Wutausbruch im Staatsfernsehen Russische Moderatorin rastet nach Explosion auf Krim-Brücke aus
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nach einer Explosion auf der Krim-Brücke droht Putin mit Konsequenzen für die Ukraine. Eine Moderatorin unterstützt den Kreml mit hitziger Propaganda.
Die Krim-Brücke gilt als "Achillesferse" der Russen, sie lässt sich nur schwer verteidigen. Zum zweiten Mal seit Kriegsbeginn kam es jetzt durch eine Explosion zu erheblichen Schäden. Zwei Menschen starben am Montag.
Russland macht die Ukraine für den Vorfall verantwortlich, spricht von einem "Terrorakt" durch ukrainische Kampfdrohnen. In einer Sondersitzung am Montag drohte Präsident Wladimir Putin mit Konsequenzen.
Auch im russischen Staatsfernsehen werden Bilder der kaputten Brücke gezeigt. Eine Expertenrunde debattierte am Montag zudem hitzig über die Hintergründe des "Anschlags". Man sei zu milde mit den Ukrainern gewesen und müsse das jetzt ändern, heißt es.
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Moderatorin Olga Skabeeva wütet im russischen Staatsfernsehen.
Grund dafür: Die Explosionen auf der Krimbrücke am Montag, durch die zwei Menschen starben. Ukrainische Drohnen sollen die Brücke angegriffen haben. Es wäre der zweite Anschlag auf die Brücke. Zu einem im vergangenen Herbst hatte sich Kiew bekannt.
Russland spricht jetzt von einem “ukrainischen Terrorakt” - das Staatsfernsehen reagiert mit Propaganda.
In einer Debatte warnt die Moderatorin vor einem weiterhin milden Umgang mit Ukrainern.
“Wir haben unsere Ziele nicht erreicht. Die Einwohner der ukrainischen Hauptstadt und des ganzen Landes haben immer noch Licht, Gas und Wasser. Nach ihrer ersten Attacke hatten sie Angst vor uns. Aber nachdem wir nicht reagiert haben, spucken sie uns ins Gesicht und sagen: „Ja, wir waren es und wir werden genauso weitermachen“.”
“Am Ende sind wir immer noch ein großartiges Land und sollten keinem Köter erlauben, uns zu verspotten. Was soll noch passieren, damit unser Land anfängt zu handeln?”
Dmitri Medwedew, der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates, erklärte am Montag: Die Hintermänner des Brücken-Angriffs, den Russland als „Terror“ betrachtet, müssten mit „unmenschlichen Methoden“ bekämpft werden.
Auch darauf nimmt Propagandistin Skabeeva Bezug.
“Medwedew, der uns derzeit vorschlägt, alle Kakerlaken zu finden, die sich verschanzt haben, sagte vor einem Jahr: Wenn sie die russische Krim attackieren, wird dort, wo einst Kiew war, ein großer Krater entstehen. Wir sollten handeln, statt nur zu reden.”
Der Vorfall an der Krimbrücke wird also für Propagandazwecke genutzt und als Vorwand genommen, weiterhin Ziele in der Ukraine anzugreifen. Derweil ist die Brücke für den Autoverkehr aus Russland in Teilen wieder freigegeben.
Die Debatte im russischen TV und welche Konsequenzen die Propagandistin fordert, sehen Sie oben im Video.
- Videomaterial von Reuters
- Video über Twitter / Julia Davis