"Wissen nicht, was Russland tun wird" Selenskyj warnt vor Besuch von Putins Parade – Moskau reagiert

Am 9. Mai will Russland eine große Feier zum "Tag des Sieges" abhalten. Im Vorfeld spricht der ukrainische Präsident eine kryptische Warnung aus. Der Kreml reagiert prompt.
Wolodymyr Selenskyj hat Staats- und Regierungschefs davor gewarnt, an der Siegesparade in Moskau zum 80. Jahrestag der deutschen Kapitulation im Zweiten Weltkrieg teilzunehmen. "Wir wissen nicht, was Russland an diesem Tag tun wird. Es könnte verschiedene Maßnahmen ergreifen, wie Brände, Explosionen, und uns dann die Schuld zuzuschieben", sagte der ukrainische Präsident in einem am Samstag veröffentlichten Gespräch mit Journalisten unter anderem der Nachrichtenagentur AFP.
Kiew könne daher nicht für die Sicherheit der Besucher der Veranstaltung in der russischen Hauptstadt garantieren, sagte Selenskyj weiter. Das Gespräch mit ihm fand am Freitag statt, der Inhalt konnte aber erst am Samstag verbreitet werden.
Moskau reagierte prompt auf Selenskyjs Warnungen. Der Vize-Vorsitzende des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, drohte der Ukraine für den Fall eines Angriffs auf Moskau während der Feiern zum Sieg im Zweiten Weltkrieg. Niemand könne dann garantieren, dass die ukrainische Hauptstadt Kiew den 10. Mai erleben werde, teilte der Ex-Präsident und ehemalige Ministerpräsident am Samstag auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit.
Internationale Gäste in Moskau erwartet
An den Feierlichkeiten in Moskau sollen internationale Gäste wie der chinesische Präsident Xi Jinping und sein brasilianischer Amtskollege Luiz Inácio Lula da Silva sowie die Staatschefs unter anderem von Kasachstan, Belarus, Kuba und Venezuela teilnehmen.
Zu den Aussichten auf eine Waffenruhe zwischen der Ukraine und Russland sagte Selenskyj, er wolle keine "Spielchen" mit den kurzen Waffenruhen spielen, die der russische Präsident Wladimir Putin vorgeschlagen habe. Putin hatte für die Zeit rund um das Weltkriegsgedenken eine Waffenruhe zwischen 8. und 10. Mai angekündigt. Eine ähnliche Feuerpause hatte er zuvor bereits für die Ostertage verkündet.
"Es ist unmöglich, sich in drei, fünf oder sieben Tagen auf etwas zu einigen", sagte Selenskyj dazu und fügte an: "Seien wir ehrlich. Das ist Theater (Putins). In zwei oder drei Tagen ist es unmöglich, einen Plan für die nächsten Schritte zur Beendigung des Krieges auszuarbeiten. Das wirkt nicht seriös."
Medwedew spricht von "verbaler Provokation"
Selenskyj sagte zu Putins kurzen Waffenruhen weiter: "Niemand wird Putin dabei helfen, ein solches Spielchen zu spielen, um seiner Isolation am 9. Mai eine angenehme Atmosphäre zu verleihen und Putins Führungskräfte, Freunde und Partner, die aus dem einen oder anderen Grund auf den Roten Platz kommen werden, zu beruhigen und ihnen ein Gefühl der Sicherheit zu geben."
Medwedew bezeichnete Selenskyjs Äußerung als "verbale Provokation". Niemand habe Kiew um Sicherheitsgarantien für die Feiern am 9. Mai gebeten. "Selenskyj versteht, dass im Falle einer echten Provokation am Tag des Sieges niemand garantieren kann, dass Kiew den 10. Mai erleben wird", schrieb er.
Selenskyj nach Treffen mit Trump zuversichtlich
Die ukrainische Regierung fordert einen umfassenden und bedingungslosen Waffenstillstand – und hat sich für diesen Fall zu Gesprächen mit Russland bereiterklärt. Auch US-Präsident Donald Trump fordert nach Angaben des Weißen Hauses eine "dauerhafte" Feuerpause in der Ukraine.
Selenskyj äußerte sich in dem Interview auch zu seinem Gespräch mit Trump am Rande der Beerdigung von Papst Franziskus vor einer Woche. "Ich bin zuversichtlich, dass Präsident Trump nach unserem Treffen im Vatikan begonnen hat, die Dinge etwas anders zu betrachten. Wir werden sehen", sagte Selenskyj.
- Nachrichtenagenturen AFP und Reuters