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Markus Lanz in der Ukraine: "Das zerreißt dir das Herz"


Markus Lanz berichtet aus der Ukraine
"Ein Mädchen sitzt da mit zwei Prothesen, es zerreißt dir das Herz"

Von t-online
29.09.2023Lesedauer: 3 Min.
Der Kiewer Vorort Butscha im Sommer 2022: Der Ort war besonders schwer von den russischen Angriffen getroffen worden.Vergrößern des Bildes
Der Kiewer Vorort Butscha im Sommer 2022: Der Ort war besonders schwer von den russischen Angriffen getroffen worden. (Quelle: Dominika Zarzycka/imago)
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ZDF-Moderator Markus Lanz reist für eine Reportage durch die Ukraine. Im Podcast "Lanz&Precht" berichtet er von schwer gezeichneten Menschen.

Es sind erschütternde Schicksale, von denen Markus Lanz aus der Ukraine berichtet. Der ZDF-Moderator reist zurzeit für eine Fernsehreportage durch das von Russland angegriffene Land. Im Podcast "Lanz&Precht" berichtet er jetzt aus Kiew von ersten Begegnungen, die ihm "unter die Haut gegangen" seien.

Zum Beispiel mit Natalia und ihrer zwölfjährigen Tochter in Lwiw im Westen der Ukraine. "Diese Geschichte hat mich völlig umgehauen", erzählt Lanz. "Natalia machte die Tür auf und ich sah drei Prothesen: eine an ihrem linken Bein und zwei an den Beinen ihrer Tochter." Die beiden hatten die Großmutter vom Bahnhof abgeholt, auf dem Rückweg wurden sie Opfer eines russischen Luftangriffs. "Sie biegen um die Ecke und dann kracht es", schildert Lanz den Moment. "Und als sie wach werden, liegt die Großmutter tot über dem Mädchen, die Beine sind weg, die Mutter wird wach und merkt, mir fehlt auch ein Bein, und es beginnt ein unglaublicher Leidensweg."

Lanz trifft Jugendlichen aus Butscha

Nach einer notdürftigen Erstversorgung seien Mutter und Tochter schließlich bei Prothesen-Spezialisten in den USA in Behandlung gekommen: "Am Anfang wahnsinnige Schmerzen, sie gewöhnen sich daran, dann machen sie die Tür auf und du siehst, sie bewegen sich einigermaßen normal und trotzdem ist es so erschütternd. Ein junges Mädchen, das sein Leben vor sich hat, die sitzt da mit zwei Prothesen und es zerreißt dir das Herz", sagt Markus Lanz. Mutter Natalia habe zudem nicht nur ihre Mutter verloren, ihr Mann starb im Kriegseinsatz gegen Russland und ihr Ex-Mann an Krebs. "Diese Frau hat in kürzester Zeit unvorstellbar viel Hölle in ihrem Leben gehabt, dass du dich fragst, wie hält ein Mensch das aus, aber irgendwie geht das Leben weiter."

Beklemmend ist auch die Geschichte eines Jugendlichen aus Butscha, den Lanz beim Mopedfahren mit einem Freund ansprach. In dem Vorort von Kiew hatten russische Soldaten im April 2022 fast 500 Menschen gefoltert und ermordet. Der Ort wurde zum Sinnbild für die Grausamkeit des russischen Überfalls. "Ich kriege jetzt noch Gänsehaut, er erzählte in allen Details, wie er das erlebt hat", berichtet Lanz. "Wie sie sich im Keller verbarrikadiert haben und sich eingeredet haben, wenn die jetzt zur Tür reinkommen, bringen wir die alle um. Mit einem Jagdgewehr und ein paar Messern hofften die, gegen bis an die Zähne bewaffnete Mörder irgendwie bestehen zu können."

"Weiterleben ist quasi ein patriotischer Akt"

Das Haus der Familie habe zum Glück etwas abseits am Waldrand gelegen, sodass sie selbst von den Besatzern verschont blieben. "Aber dieser Junge hat die ganzen Toten dort gesehen, diese Menschen, die dort alle einfach hingerichtet wurden von diesen Bestien, man kann es nicht anders sagen", so Lanz. "Diese Bereitschaft zur Gewalt kann man sich nicht vorstellen und im Gesicht dieses Jungen sieht man, mit welcher Wucht das Grauen in das Leben der Menschen dort eingebrochen ist."

Doch Lanz berichtet auch von erfreulichen Eindrücken auf seiner Reise. Da sei zum Beispiel das Liebespaar, das jetzt erst recht heiraten und eine Familie gründen will – trotz der Gefahr, dass der Mann im Krieg stirbt. "Man fährt ja lange in der Ukraine, es ist ein riesiges Land, und du siehst, an jeder Ecke werden Häuser gebaut, es werden Restaurants besucht, es werden Kinder geboren, weiterleben ist quasi ein patriotischer Akt", sagt Lanz.

Er und sein Kamerateam wollen jetzt weiterreisen Richtung Mykolajiw und Cherson im Süden der Ukraine. "Wir wissen noch nicht, wie nah wir dort herankommen, die Front verläuft ja mitten durch die Stadt". Wann die Reportage ausgestrahlt wird, ist offen.

Verwendete Quellen
  • lanz-precht.podigee.io: Podcast "Lanz&Precht" Ausgabe 108
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