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Ukraine-Krieg: Kiew hofft auf Roboter-Armee


"Antwort auf feindliche Überlegenheit"
Ukraine hofft jetzt auf eine Roboterarmee


15.03.2024Lesedauer: 4 Min.
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Ein Themis evakuiert bei einer Übung des ukrainischen Militärs einen Soldaten: Das unbemannte Landfahrzeug kann auch für Angriffszwecke ausgerüstet werden. (Quelle: Mykhaylo Palinchak/imago-images-bilder)

Die Ukraine setzt zukünftig im Kampf gegen die russischen Angreifer auf mobile Landroboter. Die sollen ähnliche Vorzüge wie Luftdrohnen bringen. Doch die Sache hat einen Haken.

Drohnen spielen im Ukraine-Krieg eine entscheidende Rolle. Russische Kamikazedrohnen etwa setzen ukrainischen Städten zu. Immer wieder manövrieren sich einzelne Exemplare der kleinen unbemannten Flugkörper an der ukrainischen Luftverteidigung vorbei und treffen Kraftwerke und – allzu oft – auch die Zivilbevölkerung.

Vor allem aber nutzen Russen und Ukrainer Drohnen an der Front. Zu Aufklärungszwecken, besonders jedoch für Angriffe auf feindliche Stellungen mit Sprengladungen. Es hat ein regelrechter Drohnenwettlauf begonnen; die ferngesteuerten Fluggeräte ziehen in Schwärmen über den Frontlinien durch die Lüfte. Derzeit droht die Ukraine, dieses Rennen zu verlieren.

Dies ist womöglich ein Grund, wieso Kiew nun auch auf dem Landweg verstärkt auf drohnenartige Waffen setzen will. Der ukrainische Minister für digitale Transformation, Mychajlo Fedorow, verkündete in dieser Woche Pläne zur massenhaften Produktion von fahrenden Robotern, im Militärjargon auch "unbemannte Landfahrzeuge" genannt. Die von der ukrainischen Regierung ins Leben gerufene Spendenplattform "United24" kündigte an, Hunderte dieser Roboter für das ukrainische Militär kaufen zu wollen.

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"Es ist eine asymmetrische Antwort auf die numerische Überlegenheit des Feindes", sagte Fedorow. Soll heißen: Die Russen haben zwar mehr Soldaten, aber mit dem richtigen Kriegsgerät kann ein einzelner ukrainischer Kämpfer genauso effektiv sein wie mehrere Russen. Die Roboter könnten an der Front ähnlich entscheidend werden, wie es Drohnen derzeit sind, so der Minister. "Die Roboter haben sich erfolgreich auf dem Trainingsgelände erwiesen und werden in wenigen Monaten auf dem Schlachtfeld sein."

Für die Ukraine dürften die Fahrzeuge auch deshalb wichtig sein, weil die konventionelle Kriegsführung mit Artilleriegranaten ins Stocken geraten ist. Den ukrainischen Truppen macht seit Monaten der Munitionsmangel zu schaffen, westliche Unterstützer kommen derzeit nicht mit ihren Lieferungen hinterher.

Ukraine nutzt bereits Roboter

Schon jetzt setzen sowohl Russland als auch die Ukraine Landroboter an der Front ein, allerdings in begrenztem Umfang. Die Gefährte sind vielseitig verwendbar. Es gibt nur spärliche Informationen darüber, wofür das ukrainische Militär sie genau nutzt. Video- und Fotoaufnahmen zeigen aber, dass es mit den Robotern Minen legt und Kamikazeangriffe durchführt, in denen sich die mit Sprengladungen bestückten Gefährte bei Ankunft an ihrem Ziel selbst in die Luft jagen.

Der estnische Waffenhersteller Milrem Robotics lieferte der Ukraine mit deutscher Finanzierung 2022 14 Exemplare seines Themis. Das Kettenfahrzeug kann Soldaten evakuieren, aber auch mit Geschützen ausgerüstet werden, um Angriffe durchzuführen.

Laut Fedorow sollen die derzeit in der Entwicklung steckenden Roboter Minen legen und entschärfen, Angriffe durchführen und sogar verletzte Soldaten evakuieren können. "United24" veröffentlichte Fotos von größeren Fahrzeugen, die mit Tragen ausgestattet sind.

Spielzeugautos und Minipanzer

Unbemannte Landfahrzeuge sind nicht neu. Bereits im Zweiten Weltkrieg setzte die Sowjetunion erstmals ihre Teletanks ein. Die funkgesteuerten Fahrzeuge ähnelten in ihrer Form und grundsätzlichen Handhabung modernen Landrobotern, waren aber deutlich größer. Nazideutschland brachte seinerseits den Goliath auf das Schlachtfeld, der eine Reichweite von bis zu eineinhalb Kilometern hatte. Mit seinen beiden Antriebsketten sah der Goliath aus wie ein Miniaturpanzer.

Moderne Exemplare gibt es in verschiedenen Bauformen, sie reichen von kleinen, wendigen Gefährte, die ferngesteuerten Spielzeugautos ähneln, bis zu kleinen panzerartigen Fahrzeugen. Auch Künstliche Intelligenz spielt bei der Entwicklung von Landrobotern zunehmend eine Rolle.

Milrem Robotics brachte kürzlich eine Variante des Themis auf den Markt, die mit einem Maschinengewehr ausgerüstet ist, das automatisiert Ziele erkennt und auf diese feuert. Israel stellte wiederum vor wenigen Monaten Robust vor, ein fünf Tonnen schweres gepanzertes Gefährt, welches sich eigenständig mit ähnlicher Software manövriert, wie sie in selbstfahrenden Autos zum Einsatz kommt.

Das Problem: Landroboter sind komplexer und teurer

Die Ukraine erhofft sich von den Landrobotern ähnliche Vorteile, wie sie auch Luftdrohnen mit sich bringen. Sie machen Angriffe auf feindliche Stellungen möglich, ohne dabei selbst die eigenen Truppen in Schusslinie zu bringen. Frank Sauer, Experte für autonome Waffensysteme von der Bundeswehruniversität in München, glaubt, dass die Ukraine sich als Einsatzgebiet für Landroboter anbietet. "Die Topografie in Teilen der Ukraine mit viel flacher und wenig bewachsener Fläche scheint mir, anders als urbanes Gelände, eher günstig für den Einsatz solcher Drohnen", sagte Sauer kürzlich dem "Spiegel".

Doch die Entwicklung von Landrobotern ist laut Militärexperten deutlich komplexer und kostspieliger als die von Drohnen. Das liegt zum einen daran, dass Land von Natur aus ein schwieriger zu navigierendes Terrain ist als Luft. Es gibt mehr Hindernisse, außerdem fehlt den Bodenfahrzeugen die Übersicht aus der Vogelperspektive, wie Drohnen sie haben.

In der Ukraine arbeitet deshalb das im vergangenen Jahr gegründete Technologiecluster "Brave 1" mit Hochdruck an der Roboterproduktion. Derzeit befinden sich dort eigenen Angaben zufolge 140 verschiedene Exemplare in der Entwicklung, 96 davon sind erfolgreich getestet worden. Darunter sind nicht nur Fahrzeuge, sondern auch stationäre, ferngesteuerte Maschinengewehre. Brave 1 tue "alles, um die Produktion von Robotern anzutreiben", sagte Minister Fedorow. "Das wird helfen, das Leben und die Gesundheit ukrainischer Soldaten zu schützen."

Verwendete Quellen
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