegs. Klose ist auch Teil der "Offroad Angels". Vernetzt mit anderen Hilfsorganisationen besorgte er gezielt, was am nötigsten gebraucht wurde. Mit einem zu Spitzenzeiten aus 72 Helfern bestehenden Team wurden 703 Familien und 36 Hilfsstände versorgt und insgesamt fast 1.000 Tonnen Lebensmittel, Werkzeugspenden, Hygieneartikel und Baumaterial angeliefert.

Anfragen kommen vom Staatlichen Notfalldienst

Klose kann das so detailliert schildern, weil er nach eigenen Angaben genau Buch geführt hat. Was in seiner 200 Quadratmeter großen Scheune, die oberhalb des Ahrtals liegt, eingeht, wird auch fotografiert – und derzeit an Partner in der Ukraine weitergemeldet. Darunter sind verschiedene Stellen des Staatlichen Dienstes der Ukraine für Notfallsituationen (DSNS).

Video | Ukraine: Russische Truppe sprengen Staudamm in Cherson
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Quelle: t-online

Jetzt steht Kloses Adresse in Mailinglisten, die Anfragen darüber enthalten, was der ukrainische Katastrophenschutz dringend benötigt. Anders als bei der Flut im Ahrtal sei in der Ukraine die Evakuierung sehr gut verlaufen, sagt Klose. "Aber die Behörden wussten da ja auch schon lange, was passieren könnte, und hatten dann auch an dem Tag etwas Zeit." Im Ahrtal wurden 9.000 Häuser, viele Straßen und Brücken zerstört, mindestens 134 Menschen starben. Das Ausmaß am Dnipro ist noch unklar, die Vereinten Nationen sprechen aber bereits von humanitären Folgen für Hunderttausende Menschen.

432 Pumpen auf der Anforderungsliste

432 Pumpen würden benötigt, hieß es am Dienstagmorgen. Und Klose handelte sofort. 21 Pumpen hatte sein Verein noch als Rückläufer von der Flut im Ahrtal eingelagert. Aus dem Lager gehen auch Schläuche, Generatoren, Stemmhämmer und Schaufeln auf die Reise.

Weitere Hilfsgüter kauft Klose von Spendengeldern oder andere kaufen sie über Wunschlisten bei Amazon. Geldgeber aus aller Welt ordern dann. "Innerhalb von wenigen Stunden sind 43 Pumpen und 12 Generatoren bestellt worden", erzählt er. Am Mittwochabend waren es dann bereits Dutzende Fäkalien- und Schmutzwasserpumpen und 16 Generatoren.

Dass die Community, die Klose unterstützt, ständig wächst, hat auch mit seinem Golden Retriever Boomer zu tun: Mit dem Hund schafft er Aufmerksamkeit für seine Arbeit in den sozialen Netzwerken. Kloses Hund hat aber auch einen eigenen Account. In Videos wird gezeigt, wie er neue Pakete beschnuppert oder aus Kisten springt. Boomer zieht auch neue Spender an, etwa ältere Frauen in Australien, die Socken stricken.

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Dass Kloses Einsatz für die Ukraine rasch erfolgreich war, hatte auch mit seiner logistischen Erfahrung zu tun. Zunächst machte es einen großen Teil seiner Arbeit aus, Güter aus Deutschland in die Ukraine zu bringen. Der Organisation "Ukraine Ops", mit der Klose zusammenarbeitet, geht es auch um Helme, Schutzausrüstung und Drohnen fürs Militär. "Wir haben aber nur medizinische Versorgungsgüter und Kleidung transportiert", versichert Klose. "Wir klammern Militärisches aus und kümmern uns seit Monaten selbst um die Zivilbevölkerung."

Die Hilfe lief so richtig an, als im September 2022 die Stadt Balaklija zurückerobert wurde und "Dogs United" unter den ersten Hilfsorganisationen vor Ort war. Jascha Beuttler, einer von Kloses erfahrensten Fahrern, hatte gemeinsam mit der Charkiwer Organisation "U.Prava" Hilfsgüter in die monatelang abgeschnittene Stadt transportiert.

Eine große Drogeriemarktkette spendet seither auch immer wieder Babynahrung, die Klose und sein Team in die Ukraine bringen. Die Helfer in Balaklija fielen auf, der gute Kontakt aus Deutschland machte die Runde, auch zum DSNS. Beuttler saß bald in Besprechungen mit den örtlichen Notfallspezialisten.

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Bisher für sechs Millionen Euro Hilfsgüter geliefert

Güter im Wert von sechs Millionen Euro seien über Wachtberg bisher in die Ukraine geflossen, sagt Klose. Jede Woche bricht ein Transport auf, der Verein verfügt dank Twitter-Kontakten permanent über zwei Kleintransporter mit Anhänger. Es gibt ein Netz von Fahrern, die jene Güter in die Ukraine bringen, die Helfer im Lager zusammengestellt haben. Klose selbst war bei elf Hilfstransporten dabei.

Noch in dieser Woche wird ein Transporter in Richtung der Flutgebiete fahren, er wird dann auch Geräte zur Wasseraufbereitung bringen. "Wir haben Kontakt zu einer Lebenshilfewerkstatt, die diese Filter zum Selbstkostenpreis herstellt", sagt Klose mit Verweis auf einen Kontakt, der auch aus Zeiten der Flut im Ahrtal stammt. Weit über 100 Filter waren bis zum Mittwochabend bereits finanziert.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Sascha Klose
  • Twitter
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